Videodreh zu JEANLUCs Single „Invidia“
Die Ausstrahlung von JEANLUCs Single „Invidia“ ist nun schon eine Weile her. Mit der Veröffentlichung am 26.09.2024 setzte die Band ein beeindruckendes Statement. Doch bevor das Musikvideo die Bildschirme eroberte, lag ein intensiver und kreativer Prozess hinter den Kulissen, geprägt von ungezügelter Energie, Leidenschaft und Hingabe. Hier ein kurzer Rückblick zur Bedeutung des Songs. Der Titel der Single „Invidia“ ist das lateinische Wort für Neid. Thematisch taucht der Song tief in die Schattenseiten menschlicher Emotionen ein: das Gefühl, sich mit anderen zu vergleichen, der Wunsch nach dem, was man nicht hat und der Schmerz, der aus diesem inneren Konflikt resultiert. Doch „Invidia“ ist mehr als nur eine Analyse dieser Emotion; es ist eine Aufforderung, den Neid als Teil der menschlichen Natur zu erkennen und sich davon zu befreien.
Der kreative Prozess hinter dem Videodreh
Der Videodreh zu „Invidia“ war ebenso ambitioniert wie der Song selbst. Unter der Regie von unserem Hansi wurde das Konzept entwickelt, unsere Vollgas-Lisa war diejenige, die die Kernbotschaft des Songs visuell einfing: Auseinandersetzung mit inneren Konflikten und der Versuch, daraus zu wachsen.
Die Dreharbeiten fanden an zwei Locations statt. Zum einen wurde ein B&B Hotel als Therapieraum umfunktioniert, zum andern der Proberaum in eine düstere Kulisse verwandelt. Jede Kleinigkeit wurde sorgfältig ausgewählt, um die kontrastierenden Facetten von Neid und Selbsterkenntnis darzustellen. Von dunklen, beengten Räumen, die den inneren Kampf symbolisieren, bis hin zu weiten, offenen Umgebungen, die Hoffnung und Befreiung verkörpern. Jede Szene wurde mit großer Detailverliebtheit inszeniert. Die visuelle Sprache des Videos lebt von starken Kontrasten: Schatten und Licht, Enge und Weite, Kälte und Wärme. Besonders herausfordernd war die Gestaltung der Hauptszene, in der JEANLUC buchstäblich mit einer verzerrten Version seiner selbst konfrontiert wird – eine symbolische Darstellung des Kampfes mit Neid und Unsicherheiten. Die verschieden symbolischen und dunklen Make-up Details waren das i-Tüpfelchen und verliehen dem Ganzen etwas Greifbares.
Das Ergebnis
Das fertige Musikvideo zu „Invidia“ spiegelt die immense Arbeit und Leidenschaft wider, die in das Projekt geflossen sind. Es ist nicht nur ein audiovisuelles Kunstwerk, sondern auch eine persönliche Botschaft. Eine Einladung an die Zuschauer, sich ihren eigenen Gefühlen zu stellen und daran zu wachsen. Einige Fragen, die uns offenblieben, beantwortete uns Sänger und Frontmann Hansi detailliert im Interview, aber lest selbst.
VRR: Was hat dich dazu inspiriert den Song „Invidia“ ins Leben zu rufen?
Hansi: In erster Linie meine neue Gitarre. Ich spielte zu Hause das erste Mal mit einem komplett neuem Gitarren-Tuning (Drop G#) und hatte in kürzester Zeit das Intro Gitarrenriff beim Jammen entwickelt. Der drückende Klang ging direkt in etwas „Schweres“ und so überlegte ich, welche Themen mich in letzter Zeit bewegt haben und welche zu diesem Klang passen könnten. Neid war eins davon. Und so begann ich die ersten Zeilen auf Basis der Gitarrenidee umzusetzen. Die Band war direkt von Klang und Text sehr angetan und so wurde der gesamte Song dann gemeinsam ausgearbeitet.
VRR: Welche Bedeutung hat der Song für dich?
Hansi: Wie gesagt, Neid war im Vorfeld schon ein Thema in meinem Leben und da bin ich bestimmt nicht der Einzige. Egal ob privat, beruflich oder sogar musikalisch. Entweder bist du neidisch auf jemand anderen oder jemand ist neidisch auf dich. Im schlimmsten Fall wird das dann auch offen gezeigt. Aber wie man es auch dreht, es kann einen regelrecht auffressen. Man muss schlicht lernen zu gönnen, sonst verrennt man sich und verliert seinen eigenen Fokus aus den Augen.
VRR: Wie war es für dich selbst, die Szenen bei der Psychologin nachzuspielen?
