Allgäu Rock – Interview
Ein neues Festival wurde 2019 geboren und gleich im zweiten Jahr macht ein Virus den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Das Line-up stand, das Gelände wurde vergrößert aber stattfinden durfte das Allgäu Rock in diesem Jahr nicht. Wir haben uns mit Klaus und Timo getroffen und unter anderem darüber gesprochen, wie diese Situation für sie als Veranstalter ist. Natürlich haben wir dabei auch gleich einen Blick auf das neue Gelände werfen dürfen und können sagen: Wer noch kein Ticket für 2021 hat, sollte vielleicht dem Weihnachtsmann einen Brief zukommen lassen…
VRR: Hallo ihr beiden. Wollt ihr uns erstmal etwas über euch erzählen?
Klaus: Hi ich bin Klaus. Ich bin zuständig für die Leitung das Allgäu Rock und schau, dass das ganze Funktioniert. Das kommt daher, dass ich von Anfang an bei der Band Grenzen|Los ein bisschen im Hintergrund dabei bin. So kam es dann letztendlich zustande, dass wir sagten wir machen ein Festival. Dann gebe ich mal weiter an Timo.
Timo: Ich bin Timo. Ich bin mitverantwortlich für die Produktionsleitung. Das heißt Backstage, Bandmanagement und Klaus zu unterstützen.
VRR: Mit dem beschlossenen Verbot von Großveranstaltungen bis Ende Oktober war dann auch klar, dass das Festival dieses Jahr nicht stattfinden kann. Wie geht ihr damit um?
Klaus: Also auf der einen Seite ist es natürlich bitter, dass es nicht stattfindet. Ganz klar. Aber es bringt auch nichts, den Kopf hängen zu lassen. Du kannst die Welt eben nicht ändern. Das ist halt nun mal Fakt. Man muss eben weiter machen und wir fokussieren uns jetzt auf nächstes Jahr.
Wer weiß, was da alles geplant ist (grinst). Ich denke, wir haben genug zu tun und verkraften trotzdem, dass dieses Jahr kein Allgäu Rock stattfindet.
VRR: Was passierte, als feststand, dass das Allgäu Rock auf Grund der Corona-Pandemie nicht stattfinden kann?
Klaus: Jeder Mensch reagiert unterschiedlich. Es gibt die einen, die sagen „ja scheiße“, und dann gibt es die, die sagen „ok ist eben so“. Man kann es nicht ändern. Kopf voraus und weiter geht’s.
Timo: Natürlich waren wir erst enttäuscht. Man hat sich ja auch gefreut. Die Planungen waren ja in vollem Gange. Als dann feststand dass es nichts mehr wird, hat man halt geschaut was man machen kann. Welche Möglichkeiten es gibt. Und dann hat man das wieder neu angepackt.
VRR: 2020 hätte das Allgäu Rock nicht nur länger, sondern auch auf neuem Gelände stattgefunden. Wie verändert Corona eure Planung abgesehen davon, dass das Festival jetzt nächstes Jahr schon im August stattfindet?
Klaus: Grundsätzlich verändert Corona soweit jetzt erst mal nichts. Es kann ja auch keiner zu hundert Prozent sagen, was nächstes Jahr ist. Ob es stattfinden kann oder nicht. Fakt ist, wenn ich es durchführen möchte muss ich trotzdem planen. Dann muss ich davon ausgehen, dass es stattfindet. Diesen Optimismus leben wir!
VRR: Ihr seid ein recht neues Festival, 2019 habt ihr Premiere gefeiert. Dadurch wird es vermutlich nicht viele Finanzielle Rücklagen geben. Gibt es für so etwas eine Versicherung oder wie läuft das?
Klaus: Also, eine Versicherung für so was gibt’s nicht. Zumindest nicht, dass ich wüsste. Einen Schaden trägt man definitiv davon, vor allem bis man ein Stück weit einen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Dieses Jahr hätte uns da gut getan aber wie ihr seht, wir leben noch.
VRR: Wie könnte man euch als Besucherin oder Besucher denn momentan am besten unterstützen?
Timo:. Im Moment kann man uns am besten unterstützen, indem man sich aufs Festival freut und vorbei kommen möchte und sich sein Ticket sichert.
Klaus: Natürlich auch bei schlechtem Wetter.
Timo: Wer sonst aktiv mithelfen möchte, sollte aufmerksam unsere Seite auf den sozialen Medien verfolgen, da wird es in naher Zukunft noch interessante Infos geben.
VRR: Habt ihr Forderungen oder Wünsche an die Politik?
Klaus: Jetzt muss ich aufpassen (lacht). Was heißt Wünsche, ich denke dieses Jahr hat sich durch Corona wahnsinnig viel verändert. Es steht doch irgendwo jeder da und sagt, dass man von nichts hundertprozentig ausgehen kann. Man hat, so denke ich, in letzter Zeit auch gesehen wie der Mensch oft nur an sich denkt. Dieses miteinander was man auf einem Festival normalerweise hat, hat sich in den letzten Monaten in meinen Augen verändert. Darum wäre es natürlich sehr erfreulich, wenn die Politik sagen würde, dass wir das Festival nächstes Jahr durchziehen können. Das wäre das Beste, was uns passieren könnte.
