Konzertfotografie: Die Schlacht im Bühnengraben

Akkreditierung mit Fotopass“ ist der Begriff, der glänzende Augen in den Gesichtern eines jeden Konzertfotografen hinterlässt. Vor allem, wenn man nicht für kleine Clubkonzerte, sondern für international erfolgreiche Bands angefragt hat. Selbst für anerkannte Fotografen, die sich seit Jahren einen Ruf im Bereich der Konzertfotografie aufbauen, ist es nicht selbstverständlich einen Fotopass zu bekommen. Zu Recht sind sie stinksauer, wenn sich Frischlinge benehmen wie die letzten Vollidioten. Viele sehen nur das Endergebnis eines Fotografen und wissen nicht, wie stressig die Entstehung der Bilder sein kann.

Der Graben

Gewöhnlich haben Fotografen die ersten drei Lieder Zeit, um eine Band zu fotografieren. Nicht immer ist das Licht optimal. Die Bühne wird vom Lichttechniker in rotem Licht ertränkt und übermäßiger Nebel lässt von den Motiven nicht mehr viel übrig. Wer nicht schnell und konzentriert bei der Sache ist, geht ohne brauchbare Fotos nach Hause. Bei bekannten Bands ist der Graben voll besetzt und gegenseitige Rücksicht ist geboten. Wer die Linse vorm Auge hat, muss sich darauf verlassen können, dass die Fotografen-Kollegen ihn nicht über den Haufen rennen.

Man selbst ist darauf bedacht, keinem vor die Kamera zu laufen, sich von Pyroeffekten nicht die Augenbrauen abfackeln zu lassen und in den wenigen Minuten, die man hat, die Künstler spannend abzulichten. Doch längst nicht jeder nimmt Rücksicht. Kürzlich entdeckte ich bei einem Festival eine junge Dame im Graben, die statt Fotos zu machen lieber rhythmisch zur Musik tanzte – zugegeben sie hatte wenigstens eine Kamera in der Hand. Ob es sinnvoll ist, den knapp bemessenen Platz für Ausdruckstanz zu nutzen? Die anderen Fotografen würdigten das mit kollektivem Kopfschütteln.

“No Go”

Ein anderer Kandidat ging auf ein Konzert einer international erfolgreichen Band und knipste aus dem Graben heraus erst einmal ein Selfie mit der Bühne und den Musikern im Hintergrund. Anstatt das heimlich für den Privatgebrauch zu verwenden, veröffentlichte er das Bild, ohne sich zu schämen, auf seinen Social Media Kanälen. Nicht nur, dass andere Fotografen stinksauer über solch ein Verhalten sind, hätte ein Veranstalter das beobachtet, wäre er vermutlich noch im selben Moment vom Konzert geflogen. Stolz kann man auf gelungene Fotos der Musiker sein und nicht auf die Tatsache, dass man Likes auf ein Poser-Foto von sich selbst aus dem Graben heraus bekommen hat.

Mehr Respekt

Wer schon das Privileg hat, sich im Bühnengraben beweisen zu dürfen, sollte der Sache mit Respekt gegenübertreten. Gegenseitige Rücksicht und ein angemessenes Verhalten sind das Mindeste. Wer sich wie die Axt im Wald benimmt, braucht sich nicht wundern, dass Veranstalter die Zusammenarbeit verweigern und keine Fotopässe vergeben. Mit solch einem Verhalten schadet man nicht nur sich selbst, sondern bringt die ganze Branche in Verruf. Neben den Hobbyfotografen, die ihre Fähigkeiten im Graben entwickeln wollen, gibt es viele die aus beruflichen Gründen im Graben stehen. Nicht nur Fotografen, sondern auch die Security ist darauf angewiesen, dass es im Graben geordnet zugeht. Es ist eine Frechheit aus persönlichem Geltungsdrang jemandem im Weg zu stehen, der dort seinen Job macht.

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