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Neurotox Schlagzeuger Mike verabschiedet sich

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Seit Jahren begleiten wir den Werdegang der Punkrocker Neurotox. Wir haben zusammen gelacht, zusammen geweint und schon einigen Albumreleases entgegengefiebert. Über die Jahre schweißt der gemeinsame Weg zusammen und umso schwerer fällt der Abschied, wenn sich jemand aus dem Musikzirkus verabschiedet. Unser langjähriger Wegbegleiter und Freund Mike traf für sich eine schwere Entscheidung. Er räumt seinen Platz hinter den Drums und verlässt Neurotox. Nachdem er bei der offiziellen Verabschiedung auf unserem 5 Jahre Vollgas Richtung Rock Event keinen Ton herausbekam, wollten wir ihm hier noch ein letztes Mal die Gelegenheit geben, Lebewohl zu sagen.

Emotionale Umstände

VRR: Wie schwer fiel die Entscheidung, Neurotox zu verlassen und wann hast du sie für dich final getroffen? Kam die Nachricht überraschend oder hat sich das Ganze schon länger abgezeichnet?

Mike: Ja, das ist total schwierig zu sagen. Seit Beginn an war ich immer der, der am wenigsten Zeit hatte. Da kommen ein paar Faktoren zusammen. Als ich 24 war (2014), hatte mein Vater einen schweren Unfall, wobei er leider ums Leben kam. Ab dem Tag habe ich die Firma übernommen und mich um meine Familie gesorgt. Es war eine sehr schwere und harte Zeit und die hat vor allem viel Schweiß gekostet. 2018 hatte meine Mutter einen schweren Unfall und braucht seitdem sehr viel Liebe und Unterstützung im Alltag.

Beruflich bin ich meinen eigenen Weg gegangen und habe mich im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Als ich 2019 zu der Band gestoßen bin, da war die Firma gefühlt noch halb so groß wie sie heute ist. Ich war noch kein Familienvater und die Fernsehwelt war noch ganz weit weg. Im Laufe der Zeit lief die Firma immer besser. Ich konnte mein Team von drei Mann auf zehn erweitern und arbeitete immer fester mit Sidney Hoffmann zusammen (PS-Profis), der mich mit in die TV-Szene gebracht hatte. 2020 kam unser ältester Sohn zur Welt und in 2023 unser zweiter Sohn. Mittlerweile habe ich eine eigene Sendung und bin in diversen TV-Formaten zu sehen. Die Familie und die Firma nehmen aktuell sehr viel Zeit in Anspruch. Für mich ist es wichtig, für meine Kids da zu sein, sie mit aufwachsen zu sehen und vor allem Zeit mit ihnen zu verbringen.

Ich habe sehr, sehr lange mit mir gerungen, die Band zu verlassen. So eine Band auf dem Level, da muss man Zeit investieren, egal ob es die Proben sind, Foto-Shootings, Videodrehs, neue Alben bzw. Lieder einspielen, Studio, Festivals, Auftritte, unsere eigene Tour und dieses Jahr zum ersten Mal unser eigenes Festival. All das bekomme ich zu meinem normalen Alltag nicht mehr gestemmt und habe festgestellt, dass ich dadurch teilweise der Band mehr im Wege stehe.

Ende der Musikkarriere

VRR: Heißt der Ausstieg bei Neurotox jetzt für dich, dass du die Musik komplett an den Nagel hängst?

Mike: Ja, erstmal schon. Ich fokussiere mich jetzt vorerst auf meine Firma und vor allem auf meine Familie. Für wie lange ich raus bleibe, das steht noch nicht geschrieben. (lacht)

VRR: Was glaubst du, könntest du künftig am meisten vermissen? Generell das Schlagzeug spielen oder mit den Jungs auf Tour zu sein oder vielleicht die Fans und das Publikum?

Mike: Puh, was eine Frage… Ich möchte erstmal sagen, was für verdammt geile Leute ich kennenlernen durfte und was für eine unfassbar geile Community wir haben. Was werde ich am meisten vermissen? Irgendwie alles! Ich meine, bei Neurotox kannte ich anfangs nur den Mario, der Rest war mir fremd. Somit kam ich als fremder und gehe als Kumpel! Die Zeit mit den Jungs werde ich vermissen! Gar keine Frage, denn wie du schon gesagt hast, in den vier Jahren sind wir richtig zu einer Einheit geworden, privat als auch auf der Bühne. Die Jungs mussten einiges mit mir durchmachen. (lacht) Aber man kann wirklich sagen, dass wir in den vier Jahren durch dick und dünn gegangen sind. Vermissen werde ich auch unsere Crew, denn mittlerweile sind wir ganz schön gewachsen. Unsere Lichtmeister Flenders, unseren Drumtek Momo, unsere Merchmädels Bine und Sarah, Tonmann Jan, die Crew, die mit anpackt und es werden irgendwie immer mehr! Das ist einfach unbezahlbar, das so zu sehen.

