Nazareth im Hirsch, Nürnberg – wenn man nochmal 16 wird!
Obwohl es mitten in der Woche ist, ein regnerischer Dienstagabend, ließ sich das doch teilweise betagte Publikum nicht davon abhalten, im Hirsch abzufeiern.
Man merkte schon rein optisch, aus welchen Jahrzehnten die Fans kamen, es ließ sich nicht verbergen, Hardrocker aus den 70ern waren angesagt.
Nazareth, gegründet 1968 und weltweit mit 30 Millionen verkauften Platten, da weiß man, was einen erwartet und worauf man wartet. Supportet wurden sie von The Ground Shaker aus der Schweiz und der nicht unbekannten Karlsruher Band Sons of Sounds.
The Ground Shaker ließen den Boden beben!
Ein wenig zu laut, wohl aufgrund nicht optimaler Technik-/Akustikeinstellungen, wurde es gleich zu Beginn mit den The Ground Shaker. Zumal die Jungs auch richtig loslegten. Knallharter, moderner Heavy- Rock, begleitet von der rauen, kräftigen Stimme von Giro, der eine sehr breite Stimmrange und Timbre zeigte.
Sehr tief gestimmte Gitarren, derbe Riffs und das Schlagzeug prügelte heftig durch. Man spürt nur noch Rhythmus und Hardrock. Ein Mischung aus melodischem Hard-/Alternativrock und eingängigen, einprägsamen Refrains. Eine gute Vorstellung der Band und das anfängliche Fremdeln verging ein Song nach dem anderen. Zur Band gehören Giro Reign an Gesang und Gitarre, Dav Elgins ebenfalls Gitarre, Vortex Ram am Bass und Bat Ducoras an den Drumsticks.
Neues Album – einmal komplett!
Sons of Sounds kannte ich persönlich schon und sie sind nun auch keine Unbekannten mehr am Rockfirmament. Das 7. Album SEVEN kam am 11.11.2023 heraus und die Jungs spielten es komplett runter und überzeugten. Außergewöhnlich an der Band: die drei Brüder aus Nowosibirsk -die Eltern beide Musiker/Musiklehrer- kämpften sich 15 Jahre lang nach oben. 2021 gesellte sich Marc zu ihnen. “Marc Maurer ist Producer, Songwriter und Multiinstrumentalist und ein alter Weggefährte der Sons of Sounds. Marc nahm den Platz des vierten Bruders in der Band ein.”(HP der Band)
Und die Band hob ihr spielerisches Niveau vom blutsverwandten Rock-Trio auf die nächsthöhere Ebene ihres Schaffens- Das Masterlass-Quintett!
YouTube-Videos ihrer Songs mit über 100.000 Klicks und eine kontinuierlich wachsende Fanbase auf Facebook und Instagram zeugen davon.
Die Sons of Sounds verstehen es, sie zeigen, dass sie die Bühne lieben und leben.
Sei es auf dem Knock Out Festival, gemeinsam mit Halloween und Pretty Maids, dem Rock of Ages Festival mit Kim Wylde, Marrillion und Saga.
Insgesamt spielten sie mehr als 350 Konzerte in Deutschland, Italien, der Schweiz und den USA.
Das Publikum im Hirsch haben sie auf jeden Fall begeistert und der Merch Stand wurde dann auch reichlich „geplündert“. Tapfer hielten die Jungs bis weit nach dem Nazareth Konzert mit Signing und netten Gesprächen und Fotos durch. Eine sehr empathische, nahbare Band, die es hoffentlich noch sehr weit bringen wird.
Dream on – nicht nur geträumt!
Auf den Höhepunkt des Abends ließen die Musiker von Nazareth ein wenig warten, angespannt wurden sie erwartet. Durch kräftigen Applaus und Rufe aus dem Publikum war es endlich so weit. Ein wunderschöner Instrumentaltitel – schottische Klänge aus der Heimat – stimmten alle auf die Band ein.
Als wären sie noch immer die jungen Helden, die in den 70er die Welt begeisterten, kamen die „alten” Herren, angeführt von Pete Agnew (77), auf die Bühne. Sänger Carl Sentance (seit 2015), rein optisch immer noch im Stil der 70er und natürlich dunkel geschminkte Augen und Nagellack – düster und doch so sympathisch.
Nazareth fielen zu Beginn ihrer Karriere durch eine unangepasste Optik auf. Ihr düsteres Auftreten, ausgewaschene Jeans, Dreitagebärte und zottelige dunkle Haare, missfiel ihrem Management ab 1970, weil es die Gruppe zu dem Zeitpunkt lieber zwischen gerade sehr erfolgreichen Glam-Rock-Gruppen wie Slade, The Sweet und T. Rex platzieren wollte.
Souverän spielten sie 16 Songs durch und der Hirsch tobte, tanze, feierte und sang textsicher mit. Es war eine mega Party und man konnte, wollte nicht glauben, wie alt die Protagonisten da auf der Bühne sind. Voller Power, Esprit und Profession zeigten sie das komplette Repertoire. Und es gab sicher Herzschlagmomente bei „Dream on“ und „Love Hurts“ (nicht nur bei den Ladies). Der Drummer, Sohn von Pete Agnew als Jüngster der Band, gab alles.
Glücklich strahlend standen alle am Ende auf der Bühne und wurden verdient gefeiert.
Ohne Pause ging es für Carl dann sofort zum Merch, wo er unermüdlich für jeden ein liebes Wort, Autogramme und Bilder lieferte.
Resümee des Abends: der Hirsch hat wieder einmal gerockt und es war einfach ein genialer Abend, ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst.
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Obwohl ich schon über 60 bin, bin ich tief im Herzen ein verrücktes und junggebliebenes Wesen. In den 60ern im Osten geboren, seit 1980 in Tschechien gelebt, bin ich dort in den 80ern zum Metal gekommen. Irgendwann in den 90ern habe ich eine Dekade Gothic und Mittelalter durchlebt, um dann doch wieder voll auf Metal umzusteigen.