Bandvorstellung – Goethes Jungs
Frankfurt am Main, die Brutstätte des Deutschrock in unserer Republik, hat schon so viel unzählige Bands hervorgebracht, die auf kurz oder lang, große Erfolge feiern. Fast scheint es so, dass an jeder Ecke Frankfurts, Deutschrockbands aus dem Boden schießen. Eine neue alte Band aus diesem Kreis hört auf den Namen Goethes Jungs. Für die Kreativität, in Bezug auf den Bandnamen, gibt es von mir schon mal einen Daumen nach oben. Treten hier 4 Männer das lyrische Erbe, eines der bekanntesten Menschen aus Frankfurt am Main, Johann Wolfgang von Goethe, an? Dieser wurde am 28. August 1749 in eben jener Stadt geboren und zählt zu den bedeutendsten Schöpfern deutschsprachiger Dichtkunst. Da liegt die Messlatte schon mal hoch. Nun, zu genau wollen wir es auch nicht nehmen. Die Jungs sind aus Frankfurt, darauf sind sie stolz und zeigen so, ihre Verbundenheit zur Stadt. Würde ja auch komisch klingen, wenn der Name Onkelz´ Jungs oder Joschka Fischer´s Jungs wäre.
Neuer Name, “alte” Band
Vielleicht ist dem einen oder der einen oder anderen aufgefallen, dass die Jungs im Bild alias Funny, Stefan, Raddi und Chris, einem etwas bekannt vorkommen. Gegründet wurde die Combo “schon” im Herbst 2019, unter den Namen Fluch und Segen. Doch seit dieser Zeit ist schon einiges im Bandgeschehen passiert. Vor ziemlich genau einem Jahr, standen uns die Herren schon einmal, bereitwillig, Rede und Antwort. Doch kaum hatte man sich eingespielt, Lieder geschrieben, kleinere Auftritte hinter sich und wollte mit Demoaufnahmen auf die Suche nach einem Label gehen, finden sich die Frischlinge, wie alle anderen Künstler, vollends in der Pandemie wieder. Und so gut wie nichts geht mehr. Hinzu kam nun noch, dass es ungeklärte Umstände, bezüglich ihres Bandnamens gibt. Und um allen weiteren Schwierigkeiten zu entgehen, entschloss man sich im Oktober 2020, den Bandnamen gleich zu korrigieren, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Die Musik.
Erste Hörproben machen Spaß und lassen auf Mehr hoffen
Schon im Januar 2020 noch unter Fluch und Segen gaben die Jungs uns, mit “Geschichten eines Lebens” und “Hoch das Glas”, kurze Hörproben aus dem Proberaum. Noch nicht fertig produziert hatten beide Songs Democharakter, ließen aber erahnen, wo der Weg hingeht. Im März 2020 war dann, da wir ja alle von professionellen Produktionen verwöhnt sind, “Hoch das Glas” fast fertig produziert. Ein nach vorne treibender Song, mit starkem Gitarrensound, gut taktierten Drums und einem dreckigen, rauen Gesang, bei dem ich immer, wenn ich ihn höre denke…“Seitdem die Tuberkulose abgeheilt ist, kann der Typ so richtig gut abhusten.” Worum es im Song geht ist wohl bei diesem Titel selbsterklärend.
Fast genau ein Jahr später
Anfang des Jahres dann, nach etwa 3 Monaten Funkstille, und warum wohl, richtig…Corona, gibt es wieder erste Lebenszeichen im Social Media. Videodreh mit Leidbild, Merchandise-Produktion und Organisation, natürlich wird am Debütalbum gearbeitet und der eigene Videodreh läuft auch noch. Da haben wir schon die perfekte Überleitung zum nächsten Thema. Verraten wir aber mal nicht zu viel. Wir durften schon Mäuschen spielen und uns das Video ansehen und natürlich anhören. Eins sei jedoch gesagt. Es gefällt. Keine mega Filmproduktion, jedoch für den Song komplett ausreichend. Freut euch darauf. Die Jungs machen klar, wer und was sie sind, was sie wollen und warum sie Goethes Jungs heißen. Ein richtiger Deutschrock Pogo Opener, der auf Partys gut einheizen wird.
Und wer genau sind jetzt die “Neuen” aus Frankfurt?
