Interview mit ZSK: Politischer Punkrock in turbulenten Zeiten

Foto: Konzertsucht

In einer Zeit, in der politische Extreme immer weiter an Einfluss gewinnen und gesellschaftliche Spaltungen zunehmen, gibt es eine Band, die stets ihre klare Haltung zu den drängendsten Themen unserer Zeit bezieht: ZSK. Seit Jahren mischen sie die deutsche Punkrock-Szene mit ihrem scharfsinnigen Blick auf die Welt und ihren klaren Botschaften gegen rechte Strömungen und Ungerechtigkeiten. Mit ihrem neuen Album FEUER & PAPIER stehen sie einmal mehr für Mut, Widerstand und Hoffnung – und das nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf der Straße. In diesem Interview sprechen wir mit Joshi, dem Frontmann von ZSK, über den Rechtsruck in Deutschland, die Rolle von Musik im politischen Wandel und darüber, wie Punkrock auch heute noch eine treibende Kraft für Veränderung sein kann. Ein Gespräch über die Notwendigkeit, nicht aufzugeben und warum das Bandgefüge mehr ist als nur Musik.

Bedrohte Demokratie

VRR: Ihr seid seit Jahren für eure politische Haltung bekannt. Wie würdet ihr die aktuelle politische Landschaft in Deutschland beschreiben, insbesondere im Hinblick auf den Rechtsruck?

Joshi // ZSK: Katastrophal trifft es wohl ganz gut. Seit 1945 war die Demokratie in diesem Land noch nie so bedroht wie jetzt. Das muss man einfach ganz klar sagen.

VRR: Viele eurer Songs kritisieren gesellschaftliche Missstände und rechte Strömungen. Wie fühlt es sich an, angesichts des Rechtsrucks immer wieder gegen Windmühlen zu kämpfen, gerade mit Hinblick auf die stark steigenden Zahlen der AfD?

Joshi // ZSK: Das kommt auf die Erwartungen an. Wenn man denkt: Dieser Song wird die Welt verändern, ist man sicherlich extrem enttäuscht. Wenn man aber so rangeht, dass man sagt: Dieses Lied wird vielen Leuten in diesen scheiß Zeiten Mut machen, dann ist alles gut. Zum Glück machen wir Letzteres.

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Enttäuschende Altersmilde

VRR: Inwiefern hat sich eure Herangehensweise an politische Themen im Laufe der Jahre verändert? Gibt es Dinge, die euch heute noch stärker antreiben als früher?

Joshi // ZSK: Ich sehe bei vielen Bands, dass sie irgendwann ein bisschen altersmilde werden, was politische Themen angeht. Das ist bei uns eher andersherum. Je schlimmer die politische Lage, desto klarer muss die politische Haltung sein, finde ich.

VRR: Glaubt ihr, dass Musik, insbesondere Punkrock, in der Lage ist, gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen? Habt ihr Beispiele dafür, dass eure Songs etwas in den Köpfen der Menschen bewirkt haben oder sogar schon „Rechtswärtsgänger“ wieder auf den richtigen Weg gebracht haben?

Joshi // ZSK: Das wird man nicht messen können. Da gibt es meines Wissens keine Studien zu. Aber ich bin mir sicher, dass die Förderung einer nicht-rechten Jugendkultur ganz wichtig ist, wenn man Rassismus und Rechtsextremismus langfristig bekämpfen will. Und das unterstützen wir mit allem, was wir tun, so gut wir können.

Keine Angst vor Nazis

VRR: Ihr seid dafür bekannt, klare Kante gegen rechte Gruppen und Ideologien zu zeigen. Habt ihr aufgrund eurer Haltung jemals ernsthafte Konsequenzen oder Bedrohungen erfahren? Wie geht ihr damit um?

Joshi // ZSK: Wir haben keine Angst vor Nazis, Nazis haben Angst vor uns.

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VRR: Eure Texte sind oft eine Mischung aus Wut, Hoffnung und Aufruf zum Widerstand. Was inspiriert euch, diese Balance zu finden und die Energie in euren Songs zu bewahren?

Joshi // ZSK: Das sind Dinge, die uns täglich beschäftigen. Ich lese und höre sehr viele Nachrichten und beschäftige mich mit politischen Analysen der Welt. Mir fällt es viel leichter, ein Lied zu schreiben, in dem ich meine Wut über das ganze Elend in der Welt herausschreie, als über das zu singen, was ich gerade trinke.

VRR: Neben eurer Musik engagiert ihr euch auch direkt bei Demos und politischen Kampagnen. Wie wichtig ist es euch, als Band nicht nur zu singen, sondern auch vor Ort aktiv zu sein?

