Zwischen Aufbruch und Neuanfang: Vitamortez im Interview

Foto: Kristof Schöneborn Photography

Vitamortez, ein Name, der düster klingt und doch voller Energie steckt. Die Band wurde im April 2024 gegründet und startete zunächst als Duo mit Frontmann Ivy und Eddy Edge, die einige sicher noch aus Projekten wie, A Date With Mary oder Snapes kennen werden. Inzwischen hat sich die Formation in Köln als feste Größe im Proberaum etabliert. Mit Ivy am Gesang, Igor an der ersten Gitarre, Daniel an der Rhythmusgitarre und Kris an den Drums formt sich ein Quartett, das Rock mit deutschen Texten liefert. Am 3. Oktober erschien ihre erste Single „Tot aber lebendig“, ein kraftvolles Statement gleich zum Start. Wir haben Sänger Ivy eingeladen und ihm ein paar Fragen gestellt.

Zur Gründung und Bandgeschichte

VRR: Ihr habt im April 2024 als Duo angefangen. Wie kam es dann zur Idee, Vitamortez zu gründen?

Ivy: Nach der Trennung der Snapes war ich enttäuscht und traurig und drauf und dran, es puncto Band und Musik erstmal sein zu lassen. Einfach eine musikalische Pause zu machen. Doch als mich bei JEANLUCs Underground-Konzert einige auf die Snapes ansprachen und fragten, wann wir denn wieder spielen würden, inklusive des positiven Feedbacks zu unserem Underground-Gig davor, sowie die Jungs auf der Bühne spielen zu sehen und wie sie mit dem Publikum interagieren. Das alles motivierte mich irgendwie, es dieses Mal anders anzugehen und meine komplett eigene Band aus dem Boden zu stampfen. Und so entstand kurz darauf Vitamortez.

VRR: Ivy, du hast zuvor schon bei A Date With Mary und Snapes gespielt. Inwiefern prägen diese Erfahrungen deinen Stil bei Vitamortez?

Ivy: Die Snapes waren eher poppig/punkig und A Date With Mary war auf seine eigene Weise etwas vielseitiger und mehr Alternative Rock. Da würde ich uns jetzt auch einordnen. Ich liebe auch den etwas härteren Sound, Metal-Riffs, melodischen Gesang, sowie Shouts und lasse mich ebenfalls überraschen. Die Songs entwickeln sich, ohne eine vorher 100% klar vorgegebene Richtung zu haben. Hauptsache, es gefällt uns am Ende, bohrt sich ins Ohr, macht richtig Bock, brettert einen weg oder sorgt für Pipi im Auge.

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Foto: Kristof Schöneborn Photography

VRR: Ursprünglich wart ihr zu fünft, jetzt seid ihr zu viert. Wie kam es zu dieser Veränderung und was bedeutet das für euren Sound?

Ivy: Tja, da Eddy, mein guter Freund und Fähnchen im Wind, sich primär auf sein Eddy-Edge-Projekt fokussieren möchte und somit der größte Punkrock-Einfluss wegfällt, gibt es demnächst nur noch ordentlich auf die Fresse mit Metööööl! (lacht) Spaß beiseite, wir werden sehen, wie sich der Sound verändert und entwickelt. Fakt ist, es bleibt vielschichtig, aber durchaus auch härter als bisher von den Snapes oder A Date With Mary gewohnt.

Zur Band und zum Sound

VRR: Ihr probt in Köln, was macht diese Stadt für euch als Musiker besonders?

Ivy: Na, der Music Store gleich nebenan beispielsweise, den wir regelmäßig besuchen bzw. Daniel, unser Gitarrist. Danke an der Stelle, Daniel. Es gibt coole Konzert Locations, die man seit Ewigkeiten kennt und bespielen kann, wie das Blue Shell, Luxor, Sonic Ballroom, MTC. In Köln ist einfach was los und es gibt, denke ich, eine gute Hörerschaft, sowie viele Musiker, mit denen man sich connecten kann.

VRR: Wie würdet ihr euren Stil selbst beschreiben: klassischer Rock mit deutschen Texten oder steckt da noch mehr dahinter?

Ivy: Ich denke, von klassischem Rock, Punkrock bis Alternative Rock wird man einiges bei uns finden.

VRR: Ivy, du als Frontstimme prägst den Sound enorm. Wie findest du deine Texte und Themen?

Ivy: Also, wenn mich ein bestimmtes Thema aktuell besonders beschäftigt, kommt es tatsächlich öfter vor, dass ich beim Duschen einfach drauf los singe. Dabei entsteht eine Melodie und auch der weitere Text ergibt sich. Um das festzuhalten, springe ich dann natürlich aus der Dusche, nehme den Gesang und Text mit einem Diktiergerät auf, bevor die Idee weg ist, und dann wird weitergeduscht. (lacht) Und ja, das ist tatsächlich DEEER WAHRHEIT. Aber du singst doch bestimmt auch unter der Dusche, oder? Das ist zumindest eine Variante, wie Songs, Melodien und Texte entstehen.

