Therapie nach Noten – GELDSCHEINWELT – VÖ 10.12.2021
2006 gab es das erste Lebenszeichen von Therapie nach Noten. Nach ihrem Debütalbum und einer EP haben die vier Heidelberger es nun geschafft und bei den Profis von Empire Records ihr neues Album GELDSCHEINWELT aufgenommen. Die Veröffentlichung steht für den 10. Dezember 2021 an. Was euch Alex Adler, Alex Wolf, Julian Heck und Tobias Weinreich zum Weihnachtsfest schenken, könnt ihr hier gleich auspacken.
Trackliste
- Des Wahnsinns Meute
- … aber Sklaven gibt’s nicht mehr
- Geldscheinwelt
- Geist aus der Flasche
- Axt im Walde
- Latente Talente
- Shangrila
- Tagaus Tagein
- Lug und Trug
- Macht euch frei
Themen-Klarstellung
Mit einem kleinen Einspieler startet der Opener und mir wird bewusst, wie lange ich schon keinen wirklichen Heavy Metal der klassischen Art gehört habe. Etwas Wehmut macht sich breit, bei dem Gedanken an die Zeit der langen Haare, Stretch Jeans und Kutte. „Des Wahnsinns Meute“ bereitet den Hörer auf das vor, was noch kommt. Nicht nur musikalisch, auch textlich gibt es hier keinen Kindergarten. TNN halten der Mainstreamgesellschaft, mit den Worten „das Land der Richter und Henker“ den Spiegel vor das Gesicht. Unsere scheinbar so demokratische und freie Republik wird von den Musikern regelrecht in Frage gestellt. Wie sehr wir eingeschränkt werden, wenn der fetten Meute der Wahnsinn überkommt.
„… aber Sklaven gibt’s nicht mehr“ startet sehr geil melodiös mit Gitarre, dann Bass und plötzlich befinden wir uns im Headbangermodus. Zu Beginn scheint der Song den Eindruck zu erwecken, lustig zu sein. Aber weit gefehlt. Die Heidelberger prangern die Ausbeutung von den Menschen und der Natur an, damit wir uns mit Konsum und Luxusgütern eindecken können.
Geldscheinwelt und Geist aus der Flasche
Der Titelsong und „Geist aus der Flasche“ laufen im Midtempo durch und haben, selbstredend, ebenso ein Thema: Finanzen und die Sucht. Beides sind Themen, die es wert sind, angesprochen zu werden. Jedoch hätten diese gerne in ein aggressiveres Outfit verpackt werden dürfen.
Heavy Metal mit Speedmetalpotenzial und etwas Progressiv
„Axt im Walde“ kommt zu Beginn mit einem kleinen Solo daher und steht unter dem musikalischen Motto, allen zeigen was sie können. „Latente Talente“ ruft bei mir Gänsehaut hervor. Und das die volle Spielzeit von 7:33 Minuten. Sauber arrangierte Instrumente, ausgereifte Gesangsleistung und ein stetig, sich bis zum Refrain aufbauender Titel. Bis dann im ersten letzten Drittel die Balladeneinflüsse in die Tonne gedrückt werden und es so richtig abgeht. Thema und Musik werden hier zu einer perfekten musikalischen Einheit, ohne einen merklichen Ansatz von Schweißstellen oder Nähten. „Shangrila“ ballert gleich von Anfang an los. Und im Gleichschritt, mit kurzen Breaks, wird hier ein Text in englischer Sprache zum Besten gegeben. „Tagaus Tagein“ kommt leicht psychedelisch und progressiv rüber.
Schnell, schneller am schnellsten
„Lug und Trug“ macht die Pharmaindustrie zum Thema. Ich geh mal nicht auf den Text ein. Die Musik spielt hier die erste Geige. Und das in einem Tempo, dass ich mit der Luftgitarre gar nicht mehr hinterherkomme. „Macht euch frei“ macht das Päckchen zu und ist der einzige Song, der im Kern kein ernstes Thema hat. Gut zu wissen, dass Therapie nach Noten in ihren Texten auch Spaß haben können.
Fazit
Ein durch und durch reines Heavy Metal Album. Wunderbar produziert, ohne überperfekt zu wirken. Herausragend ist die instrumentale Leistung, die das Album offenbart. Das Songwriting birgt hier und da noch ein paar Schwachstellen, doch steht die Gesangsleistung den Instrumenten in nichts nach. Ein kleiner Wermutstropfen sind die vielen verschiedenen Themen, die die Jungs in ihren Liedern behandeln. Zum einen sind diese teilweise textlich schwer umzusetzen, gelingt jedoch ganz gut, andererseits macht es das Album zu einem Art Tolstoi der Musik.
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Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.
Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.