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Vergessen und verstaubt – nicht mit uns! Heute Buchstabe F – Full Speed Ahead – UNCHAIN THE CHAINED

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Foto: Jörg Hentzgen

Heute reisen wir ins Jahr 2002 zurück und begrüßen die Leipziger Old-school Hardcore Band Full Speed Ahead mit ihrem Album UNCHAIN THE CHAINED. Ihr bis dato zweiter Longplayer ist durchweg ein Hit an Hit Album. Nicht zuletzt aufgrund zweier Titel. Zum einen „Fight Club“ und zum anderen „Good Night, White Pride“. Letzteren darf man gerne zu den besten Hymnen des Hardcore zählen. Um euch einen Vergleich zu geben: Agnostic Front mit ihrem „Gotta Go“ gehören ebenfalls dazu.


Die Bandgründung

Full Speed Ahead haben sich im Jahr 1994 gegründet. Alle Player in der Band waren vorher schon gute Freunde und kannten sich von der Schule oder Clique. 1991 erlebten sie ihre erste beeindruckende Hardcore-Show im Club Conne Island, der damals noch Eiskeller hieß. Es entstand der Wunsch, selber aktiv zu werden und die angestauten Gefühle durch eigene Musik zum Ausdruck zu bringen. Im Herbst 1995 hatten Full Speed Ahead ihr Debüt als Band und ab da an ging es mit voller Kraft voraus.

Foto: Full Speed Ahead

Die Musiker

Zum Zeitpunkt von UNCHAIN THE CHAINED bestand die Band aus Sänger Stefan Fabich, Martin Handrow am Schlagzeug, Bassist Robert Seyferth und Gitarrist Marcus Daniel. Das Album, wie auch ihr 99-er Debüt 04277 NEVER SLEEPING und das 2007-er ALL IN TIME wurden über Halb 7 Records veröffentlicht.

Tracklist

  1. Unchain the Chained
  2. Life Hurts
  3. Free Fall
  4. Knowledge Means Power
  5. I Condemn
  6. Good Night White Pride
  7. Runnin’ Roit
  8. Fair Sentence
  9. Red Star
  10. Silver and Gold
  11. For Us 4

Foto: Jörg Hentzgen

Das Album Fazit

Mit ihrem zweiten Album katapultierten sich Full Speed Ahead in die Top 10 der deutschen Hardcore Szene. Von Anfang an wird abwechslungsreich geballert und tief in die Stilkiste gegriffen. Mit brachialen bis Oi!-lastigen sing along Gesängen und Refrains, die zum Gruppenzwang Gesang und Violent Dancing führen, über klassische nicht übertriebene Breaks und Hooklines, boten und bieten die Leipziger das volle Konsumbrett, welches man auf dasselbe Treppchen mit Biohazard stellen dürfte. Kein Song ist einem anderen unterlegen. Beide oben genannten Titel waren schon den Kauf wert. Besondere Erwähnung gebührt dennoch dem Cock Sparrer Cover „Runnin’ Riot“, der live die Bühne mit gröhlenden Fans füllen ließ. Zum anderen, trotz meines Nichtinteresses an Fußball, würde ich am liebsten bei „Red Star“ ins Stadion gehen und den 12. Mann spielen. Last but not least haben wir noch „For us 4“. Durch seine ständig wechselnden Tempos und Stile, inklusive der Blasinstrumente, macht die Fan-, Dankes- und Bandhymne das Albumende zu einem Happy End und führt zum Klick auf die Rotationstaste. Hätten wir damals schon existiert, ständen hier 10 von 10 Punkten.
Leider haben sich Full Speed Ahead nach ihrem dritten Longplayer und 15 Jahren Bandgeschichte aufgelöst. Warum und wieso, das durften wir bei Stefan nachfragen. Doch zuvor noch ein bisschen Oldschool Hardcore.


Das Interview mit Sänger Stefan Fabich

Foto: Full Speed Ahead

VRR: Aus welchen Gründen hat sich F.S.A. aufgelöst?

Stefan: Die Entscheidung zur definitiven Auflösung von F.S.A. war für mich ein sehr schwerer Schritt. Aber rückblickend logisch und richtig. Schon Jahre zuvor begann der Prozess der Auflösung. Er war bedingt durch verschiedene Veränderungen. Zuerst verließ unser Bassist Robert die Band und später, 2007, unser Schlagzeuger Martin. Also blieben Marcus und ich von der Originalbesetzung übrig. Marcus lebte aufgrund seiner Arbeit zu dieser Zeit schon nicht mehr in Leipzig. Damit wurde es für uns schwieriger, regelmäßig zu proben. Wir stellten uns zwar neu auf, aber durch den Wechsel fehlte vielleicht auch so etwas wie Herzblut. Irgendwann empfanden wir es so, dass wir unserem Anspruch nicht mehr gerecht werden konnten. Daher war es dann die logische Konsequenz F.S.A. zu beenden.

