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Vergessen und verstaubt! Nicht mit uns!

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Heute Buchstabe B – mit Bronx Boys – MUTTERF****R – F**K DEINE MUTTER

Willkommen zum Buchstaben B. Heute mit den Hamburger Crossover Jungs von Bronx Boys und ihrem Debütalbum aus dem Jahr 1995 mit dem plakativen Titel MUTTERF****R – F**K DEINE MUTTER. Es sind die Jahre des musikalischen Umschwungs. Man unterscheidet nicht mehr nur zwischen Rock, Heavy Metal, Hip Hop oder Pop. Jetzt heißt es Industrial Metal, Crossover, Metalcore und Alternativ. Im Zuge der Vermischung von Heavy Metal und Hip Hop mit Bands wie Rage Against the Machine, Body Count, Downset, Clawfinger oder deutschen Vertretern wie Mr. Ed Jumps the Gun oder auch H-Blocks, traten die durchaus durchgeknallten Bronx Boys auf den Plan.

Die Band
Bronx Boys – The Boys Are Back In Town

Bronx Boys gründeten sich, laut Wikipedia, 1994 und das Cover zeigt uns vier Protagonisten. Das dürfte jedoch schon 1993 gewesen sein. Denn eine Info im Beipackzettel des Albums besagt, dass „Leichenzähler“ bereits 1993 im Soundpointstudio aufgenommen wurde. Recherchen führten zu wenig eindeutigem Erfolg, um zu bestimmen, wer denn nun hier was genau in der Band an instrumentalen Aufgaben hat. Von daher gibt es hier die Bandaufstellung aus dem Booklet.
SCHLAG 5 – Artillerie
DICK DARM – Basstard
OL´AL – Stromgitarre
T1. – Mikrofon
EVIL CASTRO – Stimmband und Leichenbass
FRANK N´STONED – Kehle
DR. DEAF – Leichengitarre
SPLIFF SPLIFFSON – Leichenliedgitarre

Tracklist

  1. Intro (Achtung)
  2. Bronx Blues
  3. BSE
  4. Leichenzähler
  5. Hut ab
  6. Bronx Boys Go!
  7. 21-22-5
  8. Komm mir nicht zu nah
  9. Klartext
  10. Kuhmörder
  11. Senna
  12. 19:14
  13. Der Kreis schließt sich
  14. Nacht ohne morgen
  15. Was wollt ihr?
  16. Sie hat´s drauf
  17. Bronx Boys on the Road

Foto: Jörg Hentzgen

Nicht nur eine Persiflage

Nun frage ich mich, warum habe ich damals dieses Album überhaupt gekauft? Die Antwort ist ganz klar. Es liegt an zwei Songs: „Leichenzähler“ (Body Count´s in the House) und „Kuhmörder“ (Copkiller). Beides im Original von Rapper und Schauspieler Ice-T mit seiner Band Body Count. Songs, die zeigten, dass die Vereinigung von Hip-Hop und Metal eine ganz neue Musikrichtung ergaben und es für viele Musikhörer ermöglichte, zwei Stile zu feiern. Wer beim Lauschen dieser beiden Titel das Gefühl des Fremdschämens in sich hochsteigen fühlt, dem sei folgendes gesagt: beim zweiten Durchlauf hat sich das erledigt. Das gilt ebenso für die restlichen Titel. Weitreichend gilt das Album als Persiflage auf Body Count und ähnliche Bands. Dem kann ich so nicht beipflichten. Das beweist zum einen der Dankesgruß der Bronx Boys an Body Count im Booklet und die restlichen Titel des Tonträgers. Denn nicht alle Titel werden hier auf Spaß und vermeintlich geistreiche Verspottung durch übertriebene Nachahmung ausgelegt. Eher liegt hier eine künstlerische Neubetrachtung vor. Schon der Dialog bei „Leichenzähler“ ist ein göttlich-kreativer Output, der nicht besser um die Ecke hätte kommen können. Bronx Boys – Leichenzähler

Die Review

Das zweiminütige psychedelische Intro macht einen schon etwas wirr. Dann gibt es die volle Crossover Packung mit „Bronx Blues“. Eine Vorstellungsrunde über die Bronx Boys. Textstellen wie „Es wird Zeit, seid bereit, dschadschmintneid“ lassen die Mundwinkel emporsteigen. Denn der Kenner weiß, die Eindeutschung von dschadschmintneid zu definieren. Sie lehnt sich an den Film Judgement Night an, dessen Soundtrack den Crossover erstmals eine Bühne gab. „BSE“ spricht ein für damalige Zeiten sehr aktuelles Thema an. Bronx Boys nehmen den Rinderwahn etwas auf die Schippe. Wie viele Themen, auch in der heutigen Zeit, wurde von der Presse und den Gesundheitsbehörden eine Menge aufgebauscht und oft auch übertrieben. Die Hamburger Band geht textlich locker mit dem Thema um. Für den ersten Moment denkt man, dass Udo Lindenberg für „Bronx Boys Go!“ seine Stimme geopfert hat. Ein Track im Midtempo mit starkem Groove und eingängigem Text, der ein Konzert der Band mit Sicherheit zum Highlight werden lassen hat. Gute Brücke zu einer kleinen Side-Info. Die Bronx Boys durften, laut Wikipedia, im Übrigen auch schon als Vorband für Die Ärzte und für Motörhead auftreten. Hätte ich gerne erlebt.

Liebeslied ohne Romantik

Titel wie „Komm mir nicht zu nah“, „Der Kreis schließt sich“ und „Was wollt ihr?“ hauen voll in die Kerbe von gängigen Themen einer, nennen wir es, Gang. Machen jedoch mit ihrem prolligen Gewand unglaublich Laune. Bei dem Titel „Senna“ ziehe ich mich kurzerhand heraus. Hätten die Bronx Boys in die Zukunft blicken können, wäre vermutlich der Titel nicht auf dem Album gelandet. Dennoch liegt in diesem Titel eine gewisse Art von Kritik am Profisport. Kurz vor Ende kommt eines der Highlights vom Album. „Sie hat´s drauf“ ist ein Liebeslied der ganz besonderen Art. Eine Geschichte über das Verlangen, seine Dealerin zu daten. Doch es gibt kein Happy End. „Doch sie lächelt nur und sagt mir ins Gesicht: Du weißt doch sicher Baby, Dealer törnen nicht!“

Fazit

Es ist einfach wunderbar, sich an solche Platten zu erinnern und diese wieder aufzulegen. Auch wenn es hier nicht um die ganz große Musikgeschichte geht, liegt dennoch ein Album in meinem Regal, welches nicht in Vergessenheit geraten darf. Nicht immer muss Musik zu ernsthaft sein. Hätten wir damals schon existiert, würden wir 7 von 10 Punkten vergeben. 1999 wurde das zweite Album ZURÜCK IN DIE BRONX veröffentlicht. Dieses macht genau da weiter, wo wir aufgehört haben und macht sogar noch etwas mehr Laune. In diesem Sinne, lasst uns die Bronx Boys wieder ein bisschen aufleben. https://soundcloud.com/user-631027381?utm_source=clipboard&utm_medium=text&utm_campaign=social_sharing
Wir lesen uns wieder, wenn es heißt: Vergessen und verstaubt! Nicht mit uns! Mit dem Buchstaben C. Wie? Aber das wird noch nicht verraten.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.

Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.

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