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Geschichten aus dem Leben eines Kärbholz Tontechnikers

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Der perfekte Ton macht die Musik. Der Anspruch an den Ton bei einem Live-Konzert ist enorm und mit wachsender Technik wächst auch der Anspruch, nicht nur beim Techniker oder der Band, sondern auch beim Publikum. Ohne Ton sind Menschen nur schwer zu bewegen. Die Tontechniker haben live eine der wichtigsten Aufgaben und werden nicht selten als weiteres Bandmitglied bezeichnet.

Die Tontec´s sind die Macher hinter den Kulissen, obwohl wir sie am FOH immer sehen können. Wenn die ersten Töne deiner Lieblingsband ertönen, du den Song direkt erkennst und kein Brummen oder Klingeln auf den Ohren hast, haben die Tontechniker vieles bereits richtig gemacht. Der Weg dorthin ist oft müßig, nervenaufreibend und von vielen Faktoren abhängig. Wenn die Konzertbesucher glücklich nach Hause gehen, haben die Tontechniker einen großen Teil dazu beigetragen.

Wir möchten mehr über ihre Arbeit erfahren. Zu Beginn der Reihe hat uns Wolfgang von Kärbholz gerne ein paar Fragen beantwortet.

VRR: Erzähl uns bitte, wie du heißt, woher du kommst, wie alt du bist, wie lange du bereits als Tontec arbeitest und mit welcher Band du unterwegs bist.

Wolfgang: Moin, ich heiße Wolfgang, komme ursprünglich aus Salzburg, lebe nun seit 2009 in Hamburg und arbeite seit fast 35 Jahren als Tontechniker und seit 25 Jahres zusätzlich auch als Tour Manager. In den Anfangsjahren waren auch viele skandinavische, deutsche und amerikanische Heavy Metal Bands, sowie internationale Jazzmusiker meine Kunden. Zusätzlich zu der Tätigkeit als Tontechniker betreue ich die Bands noch als Tour Manager und kümmere mich teils um die Pre-Tour-Produktion, sowie logistische Angelegenheiten. Derzeit arbeite ich hauptsächlich für und mit Kärbholz und auch verschiedenen Jazzprojekten von Dave Holland.

Quelle: Wolfgang

VRR: Wie bist du Tontechniker für diese Band geworden? Gab es ein Schlüsselerlebnis?

Wolfgang: 2014 rief mich der Manager an und bot mir den Job als Tontechniker und Tour Manager bei Kärbholz an. Da ich die Band nicht kannte, hörte und sah ich mir einige Songs auf YouTube an, fand Zugang zur Musik und den Texten und seit 2015 bin ich nun für die Band tätig.

VRR: Wie bereitest du dich auf einen Einsatz mit der Band vor? Probt ihr vorab zusammen?

Wolfgang: Bei Tourneen zur neuen Platte/CD bekomme ich die Musik vorab, um hineinzuhören. Proben mit der Band gibt es selten, aber bei Tourstart dezent längere Soundchecks. Stagesets, Licht, das auf der Tour mitgenommen wird, wird natürlich vorab aufgebaut und auf volle Funktionsfähigkeit überprüft. Dies ist der zeitlich größere Aufwand in der Vorbereitung. Ebenso wird mit den Venues, dem Veranstalter oder der Technikfirma alles im Vorfeld abgeklärt.

VRR: Wie sieht dein Tag aus für welchen dich die Band engagiert hat?

Wolfgang: Zu Mittag geht es in den Club/die Halle. Hier wird dann noch mal mit dem Veranstalter, der Catering Company und den lokalen Technikern das Wichtigste für den Tag durchgesprochen. Der Großteil ist bereits im Vorfeld geklärt. Dann Load In, Aufbau, Soundcheck und dann eine kleine Pause mit Abendessen, bevor die Türen für die Fans aufgemacht werden. Anschließend das Konzert, Load out und vielleicht noch ein Bierchen, bevor es mit dem Nightliner weitergeht.

VRR: Welche Schwierigkeiten begegnen dir bei einem Event mit der Band?

Wolfgang: Hier ist die Liste lang, was nicht heißt, dass es immer Schwierigkeiten gibt. Dennoch ist trotz Routine jeder Tag eine neue Herausforderung. Und das ist schön und gut so.

VRR: Wo liegen die größeren Herausforderungen: in einer Location bis 250 Personen, in einer Halle bis 1.000 Personen oder bei einem Festival? Warum?

Wolfgang: Bei einem Festival. Hier ist alles viel strenger getaktet, man hat weniger Zeit, um alles aufzustellen und zu überprüfen. Dank der großartigen Crew, mit der ich seit Jahren zusammenarbeiten darf, hat immer alles sehr gut funktioniert.

VRR: Line-Check: ist das Segen oder Fluch und warum?

Wolfgang: Ich mag die Herausforderung, schnelles und konzentriertes Arbeiten. Weder Segen noch Fluch. Dafür ist eine Extra-Ladung Adrenalin inklusive.

VRR: Was geht erfahrungsgemäß am häufigsten kaputt und wie gehst du damit um?

Wolfgang: Eine Häufigkeit kenne ich hier nicht, ansonsten kümmern wir uns einfach darum.

VRR: Beruf oder Berufung? Hast du dir das notwendige Wissen selbst angeeignet oder hast du eine professionelle Ausbildung im Bereich der Tontechnik?

Wolfgang: Ich kann mir nichts anderes für mich vorstellen als mit und für Musiker und Bands zu arbeiten. Oft ist es auch stressig, aber ich kenne sonst kein Arbeitsumfeld, in dem man sein kann, wie man ist. In dem so viel gelacht wird und letztendlich das Ergebnis zählt, jeder Tag neu und anders ist. Zudem ist der Bonus, Plätze auf dieser Welt zu sehen, wo ich sonst wahrscheinlich nie hingekommen wäre. Ich habe vor 35 Jahren die SAE besucht, die Ausbildung war damals jedoch auf Studiotechnik ausgerichtet. Der Live-Bereich wurde in wenigen Stunden abgehandelt. Der Großteil meines angeeigneten Wissens war also learning by doing: zuhören, zuschauen, fragen, Copy-and-Paste, so wie Trial-and-Error.

VRR: Was war dein bisher schlimmstes Ereignis, dein größter Fauxpas, dein peinlichster Moment als Tontec?

Wolfgang: Das ist lange, lange her und Geschichte.

VRR: Vielen Dank Wolfgang, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

"Ich glaube, dass unser Uhrwerk sich dreht.
Ich glaube, dass die Zeit nie stillsteht.
Ich glaube, alles passiert, wie es muss.
Ich weiß, dass alles gut wird zum Schluss."
(Eizbrand)

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