Funny: Der Sänger. Seit dessen früher Jugend ist der, so sagt er selbst, aktiver und unruhiger Geist, schon in diversen Bands und Projekten aktiv gewesen. Seine Eltern nötigten ihn, die klassische Hemmet Orgel zu erlernen. Hat doch was, oder?! Funny liebt kochen, grillen, Brettspielabende mit Freunden und ein paar kühle Blonde dazu. Übermäßige Völlerei macht er als aktiver Marathonläufer wieder wett. Na hoffentlich muss sein 4-jähriger Staffordshire Rüde da nicht mitlaufen.
Stefan: Der Gitarrist. Als der werdende Familienvater vor 15 Jahren das erste Mal mit einer Gitarre in Berührung kam, wusste er sofort “Das ist mein Instrument”. Wenn er von seiner Freizeit mit Freunden, Familie, ein paar ordentlichen Drinks und der Dartscheibe mal “genug hat”, dann entwickelt er für die Goethes Jungs Songs die Riffs und Melodien und arrangiert diese, so aktiv mit.
Raddi: Der Drummer. Er kam, so sagt er, relativ spät zur Musik. Mit Stefan jedoch spielte er schon mehrerer Jahre durchweg zusammen. Zwar eher im Stil von Garagenbands, ohne wirkliche Ziele aber immerhin. Auch Funny ist ihm schon vor GJ bekannt gewesen. Mit ihm hat er schon vor vielen Jahren mal etwas Musik gemacht. Raddi ist froh Teil der Band zu sein. So findet der Vater von zwei Mädels und Ehemann einen positiven Ausgleich zum stressigen Arbeitsleben. Hier kann er sich voll und ganz auf die Ziele und Interessen der Band konzentrieren.
Chris: Der Bassist. Schon in jungen Jahren fühlte Chris den Rhythmus in seinem Blut und liebte es laute Rockmusik zu hören. Kurzerhand schnappte er sich die E-Gitarre des Vaters, hing sie um und fing an zu lernen. Nun zupft er am Bass die Saiten und bringt den GJ das gewünschte Bum Bum.
Genug der guten Worte, dann lass ich mal die Hauptakteure sprechen
VRR: Ende 2019 habt ihr euch unter dem Namen Fluch und Segen gegründet. Ein Jahr später benennt ihr euch in Goethes Jungs um. Warum das?
GJ: Wir fanden den Namen zwar ziemlich gut, mussten aber im Laufe einer sehr kurzen Zeit unteranderem leider feststellen, dass dieser Name für zu viele andere Sachen genutzt wird und für zu viel Verwirrung sorgen könnte: z.B. als Name für ein Tattoostudio, einem Album von Unantastbar, sowie das einige Künstler auch diverse Lieder mit diesem Namen haben. Wir wollten aber einen eigenen Namen mit dem wir uns identifizieren können und andere Leute genau wissen, wer mit diesem Bandnamen in Verbindung steht.
VRR: Goethes Jungs, für den Namen gibt’s schon mal ein Lob. Wie kam es zu dem Namen?
GJ: Vielen Dank erstmal für dein Lob. Darauf sind wir auch sehr stolz. Die Entstehung ist eigentlich eine lustige Geschichte. Nachdem eine Umbenennung für uns klar war, hatten wir auch einige wirklich gute Ideen, die für uns in die engere Auswahl kamen. Lustiger weise schrieb Funny zu diesem Zeitpunkt gerade an unserem neuen Song „Goethes Jungs“. Und irgendwann in unserem WhatsApp Banddiskussionschaos schrieb irgendwer von uns, warum wir uns denn dann nicht einfach „Goethes Jungs“ nennen. Und da wir eine sehr tiefe Verwurzelung zu Frankfurt haben, war somit der neue Bandname nach 5 schlaflosen Nächten, 3 Kästen Bier, 4 Flaschen Schnaps und endlosen WhatsApp–Diskussionen geboren.
VRR: Gibt es im Zuge der Namensänderung noch weitere Neuerungen, in Hinblick auf die Band?
GJ: Außer einer Namensänderung hat sich in der Band nichts geändert, außer, dass der Bart von unserem Stefan seit diesem Tage länger und länger wird und wir das Gefühl haben, dass dem keine Schere mehr Herr wird. (alle lachen)
VRR: Momentan arbeitet ihr an neuen, alten Songs, so heißt es in einem Post. Heißt ein Album ist noch nicht produziert und ihr nehmt jetzt die Fluch und Segen Songs, neu für Goethes Jungs auf? Musikalisch gabs doch keine Veränderung? Oder siehst du das als “Neuanfang”?