Hansi: Da der Dreh recht entspannt und lustig war, habe ich die Thematik gar nicht so an mich herangelassen. Ich habe mich vielmehr darum bemüht, dass sich alle wohlfühlen, Spaß beim Dreh haben und wir gemeinsam zu starken Bildern beitragen. Witzige Hintergrundinfo: Bei den Wut-Szenen, in denen ich die liebe Elke (Therapeutin im Musikvideo) angebrüllt habe, habe ich über Tofu und seinen nicht vorhandenen Geschmack geflucht. Vielleicht gibts irgendwann einmal ein Making-of-Video dazu.
VRR: Hattest du selbst schon einmal persönliche Erfahrungen und Erlebnisse mit Neid und Missgunst? Und wie gehst du damit um?
Hansi: Aber sowas von. Und ich weiß, dass es vielen genauso geht. Allerdings gibt es kein Patentrezept dafür, da jede Situation anders einzuschätzen ist. Ich für meinen Teil habe gelernt, mich auf mich selbst und mein Umfeld zu konzentrieren, stolz auf meine Arbeit zu sein und wünsche jedem, dass er mit seinem Vorhaben Erfolg hat.
VRR: Wie ist dein inneres Empfinden, wenn du den Song hörst oder selbst auf der Bühne performst?
Hansi: Ich versuche so gut es geht, den Song als deutschen Alternative-Rock mit Headbanger-Qualität zu sehen. Mir persönlich macht die Nummer einfach mega Bock und hat musikalisch nochmal gezeigt, dass wir immer noch überraschen können. Die Thematik weicht da für mich zu Gunsten des Klanges in den Hintergrund.
VRR: „Invidia“ klingt im Ganzen recht düster und auch die Videoszenen sprechen Bände. Was wolltest du persönlich in der Außenwelt damit erreichen?
Hansi: Viele kennen uns als Spaß-Band, die für fast jeden Blödsinn zu haben ist. Sei es Schlagercover, Saufsongs, im Kleid auf die Bühne gehen oder anderen Quatsch. Jedoch kämpfen auch wir im Alltag mit Dämonen wie Neid und Missgunst und wollen der Außenwelt diese Seite nicht vorenthalten. Die Umsetzung des Musikvideos sollte das Ganze visuell greifbarer machen. Sei es der innere Konflikt und die Selbstbeherrschung, dargestellt in einer Therapiesitzung oder auch die düstere Darstellung des Neids in den Performanceszenen, die nur im Kopf stattfindet.
VRR: Wie sind die bisherigen Rezensionen via Social Media, Spotify, etc.?
Hansi: Hier stellt sich natürlich die Gegenfrage, was man selbst erwartet. Von unserer Seite ist das ganz simpel beantwortet: wir erwarten gar nichts, dann wird man nicht enttäuscht. Als damals „Der König tanzt“ released wurde, hat VRR in der Albumreview diesen Song als Tiefpunkt des Albums betitelt. Doch die Zeit hat gezeigt, dass man nie wissen kann, wohin die Reise mit einem Song gehen kann. Der König wurde schlussendlich zum Fan-Lieblingssong, fester Bestandteil der Setlist und des Merchandise. Diese Entwicklung kann man nicht kontrollieren. Wollen wir auch nicht. Vielmehr macht es Spaß, der Entwicklung zuzusehen. Wir machen unsere Musik so, wie wir es für richtig halten und lassen uns einfach überraschen, wohin die Reise geht. Auch lieben wir es, andere Stilmittel auszuprobieren. Während „Invidia“ klar dem Alternative-Rock zugehörig ist, setzt unsere nächste Single „Das Lied vom Meer“ die Segel in eine andere Richtung. An dieser Stelle bitte ein Prost an mich für diese tolle Formulierung. Danke.
Abschlusswort
Wir wissen, dass die Thematik von „Invidia“ in Verbindung mit dem Musikvideo sehr düster dargestellt ist. Fakt ist, dass Musikvideos immer mehr an Aufmerksamkeit verlieren und ich hoffe, dass wir nicht im 30 Sekunden TikTok Trend enden. So lange wir als Band die Möglichkeiten haben, unsere Songs/Geschichten qualitativ visuell umzusetzen, werden wir diesen Weg auch weiter gehen. Unsere neue Single „Das Lied vom Meer” wird ebenfalls viel Liebe zum filmischen Stil haben. Das Video findet ihr übrigens hier: https://youtu.be/RbLT9DnMN8I?si=oQi5eu73rQSepW-A
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Crew | Redaktion
Schon als kleiner Stöpsel bin ich mit deutscher Rockmusik groß geworden. Die Böhsen Onkelz waren selbst in der fünften Klasse schon Pflichtprogramm. Eine kurze Abschweifung in ein anderes Genre hat mich trotzdem wieder sehr schnell auf die richtige Bahn gebracht.
Kurze Zeit später fanden auch Musikrichtungen wie Punkrock, Metal oder Alternativrock ihren Weg zu mir. Ich bin offen für Neues aber meiner Linie werde ich auf ewig treu bleiben.