VRR: Was machst du momentan an Musik? Und weißt du, was deine damaligen Kollegen jetzt machen?

Stefan: Noch im Jahr der Auflösung von F.S.A. 2009 startete ich ein neues Bandprojekt mit neuen Herausforderungen. Nur durch die neue Band konnte ich von Full Speed Ahead loslassen. Naja und seit 2009 gibt es nun Sympathy for the Devil und musikalisch ist es mehr Metal als Hardcore. Bei diesem Projekt kann ich all meine F.S.A. Erfahrungen einbringen und neue Visionen umsetzten. Meinen damaligen Kollegen geht es so weit ganz gut. Marcus lebt seit vielen Jahren in den USA, Robert im Norden von Deutschland und Martin sowie Heavy sind noch in der nahen Nachbarschaft. Heavy (Hendrik Zeltner), der ja 2003 unsere Band als zweiter Gitarrist komplettiert hatte, ist ebenfalls noch aktiver Musiker. Er spielt bei Myra. Solltet ihr unbedingt einmal checken, falls ihr die nicht eh schon kennt. Eine absolute Instanz in der Szene.

Foto: Jörg Hentzgen

Good Night White Pride – Keine Macht den Nazis

VRR: Mit F.S.A. habt ihr zu den ersten Members der Kampagne „Good Night White Pride“ gehört und auch einen wunderbaren Song dazu beigetragen. Was war zuerst da? Der Song oder die Kampagne? Und was waren eure Beweggründe, dort mitzumachen?

Stefan: Zuerst gab es die Kampagne und aufgrund der Kampagne hatten wir dann die Idee, den Song zu schreiben. Es geschah unmittelbar und zur selben Zeit. Ich glaube, es ist der bedeutendste Song, den wir geschrieben haben. Die Kampagne Good Night White Pride war zu der Zeit dringend notwendig. In den Clubs tauchten immer wieder Nazis auf und versuchten, die Hardcore Szene zu unterwandern bzw. zu beeinflussen. Es brauchte aus unserer Sicht ein klares Zeichen, um sich besser abgrenzen zu können und um sich zu schützen. Eine Vielzahl von Bands und Clubs in Sachsen haben sich bei dieser Aktion beteiligt und ab sofort Veranstaltungen organisiert, die unter dieser Kampagne gelaufen sind. Der riesige Zuspruch und die Entwicklung mit der rasanten Ausbreitung dieser Kampagne war nicht abzusehen. Dass wir als Band bei dieser Entwicklung und Etablierung in der Szene ein wichtiger Anteil geleistet haben, macht mich immer noch sehr froh und auch stolz.

VRR: Was war das Schönste oder Beste daran, Teil von F.S.A. und der Hardcore Bewegung zu sein?

Stefan: Ich würde sagen es war ein Geben und Nehmen in der Szene. Wir haben uns verwirklicht, viel Energie gelassen und damit Menschen erreicht. Dafür haben wir viel Freude, Anerkennung und Zuspruch erhalten, sodass wir gerne auf die Zeit zurückblicken. Wir durften in so vielen coolen Clubs in den 15 Jahren spielen. Das hat uns nachhaltig geprägt.

VRR: Herzlichen Dank, Stefan, für deine Zeit. Nun darfst du an unsere Leser noch etwas loswerden. Alles, was du ihnen sagen möchtest. Bitte schön.

Stefan: Ich danke euch, dass wir dieses Interview führen können. Ich finde es klasse, dass ihr so Bands noch einmal die Möglichkeit gebt, aus der Versenkung zu erscheinen. Vielleicht gibt es ja Leser, die sich dadurch angesprochen fühlen und Full Speed Ahead für sich neu entdecken. Natürlich würde ich mich auch riesig freuen, wenn gleichzeitig das Interesse an meiner „neuen“ Band Sympathy for the Devil geweckt wurde. Vielleicht checkt ihr mal unsere Videos und wir sind immer auf der Suche nach Shows.


Ende dieses Jahres erscheint endlich unser erstes Album auf Unity Worldwide Records. Die Record Release Party ist geplant im Dezember in Leipzig im Naumanns. Da freue ich mich schon wahnsinnig darauf, unser langersehntes Album zu präsentieren. Danke liebe Leser*innen für die Aufmerksamkeit. Bleibt alle gesund und munter!
Stabile Grüße aus 04277 X Atchet Ahead X

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.

Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.

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