GJ: Ja, es ist richtig, dass wir an „alten“, sowie auch neuen Songs arbeiten. Wobei wir hierzu kurz anmerken möchten, dass wir außer ein paar kurze Hörproben noch nie einen kompletten Song unter Fluch und Segen veröffentlicht haben. Wir sehen es daher als einen kompletten Neuanfang, zudem haben wir uns alle „alten“ Songs noch einmal zur Brust genommen und komplett neu überarbeitet. Unsere „alten“ und kommenden neuen Songs orientieren sich also von nun her an unserem aktuellen Debüt Song „Goethes Jungs“, der in kürze released wird. Ja, wir geben so richtig Gas. Und wir investieren hier gerade wirklich jede Menge Zeit und Arbeit in unsere Musik. Ein Album werdet ihr dieses Jahr also definitiv noch in den Händen halten! Wir sind gerade mitten in den Aufnahmen.
VRR: Beim Vergleich der Hörprobe “Hoch das Glas” zu dem Videosnipe von euch, klingt Funnys Stimme nicht mehr so rau. Täusche ich mich da? Oder ist das wirklich so? Ist das gewollt?
GJ: Die von dir angesprochen Snipes wurden damals von uns ziemlich lieblos und auf die Schnelle einfach nur im Proberaum mitgeschnitten. Mittlerweile haben wir unser Aufnahmeequipment aufgestockt und die Messlatte für Aufnahme und Qualität höher gelegt. Was im Allgemeinen zu einer besseren Songqualität führt. Zudem hat Funny mit den neuen Songs seine Art des Singens auch etwas abgeändert und angepasst.
VRR: Bildern zu Folge, war Funny auch bei den Jungs von Leidbild zum Videodreh. Ihr arbeitet mit dem neuen Label Mindfuck Music zusammen? Wenn ja, wie kam es dazu und was ist das Besondere oder Gute an dieser Zusammenarbeit. Wenn nicht, wer übernimmt eure Produktion?
GJ: Es ist richtig, dass Funny bei den letzten 3 Videos bei unseren Freunden von LEIDBILD hinter der Kamera stand, sowie auch an den Drehbüchern und der gesamten Umsetzung beteiligt war. Dies lag daran, dass Funny schon viele Jahre in und mit der Foto-/Videobranche zu tun hat und zu den Jungs von LEIDBILD ein sehr enges und freundschaftliches Verhältnis besteht, weswegen wir hier immer wieder gerne unterstützen. Gleiches tun die Jungs aber auch für uns. Allerdings arbeiten wir zumindest momentan nicht offiziell mit MINDFUCK MUSIC zusammen, obwohl Chris uns hier nach bestem Gewissen unterstützt, wo er nur kann. Dies liegt aber eher an der Tatsache, dass wir bevor wir die Jungs von LEIDBILD kennenlernten und sich eine enge Freundschaft entwickelte, für uns schon entschlossen hatten unser erstes Album in Eigenregie zu produzieren und damals das Label MINDFUCK MUSIC auch noch in der Planung war. Wir schließen aber definitiv eine Zusammenarbeit in der nahen weiteren Zukunft nicht aus, da wir das Konzept und die Arbeitsweise von MINDFUCK MUSIC befürworten und sehr gut finden. Und dieses Konzept, wie wir denken vielen Musikern einen neuen fairen Ansatz, sowie gute Perspektiven bietet.
VRR: Verratet uns bitte etwas mehr, über das kommende Album. Und auf was wir uns noch von euch freuen dürfen.
GJ: Da wir aus vier komplett unterschiedlichen Musikrichtungen kommen, haben wir versucht alle unsere Erfahrungen und Einflüsse zu vereinen. Und haben so versucht einen komplett neuen und eigenen Stil zu erschaffen und wir denken das uns das bisher auch recht gut gelungen ist. Von daher würden wir einfach mal behaupten das wir einen komplett untypischen Deutschrock auf unsere Art und Weise kreiert haben. Man darf sich auf direkte, klare, harte Worte und sozialkritische Botschaften freuen. Wir haben versucht unsere bisherigen Erlebnisse, die eigentlich jeder kennt, und/oder auch schon selbst erlebt hat, in unseren Songs zu vereinen.
VRR: Die Frankfurter Szene ist sehr gut gesäht mit Bands aus dem Deutschrock Bereich. Man könnte fast meinen es ist eine “Brutstätte” für Deutschrocker. Habt ihr schon richtig Fuß gefasst und eine kleine Fangemeinde aufgebaut?
GJ: Frankfurt hat definitiv ein sehr gutes Fundament, was den Deutschrock angeht und sehr viele gute Bands zu bieten. Ob man es nun aber wirklich eine Brutstätte nennen kann, können wir leider nicht beurteilen. Wir würden aber definitiv behaupten, dass wir schon sehr gut Fuß gefasst haben und der positive Zuspruch für uns als junge Band stetig wächst.