Wie eben schon gesagt, die Zeit mit den Fans nach unseren Auftritten und sich mit den Leuten zu unterhalten, sich mit anderen Bands auszutauschen und immer wieder mehr Bands kennenzulernen und natürlich die Auftritte selbst. Die fünf Minuten vor der Show, die Touren, die wirklich immer der Wahnsinn waren. Wie Mario das so nett sagt, wie eine Kegeltour, nur dass wir sehr, sehr oft auf Kegeltour sind. (schmunzelt) Eines, was ich auch sehr vermissen werde, ist Bass und Schlagzeug. Mario und ich sind auf der Bühne mittlerweile eine Einheit geworden. Man muss sagen, dass ich keine Band-Erfahrung hatte. Als ich 15 war, habe ich mit meinem Vater in einer Band gespielt, aber das war es auch. Danach war ich Alleinunterhalter mit DJs in verschiedenen Clubs. Umso schwerer war es für mich, in einer Band zu spielen. Gerade Bass und Schlagzeug sind das Uhrwerk einer Band, wenn das nicht stimmt, kannst du am besten einpacken. Mario und ich haben so eine Ferkels Freude auf der Bühne. Jeder weiß, was der andere macht. Es hat bei uns lange gedauert, aber mittlerweile sitzt es! Und jetzt, da unser Marcel häufiger dabei ist, der nicht nur eine bomben Stimme hat, sondern auch menschlich eine totale Maschine ist, fällt mir die Entscheidung immer schwerer. Aber vermissen werde ich einfach ALLES!

Nichts ist ausgeschlossen

VRR: Eine Chance, dass du dich vielleicht doch nochmal für eine Verlängerung bei Neurotox entscheidest, gibt es nicht mehr?

Mike: Man muss gucken, was die Zukunft bringt. Erst einmal möchte ich meine Zeit der Familie und der Firma widmen. Man weiß nie, was passiert und ich bin ja mit den Jungs weiter im Kontakt. Wer weiß, was die Zukunft bringt.

Foto: Jana Nick

VRR: Das ist die letzte Chance, dich nochmal als Schlagzeuger von Neurotox an die Leute da draußen zu wenden und ein paar Abschiedsworte loszuwerden, nachdem es dir bei unserem 5 Jahre VRR Event die Sprache verschlagen hatte.

Mike: Scheiß die Wand an, seid ihr ein geiler Haufen. Vielen lieben Dank an jeden einzelnen von euch! Vielen Dank, dass ihr mir die letzten vier Jahre zu dem gemacht habt, was sie waren. Einfach unbegreiflich! Bedanken möchte ich mich vor allem bei Benny, Marius und Mario, ihr seid unfassbar geile Leute und habt das Herz am rechten Fleck! Danke an die komplette Crew, Freunde und Fans. Das, was ich in den letzten vier Jahren erleben durfte, werde ich nie vergessen und wenn ich mit 87 im Altenheim sitze und mit jemanden Schach spiele, werde ich immer die Geschichten der letzten vier Jahre mit einem riesen Grinsen im Gesicht erzählen können. Bedanken möchte ich mich auch bei Enno, der immer mit einem halb offenen Ohr da war. Bei allen Bands, mit denen wir zusammenspielen durften. Ganz besonders gilt der Dank an Henning, mit dem ich fürchterlich schönen, leckeren, nicht salzigen Fisch essen durfte…! Und ja, ich werde es vermissen.

Foto: Jana Nick

Foto: Jana Nick

 

 

 

 

Vermissen werde ich auch die spontanen Einfälle mit Vollgas Richtung Rock. (schmunzelt) Mein Gott, ist der Marco bekloppt! Egal ob ich Praktikant bei der G.O.N.D. war oder das Drumbattle mit Marco, das Puzelbaumwettrennen oder aber auch einfach als Vollgas Richtung Rock Kameramann-Azubi unterwegs zu sein. (lacht)

VRR: Danke Mike, für die vielen unvergesslichen Momente! Wir werden dich vermissen und wünschen dir für deine Zukunft alles erdenklich Gute.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

"Immer Vollgas und keine Angst vorm Scheitern. Immer Vollgas, immer nach vorne immer weiter..."

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