Blonder Bengel – STUDENTINNENFRÜHSTÜCK – VÖ 15.04.2022
Kommt es nur mir so vor oder häufen sich zurzeit Soloprojekte? Wer da anständig mitmischen und nicht nur im Fahrwasser rumdümpeln will, sollte die geneigten Hörer schon zu überzeugen wissen. Einer der es wagt, ist Blonder Bengel. Sein 35-minütiges Debüt erscheint am 15.04.2022 über TimeZone Records und reifte ganze 3 Jahre bis der Bub damit zufrieden war. Na dann, schauen wir, ob mir das auch taugt.
Trackliste
- 1000 Verehrer
- Nur wegen dir
- Studentinnenfrühstück
- Ja-Sager
- Süchtig nach dem Schmerz
- Trennungskinder
- Weil du nichts sagst
- Vorher und nachher
- Worum es geht
- Alles Gute
„Ich schreibe und singe von realen und echten Dingen, die geschehen. Vom hier und jetzt, von den greifbaren Erlebnissen, von den schönen, aufregenden und schwierigen Sachen im Leben. Ja, die Lieder sind oftmals sehr persönlich.“
Mit diesen Worten beschreibt Blonder Bengel, alias Phil, die Inhalte seines Erstlingswerkes.
Sonnenschein Pop-Punkrock auch für harte Kerle und emanzipierte Frauen
Jeden einzelnen oder eine Auswahl an Songs zu treffen, die Aufmerksamkeit verdient haben, ist bei diesem Album schwierig. 70 Prozent der Songs handeln von zwischenmenschlichen Beziehungen oder von dem, was Frauen wollen oder nicht. Dabei trifft Blonder Bengel lyrisch genau ins Schwarze. Stellvertretend steht hierfür der Opener „1000 Verehrer“. Eine Geschichte vom hässlichen Entlein, das zum wunderschönen Schwan wird, die alles haben kann, was sie will. Hier heißt es im Text: „Die Suche nach nem Mann, der es ihr besorgen kann, der ihr Blumen bringt, sich heimlich schminkt und all den anderen Kram.“ Weitere Themen der zwischenmenschlichen Beziehungen, die besungen werden, sind u. a. Liebeskummer, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit zueinander, das wundersame geliebt zu werden trotz dem ganzen Scheiß, den man baut oder auch die Situation, dass die Angebetete einen nicht beachtet. Das heißt aber in diesem Fall nicht, dass wir es hier mit literarischer Lethargie zu tun haben. Nein, keiner der 7 Titel, die das Thema in der Quintessenz haben, kommen langweilig, träge oder gar unpassend rüber. Auch bin ich nach mehrmaligem Hören in keinster Weise angenervt.
Die drei Querschläger
„Studentinnenfrühstück“, „Trennungskinder“ und „Worum es geht“ brechen etwas aus der Thematik aus. Aber auch nicht so ganz. Je nach Eigeninterpretation, würden sie in dieselbe Richtung führen oder verstanden werden. Sie tragen aber aufgrund der anders gearteten Textung zu mehr Abwechslung bei. „Studentinnefrühstück“ ist die zweite Singleveröffentlichung und meine absolute Perle auf dem Album. Ich verstehe das Ganze als Hymne auf einen One Night Stand. Keine Versprechen, keine Verpflichtungen, nur Spaß und gern darfst Du auf einen Kaffee oder zum Frühstück bleiben. Wenn es so reibungslos läuft, haben doch beide was davon. Am 18. März erscheint die vorerst letzte Singleauskopplung. „Trennungskinder“. Es ist das ruhigste Stück auf dem Album und erklärt sich schon im Namen fast von alleine. Ein Loblied auf Trennungsgezeichnete Kinder, die wissen, dass das Leben scheiße laufen kann. Sie wissen die Werte des Lebens zu schätzen und deshalb sind sie so besonders. Einen ganz anderen Weg schlägt „Worum es geht ein“. Um ein Ziel zu erreichen, muss erst einmal der erste Schritt gemacht und der steinige Weg beschritten werden. Im Vorfeld schon aufzugeben oder Gründe zu suchen, diesen Weg nicht zu gehen, um das Ziel zu erreichen, beschreibt Blonder Bengel mit klaren Worten: „Du kennst die Konsequenzen, die es hat, wenn Du sagst, Du gibst Dich auf.“
Fazit
Blonder Engel hat mit seinem Debütalbum ein „Egal wo es gespielt wird, es passt immer Album“ abgeliefert. Hier bekommt man das komplette gute Laune Paket. Sicherlich keine Texte, die ein Studium verlangen oder dass man gar bei einer Studentin nachsitzen muss. Es sind Texte, die uns diese ganze Politkacke, Krieg, Coronascheiße oder Benzinpreiswucher etwas vergessen lassen. Und das muss auch einmal sein. Was passt da besser wie Liebe und Beziehungen? Phil versteht es, diese Themen immer mit einer anständigen Portion Spaß an den Hörer zu bringen. In jedem Titel findet man ein feines Quäntchen an Melancholie, ohne dass diese dabei schmalzig klingen. Würde man einen groben musikalischen Vergleich anstreben, fällt als erste Nennung Blink 182. Nur ist Blonder Bengel nicht ganz so verspielt mit den Instrumenten. Trotz allem muss ich meiner Bewertungsskala und vorhergehenden Reviews treu bleiben und einen fetten Punkt wegen Themenwiederholung abziehen. Die Produktion passt wie Arsch auf Eimer für diesen Highschool Punkrock. Lust auf Sommer, Sonne, Party? Kaufen! Und damit für das nächste Album noch Luft nach oben bleibt, gibt es 3 von 5 Sternen.
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Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.
Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.
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