Beyond the Black live in Geiselwind – grandios und überwältigend
Schon gut zwei Stunden vor dem Start sammelte sich eine bunte Mischung aus wartenden Menschen jeden Alters vor der MusicHall, die sich auf einen grandiosen Abend mit Beyond the Black freuten. Von Teenagern bis zu 70-Jährigen tummelten sich drei Generationen voller Vorfreude und Ungeduld in der Schlange. Nach langem Warten wurde schließlich mit etwas Verspätung ein melodischer Start ins Programm eingeleitet: dunkle Bühne, bunte Stroboskoplichter. In einem puppenhaften Glitzerkleid, ähnlich einer Elfe anmutend, betrat Jessie Williams, Sängerin von Ankor, die Bühne. Begleitet von kraftvollen Gitarrenriffs sang sie mit hoher Stimme und wechselte dann unerwartet zum tiefen Growl des „Holy Wolf“. Ein Kontrast, der bei ihrem Anblick niemand erwartete. Wie ungezügelte Kinder tobten der Bassist und die Sängerin über die Bühne. Es gab kein Halten mehr im Publikum, alles klatschte und feierte die jungen Spanier.
Unscheinbar, unüberhörbar
Es war für niemanden vorhersehbar, wie energetisch und kraftvoll diese zierliche Person auf der Bühne agierte. Sie präsentierte gemeinsam mit der Band eine herausragende Vorstellung, ohne Anzeichen von Erschöpfung zu zeigen. Trotz ihrer tiefen Growls blieb ihr Gesang stets melodisch und gelegentlich sogar melancholisch, balladesk oder verträumt. Schließlich bewegte sie sich nur noch springend und hüpfend im Wettstreit mit dem Publikum. Spanisches Feuer und erstklassiger Metal wurden mit Anmut präsentiert. Das Publikum forderte lautstark eine Zugabe, die mit einem fantastischen Schlagzeugsolo von Eleni Nota begann. Nachdem sie noch zwei Songs gespielt hatten, endete die Vorstellung mit einer bewegenden Verabschiedung, begleitet von hunderten Handylichtern im Takt zu „Venom“. Obwohl völlig außer Atem, verabschiedete sich Ankor sehr herzlich und trug somit maßgeblich zur Aufwärmung des Publikums für den Headliner bei. Ein großes Dankeschön an Ankor!
Die Ruhe vor dem wahrhaftigen Paukenschlag
Hinter einem schwarzen Vorhang verborgen war der Umbau für das Konzert von Beyond the Black, das Symphonic Metal versprach und sich ein wenig hinzog. Ein eindrucksvoller Start, mit Paukenschlägen aus dem hinteren Teil des Publikums. Jennifer Haben wurde von zwei Mönchen mit Lichtschwertern zum Auftritt geführt. In einem wunderschönen anmutenden schwarzen schlichten Kleid mit Federschmuck begrüßte sie das jubelnde Publikum. Während „Dancing in the Dark“ erklang, stimmte die MusicHall textsicher ein. Mit drei Gitarren im Vordergrund entstand ein perfektes Bühnenbild, welches durch eine faszinierend aufregende Licht- und Projektionsshow zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde. Schlichtweg beeindruckend! Es folgte ein Hit nach dem anderen: „Halleluja“, „Songs of Love“ und „Death“, sowie zahlreiche andere ihrer großartigen Lieder. Jedes einzelne stellt ein Kunstwerk für sich dar. Häufig fanden sich zarte, leise Töne wieder. Beinahe a cappella, um dann nach einem Gitarrenfeuerwerk kraftvoll weiterzugehen. Ihre helle Stimme bildete einen perfekten Kontrast zur dunklen Stimme von Chris Hermsdörfer. Sie ergänzten sich auf ideale Weise zu einer wundervollen Symbiose.
Emotionen und Gänsehaut pur
Eine tiefrote Bühne, die wie von Lava-Glut erhellt wirkte, eine glockenhelle Stimme mit leicht paganem Einschlag, sowie irisch anmutende Melodien. Jennifer und Chris lieferten sich wiederholt lebhafte Duelle auf der Bühne. Während des Songs „Wide Awake“ sang die umfangreiche Fangemeinde fehlerfrei mit. Beyond the Black kann zweifellos zu den Großen gezählt werden und ihre grandiose Show kann sich mit ihnen messen. Als Jennifer dann gemeinsam mit Chris erneut vor dem Publikum auftrat, herrschte Stille, gepaart mit atemberaubender Spannung. Sie spielte ein Klaviersolo, begleitet von ihrem Gesang. Später folgte ein emotionales Duett zwischen den beiden. All dies in einem schlichten roten Kleid, inmitten des Publikums auf einem Podium. Kurz darauf wieder auf der Bühne faszinierte sie in einem edlen, erotischen und doch elegantem schwarzen Ensemble. Song auf Song brachten sie die MusicHall zum Kochen. „When Angels fall“, „Marching on“, „Shine and Shade“. Es nahm kein Ende!
Natürlich gab es auch herzliche Dankesworte ans Publikum und auch dafür, dass sie nun schon zehn Jahre auf der Bühne gefeiert werden. Nach knapp 20 Titeln überwältigte sie noch einmal mit einem neuen Bühnenoutfit mit schwarzen Flügeln, um „In the Shadows“ zu performen. Umwerfender konnte man eine Show nicht beenden! Resümee des Abends: grandios und überwältigend, kann man gerne auch zwei- oder dreimal anschauen.
Hier haben wir noch einige Eindrücke von diesem Abend.
Alle Bilder von Ferdinand Lippert
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Obwohl ich schon über 60 bin, bin ich tief im Herzen ein verrücktes und junggebliebenes Wesen. In den 60ern im Osten geboren, seit 1980 in Tschechien gelebt, bin ich dort in den 80ern zum Metal gekommen. Irgendwann in den 90ern habe ich eine Dekade Gothic und Mittelalter durchlebt, um dann doch wieder voll auf Metal umzusteigen.