Versus “Nur vom Feinsten” – Albumreview
Die Jungs von Versus halten sich nicht lange auf, kein Intro, kein langes Gefackel… stattdessen direkt aufs Fressbrett. Am liebsten würde man direkt mitgrölen wollen, dazu müssen wir bis zur Release-Party am 08.06.2018 im „Tiefengrund“ in Frankfurt (Eintritt kostenlos) aber erst einmal den Text auswendig lernen. So lange bleibt es erst einmal beim Kopfnicken. Flirrende Gitarrenparts, unverkennbare Rockabilly-Attitüde und rotzige Ohrwurm-Zeilen sind die Säulen der ersten Scheibe der Frankfurter. Wow, die Großstädter werden wir wohl so schnell nicht mehr los! Klar ersichtlich bringen Versus im ersten Album eine gute Palette Erfahrung mit, denn für ein
erstes Album klingt „Nur vom Feinsten“ ungewohnt virtuos. Anbei wird das wohl dem Umstand geschuldet sein, dass die Jungs unter anderem Namen in den letzten Jahren schon einen Haufen Konzerte gaben. Damit wäre der Name des Albums schon einmal gerechtfertigt…
Bretter für’s Volk:
Mit „Lasset uns tun“ öffnet sich ein Buch voller lesenswerter Geschichten. Um genau zu sein sind es elf Tracks an der Zahl, mit denen Versus uns lauthals mitteilt, was sie der Welt zu sagen haben. In „Lasset uns tun“ findet eine klare Aufforderung die Ohren zu spitzen seinen Ursprung. Zurecht.
Darauffolgend ertönt „Revolution“ nicht weniger kraftvoll und bringt Punkeinflüsse par excellence mit sich. Zugegeben, ein viel zu oft besungenes Thema in jenem Genre, durch einen demonstrativen Refrain und passenden Allegorien aber, bekommt „Revolution“ ein unerwartetes Gewand und bleibt sofort im Kopf!
Rock’n’Roll statt Einheitsbrei! Die Hauptaussage von „Kann Will Werde“ ist glasklar. Untermalt von unaufhörlich einprägsamen Instrumental prügeln Versus dem Hörer jegliche selbstmitleidigen Gedanken aus der Runkel. Wir alle sitzen in einem Boot und haben mit den Zwängen, Leiden und Hindernissen dieser Welt zu kämpfen. Die Essenz des Tracks ist die Überzeugung, der alleinige Matador deines Lebens zu sein. „Ich werd‘ nicht kampflos untergehen!“ – gefolgt von einem passendem Solo. Sparen wir uns nun weitere Phrasen dazu… Track drei: Großes Kino!
Mit „Nur vom Feinsten“ kommen einige Qualitäten ans Tageslicht, soviel soll gesagt sein. Um ehrlich zu sein haben uns Versus wider Erwarten eine erstklassige Platte zum Fraß vorgeworfen. Weiter im Text…
Thematisch deutlich variierende Titel wie „So müssen Freunde sein“ zeugen davon, dass in ihr erstes voll ausgereiftes Studioergebnis nicht zu wenig Gedanken geflossen sind. Der Songname verrät schon, worum es sich handelt. Großartig viel gibt es zu einem Track über Freundschaft und Zusammenhalt nicht zu sagen. Nur eins: Tracks wie diese sind fester Bestandteil eines jedes hörenswerten Albums.
“Gut Sach!”
…bedeutet nach eigener Aussage soviel wie: “Sehr geil!“. Ein Song darüber, wie schön das Leben ist. Lebensbejahend, die Zeit verbringen mit guten Leuten. „Gut Sach!“ Kaltes Bier, die Sonne scheint. Ein tolles Gefühl, das die Jungs mit dem Track gekonnt vermitteln. „Gut Sach!“ Momente, die nie vergehen. Die Zeit steht still. Ein Gassenhauer, der das Pulsoxymeter (entschuldigt den Ausdruck) zum Ausschlagen bringt.
Zum Ende hin werden die Klänge der Scheibe mit „El sol naciente en la oscuridad“, was auf Deutsch „Die Sonne geht in der Dunkelheit auf“ bedeutet, etwas ruhiger. In dem Track mit spanischem Namen begegnet uns ein Titel mit einer Spur weniger bpm, bevor es der Gesellschaft und ihren stellenweise fragwürdigen politischen Ideologien im letzten Track noch einmal gehörig an den Kragen geht. „Ich marschier nicht mit euch, denn mein Geist ist noch da“ stellt dabei nur einen von vielen prägnanten Statements aus „Lieber frei“ dar, der zu guter Letzt noch einmal ordentlich nach vorne geht.
Vrr-Fazit:
Wir haben es wahrlich genossen „Nur vom Feinsten“ auseinander zu nehmen und die Kopfhörer dichter an die Ohren zu pressen. Es kommt nicht oft vor, dass uns die Ersterscheinung einer „Newcomer“-Band derartig überzeugt. Hätten der Band mehr finanzielle Mittel zur Verfügung gestanden, um einen noch besseren Sound zu gewährleisten, könnte man tatsächlich von einer nunmehr schwer zu übertrumpfenden Platte sprechen. Selbstverständlich ist ein solcher Umstand nicht in jedem Fall gegeben. Versus haben, um das an dieser Stelle einmal ganz klar zu sagen, eine Bombe gezündet, die noch in weiter Ferne zu hören ist. Deutschsprachiger Punk, der für ein Debüt-Album keinerlei Wünsche offen lässt… das Album ist sozusagen „nur vom Feinsten“.
Christoph Steger
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Über mich: Ich bin 23 Jahre jung und besuche seit 7 Jahren leidenschaftlich gerne Rockfestivals und Konzerte. Schnell konnte ich mich für die Abläufe hinter der Musik und dessen Drumherum begeistern, sodass ich mich bereits seit 6 Jahren intensiv in der Szene engagiere. Hauptberuflich bin in der kaufmännischen Branche zuzuordnen und befinde mich derzeit im Studium.
Mein Motto: Wenn du Bock auf etwas hast, findest du auch Zeit dazu!
(Gez: 15.01.2018 / Aktualisiert: 20.12.2018)