Woodstock oder Studium: Weibliche Ikonen der Rockgeschichte

Gianna Nannini | Foto: Stefan Brending, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de

Janis Joplin

Eine Ikone der 60er Jahre: Rockmusik und Blues bestimmten ihren Weg.

Janis ist sicher nicht das Vorbild vieler Eltern, welches sie sich für ihre Töchter wünschen würden, ich jedoch sehe diese junge Frau als einzigartig und irgendwie schon als Vorbild für wichtige Werte.

Songs wie „Me and Bobby Mc Gee“ und„Piece of my Heart“ wurden zu den unvergessenen Klassikern. Sie wurden unzählige Male gehört, gespielt und nachgesungen. Ihr zweites Soloalbum PEARL, welches nach ihrem Tod erst veröffentlicht wurde, hielt sich in den USA neun Wochen lang auf Platz 1 der Charts. Es verkaufte sich mehr als 4 Millionen Mal.

Der Auftritt beim legendären Woodstock-Festival, das Rauchen und Whiskey trinken, gehörte wohl zu ihrem Image. Sie war drogensüchtig und auch alkoholabhängig. Und trotzdem ist sie eine Stilikone. Sie verkörperte die Hippiekultur, wie sonst niemand, den Geist und den Sound der 60´s und sie gehört zum Klub 27.

Woodstock oder Studium? „Du bist das, womit du dich zufriedengibst.“

Joplin war aber auch der erste weibliche Rockstar in einer von Männern dominierten Szene, und sie gab in den Bands den Ton an. Dass die Rockmusik ausgerechnet dieser Zeit sexistisch war, ist vielleicht verwunderlich, sie jedoch repräsentierte die sexuelle Freiheit und rebellierte so gegen traditionelle Werte. Dennoch waren in vielen Texten die Frauen immer noch das Sex-Objekt und weibliche Performerinnen gab es eher selten bis gar nicht.

Die meisten Sängerinnen der 50er und 60er waren wohl eher Stereotypen, eher unschuldig und süß. Die Texte weniger tiefgreifend. Janis jedoch brachte eine neue Art Weiblichkeit auf die Bühne und in die Köpfe der Menschen. Sie wollte weder süß klingen, noch hübsch aussehen, und sie gab sich auch keine Mühe so je zu werden.

„Ich war ein Außenseiter. Ich habe gelesen, ich habe gemalt, ich habe nachgedacht. Ich habe Ni**** nicht gehasst.“

Sie wurde zu einer Art feministischen Heldin, sie überschritt Geschlechtergrenzen. Es war ihr egal, ob ihre Haare gestylt oder sie ein Püppchen Make-up tragen solle. Sie stand für genau das, was die Frauen angeblich wollten. Sie sagte mal: Wenn man sich nicht damit begnügt, jemandem das Geschirr zu waschen, kann man das sein, was man will. Janis war keines dieser Schönheitsideale, sie war klein, pummelig und hatte als Teenager viele Pickel. Laut ihrer Schwester wurde sie in der Schule deswegen sogar gemobbt.

Nicht viele wissen, dass sich hinter dem wilden Lebensstil der jungen Janis und ihrem scheinbar großem Selbstbewusstsein auf der Bühne eine offenbar verletzte Seele verbarg. Die Anfeindungen begannen demnach bereits in der High School und wurden auch auf dem College nicht wirklich besser. Sie benahm sich einfach nicht so, wie Frauen sein sollten, sie fluchte und schimpfte laut und war nicht zimperlich in ihren Äußerungen, so erinnerte sich ein Schulfreund. Und auch wenn sie nach außen immer hart und stark wirkte, so habe es doch viel gegeben, was ihr wirklich zusetzte.

Vorbild und Inspiration

Zahllose Frauen und Musikerinnen nach ihr fühlten sich von Joplin inspiriert, bis in die Gegenwart. Pink sagte: Sie habe keine Angst vor ihrem Schmerz und ihrer Wahrheit gehabt. Janis Joplin wurde 1995 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.