VRR: Warum wolltet ihr Musik machen?
GJ: Da wir alle schon seit zig Jahren Musik machen und dies mit Leib und Seele und wir zudem die Präsenz auf der Bühne, das Spiel mit dem Publikum und den Zusammenhalt in der Deutschrock Szene lieben, hatten wir natürlich irgendwann den Wunsch das Ganze professioneller aufzuziehen und hieraus etwas Dauerhaftes zu machen, an dem alle Freude und Spaß haben. Kurz gesagt, was gibt es Schöneres bei positivem Zuspruch, als das Hobby zum „Beruf“ zu machen, wenn man es gerne und mit vollem Einsatz macht.
VRR: Welche Themen behandelt ihr in euren Liedern?
GJ: Wir versuchen in unseren Texten immer selbst Erlebtes widerzuspiegeln. Aber auch kommen in unseren Texten immer wieder klassische Themen, wie aktuelle Geschehnisse, das Thema Freundschaft, Liebe und Alkohol vor. Aber natürlich darf auch ein gewisser Anteil an spaßigen Liedern nicht fehlen. Hier verweisen wir schon einmal sehr gerne auf unser kommendes Lied „Handmännchen“!
VRR: Was passiert in den nächsten Wochen und Monaten?
GJ: In Kürze werden wir unser erstes Musikvideo und die dazugehörige Debütsingle „Goethes Jungs“, die beide in Eigenproduktion entstanden, veröffentlichen. Zudem werden wir dieses Jahr, wie schon erwähnt, unser Debütalbum veröffentlichen. Und es sind weitere Videodrehs geplant.
VRR: Wer schreibt eure Texte? Haben alle was beizusteuern?
GJ.: Einen sehr großen Teil der Texte schreibt Funny, aber auch Stefan und Chris steuern hier gelegentlich Texte bei. Wenn es um die Themen kommender Texte geht, so halten wir meist ein Brainstorming ab, wo jeder Themen in die Runde wirft, die ihm wichtig sind und/oder die ihn bewegen.
VRR: Wo liegen eure musikalischen Wurzeln? Welche Musik hört ihr privat?
Funny: Privat bevorzuge ich musikalisch den großen, breitgefächerten und vielfältigen Deutschrock–Bereich und seine vielen großartigen Bands. Allerdings höre ich privat auch gerne einmal Metal oder Punk. Womit ich überhaupt nichts anfangen kann, ist der klassische Radio Mainstream. Meine musikalischen Einflüsse und Wurzeln würde ich aber definitiv dem klassischen Deutschrock und dem Punk zuordnen.
Stefan: Bei mir liegen die musikalischen Wurzeln, sehr allgemein gesagt, im „Rockbereich“. Im Kindesalter wurde ich schon ziemlich früh von meinem Vater mit Deep Purple, U.F.O., Rainbow, oder anderen damaligen Größen, gefüttert. Später kam dann Metallica als wesentliche Wurzel und Einfluss hinzu. Die Liebe zum Deutschrock und ganz speziell zu den Onkelz, kam dann ca. 2005 zustande. Privat höre ich „alles, was gut ist“. Herausstellen kann man aber immer wieder ganz stark die Onkelz und Metallica. Generell beziehe ich meine Inspiration aber aus allen erdenklichen Genres.
Raddi: Ich komme ursprünglich aus der Punkszene im Raum Chemnitzer Land. Privat liegt mein Musikgeschmack 1. in dem Deutschrock Genre quer Beet und 2. in der Richtung Metal/ Metalcore.
Chris: Als Kind hörte ich natürlich die Musik meiner Eltern, die mich prägte. AC/DC von der Seite meines Vaters und Michael Jackson von der Seite meiner Mutter. In meiner Jugend kam ich schnell auf die Onkelz, was ich auch bis heute als meinen musikalischen Ursprung bezeichnen würde. Gerne höre ich aber auch Machine Head und viele andere Metal Bands.
VRR: Vielen Dank für eure Zeit, Geduld und den ehrlichen, ausführlichen und auch privaten Antworten. Euch alles Gute und viel Erfolg und Spaß weiterhin. Das letzte Wort gehört euch. Bitte.
GJ: Wir möchten uns abschließend noch einmal bei dir und VRR für dieses Interview, sowie das Interesse an uns als Band bedanken.
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Crew | Chefredakteur
Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.
Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.