Joshi // ZSK: Es ist doch so, man kann als Band zu allem die Fresse halten und dadurch keine Angriffsfläche bieten. Das ist ganz einfach und man hat ein entspanntes Leben als Musikgruppe. Oder aber man sagt, was Sache ist. Damit macht man sich nicht nur Freunde, aber aus meiner Sicht ist es trotzdem richtig, es zu tun.

Politikverdrossenheit

VRR: Seht ihr bei euren Fans, gerade bei der jüngeren Generation, eine zunehmende Politisierung? Habt ihr das Gefühl, dass junge Menschen sich heute stärker engagieren oder nimmt die Politikverdrossenheit eher zu?

Joshi // ZSK: Unsere Fans sind da schon immer ziemlich stabil. Da hat sich weder in die eine noch in die andere Richtung etwas geändert, würde ich sagen.

VRR: Angesichts der globalen Krisen – vom Klimawandel bis hin zu wachsende soziale Ungleichheiten – welche Themen sind euch aktuell am wichtigsten und wie findet das in eurer Musik Ausdruck?

Joshi // ZSK: Uns brennen natürlich viele Themen auf den Nägeln, aber wenn man es auf ein übergeordnetes Thema herunterbrechen will, dann ist unsere Hauptmessage sicherlich: nicht aufgeben, stabil bleiben, sich nicht einschüchtern lassen und optimistisch bleiben. Fällt sicher schwer bei der aktuellen politischen Weltlage, aber es hilft ja alles nichts. Man darf sich nicht entmutigen lassen. Jetzt erst recht.

VRR: Der Song „Nicht allein“, die erste Singleauskopplung des kommenden Albums FEUER & PAPIER, schürt schon jetzt Hoffnung und überträgt die Kraft direkt auf die Hörer. Ist der Song in euren Augen schon ein persönlicher Evergreen aus eurem Katalog?

Joshi // ZSK: Live ist der Song einfach nur fantastisch. Als wir ihn die ersten Male gespielt und dabei direkt das Video gedreht haben, waren das die richtig magischen Momente für uns. Alle im Saal haben das irgendwie sofort gespürt. Es war wunderschön. Der Song hat auf jeden Fall einen festen Platz in der Setlist für die kommende Tour.

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FEUER & PAPIER

VRR: Wenn ihr in die Zukunft schaut: Welche Rolle möchtet ihr mit eurem kommenden Album FEUER & PAPIER spielen? Was ist eure Vision für eine gerechtere Gesellschaft und was wünscht ihr euch von euren Fans und Mitstreitern?

Joshi // ZSK: In erster Linie sind wir einfach eine Punkband, die sehr viel Freude daran hat, auf Tour zu sein und mit tollen Menschen richtig wilde Abende zu verbringen. Gleichzeitig finden wir es wichtig, auf Missstände in der Gesellschaft hinzuweisen und laut zu sagen, was sich ändern muss. Wichtig ist, dass das eine das andere nicht ausschließt – das geht sehr gut zusammen. Das verstehen manche Leute nicht. Um es kurz zu machen: Ich will, dass die Menschen zu unserer Musik durchdrehen und Spaß haben. Gleichzeitig wäre es schön, in einer gerechteren Welt zu leben. Wenn es lebenswerte Bedingungen für alle Menschen auf der Welt gäbe, ohne Armut und extreme Ungleichheiten, wären viele Probleme wie Neid, Hass und Krieg automatisch gelöst. Klingt jetzt etwas hippiemäßig und utopisch, klar. Aber es stimmt einfach.

VRR: Wie so oft gebühren euch die letzten Worte an die Leser:

Joshi // ZSK: Gerne! Wir wissen, dass wir ein irrsinniges Glück haben, dass es unsere Band seit so vielen Jahren gibt und dass wir das Privileg haben, so tolle Touren auf der ganzen Welt spielen zu dürfen. Wir sehen Punkrock als Geschenk. Ohne diese Musik wären wir heute sicherlich ganz andere Menschen. Die Songs unserer Lieblingsbands haben uns so viel gegeben und jetzt geben wir einen kleinen Teil davon zurück. Also danke an alle, die das möglich machen. Wir wissen das sehr zu schätzen.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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Fotograf | Redaktion | Administration | Inhaber
Mitglied im Bundesverband deutscher Pressefotografen (bdp)

Gründete 2017 das Magazin und begann eine ganz neue, "musikalische" Reise durch die rauen Landschaften von Musik, Veranstaltungen und Print- und Online-Medien.

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