Eine der wichtigsten musikalischen Inspirationen für folgende Musikerin war ebenfalls Janis Joplin. Gianna Nannini: Sie bedauerte, dass alle über Joplin wegen ihrer Drogensucht hergefallen seien, anstatt ihr als Sängerin echte Anerkennung zu geben.

Gianna Nannini

In Ihrer Autobiografie schrieb sie, dass am Anfang Ihrer Karriere alle zu ihr gesagt haben: “Du musst ins Bett springen mit einem guten Produzenten.” Und sie habe geantwortet: Auf keinen Fall! Meine Großmutter hat mir immer gesagt, mach das bloß nicht! Sorry, aber das bin ich nun mal nicht.

War das eventuell der Auslöser für ihr Plattencover vom ersten Erfolgshit „America“, auf dem sie nämlich die Fackel der Freiheitsstatue gegen einen Vibrator austauschte, jedenfalls gelang es ihr, damit die volle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Das Cover löste in den 80er Jahren einen handfesten Skandal aus. Vor allem im bis heute konservativen Italien. 40 Jahre später haben wir endlich eine #metoo Kampagne

Ich bin wie eine alte Stradivari

Ihre rockige, kratzige Stimme ist unverkennbar und zusammen mit Eduardo Bennato gab es dann das eine bis heute unvergleichliche Duett, der Song welcher zur Eröffnung der Fußball-WM im Jahre 1990 gespielt wurde. „Un estate italiana

Gianna studierte Klavier, Literaturwissenschaften und Philosophie. Auch hat sie sich in mehrere ethnische Kulturen eingearbeitet. Dabei war gerade Janis Joplin für sie ein gutes Beispiel für die Rockmusik. Kurz gesagt, sie hat versucht, herauszufinden, wie die Gestik der Bewegung den Gesang beeinflusst. Man muss wirklich fit sein, um seiner Stimme sicher zu sein, man muss seinen Körper spüren und kennen. Gianna machte also sehr viel Sport, unterschied dabei aber gern zwischen Sport und einemnaja wie nennt man dasTribal Dance? So studierte sie die Bewegungen von Janis Joplin in einem Tribal Context.

Erfolge, aber auch Depressionen zeichnetentrotz oder gerade wegen der ErfolgeIhren Weg. Sie selbst nennt sich pansexuell, was für alle Formen der Liebe steht, das ist so groß, das kann man nicht anrühren, so Gianna. Nannini lebt heute mit ihrer Tochter und ihrer Partnerin in London.

Zitate aus einem Interview (Quelle: TAZ)

„Liebe macht uns stark und verletzlich, oder?“

„Ja. Aber mir gefällt das auch, weil Fragilität ein Ausdruck der Rockmusik ist. Der wunde Punkt einer Person ist oft auch der stärkste. Wenn du Lieder schreibst, hat es manchmal keinen Sinn, deinen wunden Punkt zu verstecken.“

„Berühmt geworden sind Sie als feministische Rebellin – große Stimme, großes Herz, ganz viel Mut. Aber das war alles nicht immer einfach, oder?“

„Nein. Mit 18 wollte ich nur weg von zu Hause, von Siena. Ich bin nach Mailand gegangen. Für meine Musik. Ich habe damals auch mit Patienten in psychiatrischen Krankenhäusern gearbeitet, ich wollte helfen, aber wir haben schnell gemerkt, dass wir selbst mehr Probleme hatten als die Leute im Hospital. Das war immer mein Traum – als Psychologin zu arbeiten. Auf meinem ersten Album habe ich eines der Lieder einer Frau gewidmet, die in der Psychiatrie war. Wir hatten in den 70er Jahren eine große anti psychiatrische Bewegung in Italien.“

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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Ich bin Tati aus dem grünen Herzen Deutschlands. In einer Musikerfamilie aufgewachsen, war es mir schon immer wichtig, die richtigen Töne zu finden. Ob in Wort oder Schrift, ob im Gesang oder in der Poesie. Jedes Genre und ein jeder Stil war mir willkommen. Und genau das hat mich in meiner Jugend geprägt und bis heute begleitet.