VRR: Was bedeutet eine Absage, nicht nur für das Allgäu Rock, sondern allgemein, für den Veranstalter?
Klaus: Erst einmal Stress. Man hat einen Vorverkauf und es sind viele Tickets verkauft. Dann kommt der Mailverkehr und die Fragen der Fans. Es gibt Leute die wollen natürlich ihr Geld zurück oder haben andere Fragen. Es gibt viele Kleinigkeiten die da auf einen zurollen. Das beansprucht viel Zeit. Die wirtschaftliche Lage war bei uns überschaubar. Natürlich wurden auch Ausgaben getätigt, die nicht gedeckt worden sind aber wir mit umzugehen wussten und schaffen auch dieses und es geht weiter.
Timo: Dadurch, dass unser Festival noch ziemlich klein ist, hielt sich das in Grenzen.
Klaus: Große Festivals haben da größere Probleme. Da gibt es schlimmeres, wenn ich zum Beispiel an Techniker denke oder die, die von dem leben und von jetzt auf gleich keine Einnahmen mehr haben. Das geht bei uns, da wir alle dies nur nebenberuflich machen. Von dem her Augen zu und durch.
VRR: Wenn alle oder fast alle Besucher die für dieses Jahr Karten hatten, nächstes Jahr kommen, gibt es dann überhaupt ein zusätzliches Kontingent für nächstes Jahr?
Klaus: Wie ihr hier seht, hat sich im Gegensatz zu letztem Jahr einiges geändert und wir haben die Möglichkeit, das Festival zu vergrößern.
Timo: Ich sage mal so, „Wir können wachsen“.
Klaus: Genau, natürlich werden auch noch andere Leute kommen. Wir haben ja auch noch ein bisschen was in der Hinterhand.
VRR: Ihr konntet jetzt fast alle Bands für nächstes Jahr erneut bestätigen, wie schwer war das?
Klaus: Dadurch, dass man einen guten Draht zu den Bands hat, ging das relativ leicht. Es ist ja auch eine Ausnahmesituation, die niemand voraussehen konnte. Jeder war mit der Situation unzufrieden. Von dem her lief das ganze recht ordentlich ab. Außer Russkaja sind ja alle dabei.
Timo: Die Bands kannten die Umstände und deswegen war es kein großes Problem. Wir haben offen kommuniziert wann das neue Datum ist und konnten dann überlegen, ob sie dabei sind oder nicht. Das war eher unproblematisch.
VRR: Braucht ihr für mehr Besucher und eventuelle Abstand eine größere Campingfläche oder packt das neue Gelände das problemlos?
Klaus: Für das was wir uns wünschen und wenn die Vorgaben so bleiben wie sie jetzt sind, müsste es vom Gelände machbar sein. Alles andere muss man abwarten.
Timo: Mit dem Gelände sehe ich da auch kein Problem. Wenn, dann wird es ein politisches Problem!
VRR: Wäre ein Festival mit Hygiene- und Abstandsregeln überhaupt machbar?
Klaus: hmm.. Das ist eine gute Frage. Ich denke, da kommt es auch wahnsinnig viel auf die Politik an. Wie streng sie mit der Situation sind. Wir können nicht alles verhindern. Es ist nicht so, dass man kein Hygienekonzept ausgearbeitet hat. Also ich kann es mir nicht vorstellen. Das geht schon vor der Bühne los, wenn da zum Beispiel zweitausend Leute stehen.
Die möchten ihren Spaß haben, deswegen sind sie auf dem Festival. Dann geht der Pogo los und dann kannst du es nicht mehr unter Kontrolle halten. Auch das mit dem Mundschutz kannst du nicht unter Kontrolle halten. Man bräuchte mehr Personal für die Bewirtung und Verpflegung. Das wird dann schon utopisch. Und wäre so nicht durchführbar.
VRR: Vielen Dank, dass ihr euch heute die Zeit genommen habt. Ihr habt hier wirklich ein tolles neues Gelände gefunden und ich freue mich auf das Allgäu Rock 2021.
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Crew | Redaktion
Ich bin durch meine Eltern bereits mit Rockmusik aufgewachsen. Da mein Vater als Tontechniker unterwegs war, habe ich recht früh gelernt, was gute Musik ausmacht und ob eine Band vor allem live gut klingt. In der Teenie-Phase mischte sich dann zu dem bis dato englischen Rock und Punk Genre immer mehr der Deutschrock in meine CD Sammlung und dieser Linie bin ich bis heute treu geblieben. Prinzipiell ist mir der Stil egal, Hauptsache, ich höre Gitarre, Bass und Schlagzeug.