Zur ersten Single

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Foto: Sebastian und Justin EMC Studios

VRR: Am 3. Oktober habt ihr eure erste Single „Tot aber lebendig“ veröffentlicht. Wie habt ihr diesen Song entwickelt und was steckt hinter dem Titel?

Ivy: „Tot aber lebendig“ entstand tatsächlich noch zum Ende der Snapes-Zeit mit Dave, einem meiner Besten. Als wir uns trafen, hatte ich die Idee, spontan mit ihm gemeinsam zu brainstormen und das schriftlich festzuhalten, was ihn zu dem Zeitpunkt in Verbindung mit seinen mentalen Herausforderungen/Depressionen beschäftigte. Ich hatte selber ein Tief zu der Zeit und fühlte den Schmerz und die Sinnlosigkeit in allem. Als wäre der Antrieb weg, die Luft raus. Man lebt weiter, vegetiert vor sich hin, energielos, gleichgültig, leer, tot, aber lebendig. Der Song ist für mich viel mehr als irgendein Song. Einerseits ist er die Geburtsstunde der Band, er ist die gemeinsame Geschichte mit meinem guten Freund und andererseits schafft er Verbindung, lässt viele Menschen der heutigen Zeit, die Ähnliches durchmachen, sich damit identifizieren. Ihr seid nicht allein. Am Ende des Videos zum Song ist eine zusätzliche Botschaft, da es mir wichtig war, die Betroffenen persönlich anzusprechen und möglicherweise eine Hilfestellung zu geben oder etwas zu bewirken. Dann kam Eddy dazu und brachte den prägenden akustischen Gitarrenpart mit hinein und der Rest kam, als wir irgendwann komplett waren mit Daniel, Kris und Igor.

VRR: Welche Reaktionen habt ihr bisher von Fans oder im Umfeld bekommen?

Ivy: Bisher recht positive Resonanz. Der Song wird von dem einen oder anderen rauf und runter gehört, was mich natürlich sehr freut. Positives gab es auch besonders zum Text. So etwas kannte man bisher eher weniger von mir. Ich finde Authentizität wichtig und habe auch das Gefühl, dass die neuen Songs mittlerweile etwas tiefer gehen als sonst. Ich möchte echte Geschichten und Emotionen transportieren, zumindest wenn es um die Texte geht, die aus meiner Feder stammen.

Ausblick

VRR: Wie geht es nach „Tot aber lebendig“ weiter? Dürfen wir bald ein ganzes Album erwarten?

Ivy: Erstmal sind einzelne Single-Veröffentlichungen geplant und vor allem endlich auf die Bühne zu kommen, gehört und gesehen zu werden. Es war ein recht steiniger und langwieriger Weg bis hierhin und mit dem ersten Song-Release ist ein wichtiger Step erreicht. Apropos, falls ich die Werbetrommel rühren darf und: Du bist jung, brutal, gutaussehend? Perfekt, wir suchen nämlich genau dich bzw. einfach einen Bassisten aus Köln und Umgebung, der Bock hat, mit uns abzurocken und zu uns passt. Du bist einer oder kennst wen? Dann gerne bei uns melden.

VRR: Was wünscht ihr euch für die Zukunft von Vitamortez? Festivals, Clubtour oder erstmal die Fanbase wachsen lassen?

Ivy: Klingt alles gut. Nehmen wir. Einmal alles zum Mitnehmen, bitte. Natürlich wollen wir mehr in die Sichtbarkeit kommen, Konzerte spielen, Festivals ebenfalls sehr gerne und euch natürlich in regelmäßigen Abständen mit vernünftigem Material befeuern, damit ihr auch mehr von uns auf die Ohren bekommt. Das Wichtigste allerdings ist, einfach Konzerte zu spielen, Musik zu machen und das alles live mit euch zu teilen. Denn das ist letztendlich das, was am meisten Spaß macht und was das Musikerdasein ausmacht. Liebe geht raus und wir freuen uns drauf!

Mit „Tot aber lebendig“ haben Vitamortez nicht nur ein starkes Debüt hingelegt, sondern uns auch klar gemacht, wohin die Reise gehen soll. Die Band steht zwar noch am Anfang, doch die Mischung aus Erfahrung, frischem Sound und spürbarer Energie macht neugierig auf mehr. Ob in Köln im Proberaum oder vielleicht bald auf der Bühne. Vitamortez ist definitiv lebendig genug, um die Szene aufzumischen. Wir von Vollgas sagen danke für das Interview. Für euch gibt es jetzt noch einmal den Link zum Song und zum Video.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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Crew | Redaktion

Schon als kleiner Stöpsel bin ich mit deutscher Rockmusik groß geworden. Die Böhsen Onkelz waren selbst in der fünften Klasse schon Pflichtprogramm. Eine kurze Abschweifung in ein anderes Genre hat mich trotzdem wieder sehr schnell auf die richtige Bahn gebracht.

Kurze Zeit später fanden auch Musikrichtungen wie Punkrock, Metal oder Alternativrock ihren Weg zu mir. Ich bin offen für Neues aber meiner Linie werde ich auf ewig treu bleiben.