Vollgas Richtung Plattenladen – der November Plattencheck

Foto: Joseph Pearson

Das war ein ergiebiger Monat für die Rockmusik. Viel Abwechslung mit seichten und bis nicht mehr auszuhaltenden Klängen, lässt der Monat November kein einziges Musikliebhaberherz bluten. Die empfehlenswertesten Vollgas Richtung Rock Veröffentlichungen für den Monat November sind: Der W, Annisokay, born from pain, Rise of a Northstar, Frei.Wild, Stunde Null und Agnostic Front.

Der W – AKUSTIK TOUR – LIVE IM ADMIRALSPALAST (VÖ 28.11.2025)

Beginnen wir doch gleich einmal mit einem Paukenschlag. Live-Platte, Dokumentation und Live-Konzert. Das bekommt ihr beim Weidner. Unser Chef höchst persönlich schreibt dazu: „Die Platte bietet das ultimative Kontrastprogramm zu den sonst rauen Tönen von Stephan Weidner und ist atmosphärisch kaum zu übertreffen. Kein Pogo, kein Drängeln. Ein Konzert für den Moment – entschleunigt und irgendwo ewig. Der W bringt in gut zwei Stunden die besten Songs aus seinem musikalischen Katalog der letzten Jahre auf den Punkt und bietet Unterhaltung von nie dagewesener Art.“

Annisokay – ABYSS THE FINAL CHAPTER (VÖ 21.11.2025)

Um das Konstrukt hinter dem neuen Longplayer zu erklären, ist mir meine Zeit zu schade. Nichts für ungut. Hier gibt es keinen Verriss. Ich sehe die Anhaltiner als Definition für modernen emotionalen Metalcore. Drei Songs wurden frisch produziert. Der Rest war schon mal auf Platte gepresst. Die Platte kommt in Summe episch-mystisch um die Ecke und überrascht durch ihre Abwechslung. Stellvertretend für das Album spricht „Silent Anchor“.

born from pain – SIEGE MENTALITY (VÖ 20.11.2025)

Es ist nur eine EP. Dennoch wurde es Zeit, dass die Niederländer wieder neues Liedgut veröffentlichen. Seit ihrem Debüt im Jahr 2000 gab es nur furiose Alben. Ganz vorne der Klassiker SANDS OF TIME. Nun schießt die Hardcorefront mit SIEGE MENTALITY sieben Songs in knapp 16 Minuten durch die Boxen. Knallharte Metalriffs verankert im klassischen Hardcore treffen auf kritische Texte, die für diejenigen geeignet sind, die ihrer Frustration freien Lauf lassen wollen. Nach über fünf Jahren ohne neues Material überrascht born from pain nicht mehr. Sie begeistert!

RISE OF THE NORTSTAR – CHAPTER 04: RED FALCON SUPER BATTLE! NEO PARIS WAR (VÖ 14.11.2025)

Sie macht einfach da weiter, wo sie vor 15 Jahren angefangen hat. Crossover „at it’s best“. Brutale Hardcore Hooks und Breaks treffen auf den massiven Sprechgesang, der kurz mal stimmungsvoll emotional wird, um sich dann wieder für kurze Momente an den modernen Metalcore Bands zu scheuern. Die vierte Scheibe der Franzosen ist keine musikalische Überraschung. Das sind die Alben von Hatebreed, Motörhead, AC/DC oder Bad Religion auch nie gewesen. ROTN bleibt sich und ihren Fans treu. Dennoch tritt ein Song besonders hervor. „Back 2 Basics“ ist ein wunderbares Feature mit Florent Salfati von LANDMVRKS. Parlez-vous français?

Frei.Wild – IMMER UNTER FEUER (VÖ 07.11.2025)

Müss ma nicht reden, oder?! Die einen lieben es, die anderen hassen es. Und wir? Die Redaktion ist gespalten. Und ihr? Was bei den Südtirolern schon immer gepasst hat: Wenn Frei.Wild draufsteht, ist Frei.Wild drin. Sie ziehen es konsequent durch. Hier wird Deutschrock gelebt, gespielt und in keine andere Schublade passen die Herren. Doch hat sich die Band, im Vergleich zu vorrangegangenen Veröffentlichungen, wieder mehr ins Zeug gelegt. Und ich ertappe mich, dass ich beim dritten Durchlauf ordentlich mitsinge. Vielleicht brauche ich wieder etwas mehr Me-time mit Frei.Wild.

Stunde Null – STUNDE NULL (VÖ 14.11.2025)

Schade. Aus und vorbei mit Stunde Null. Das finale Album ist erschienen und die Band geht getrennte Wege. Darum lassen wir diese Goldstücke an Musik noch einmal richtig aufleben. Songs zwischen Emotionen, kräftigen Gitarren, druckvollem Rhythmus und viel, viel Gefühl, machen es zu einem der ehrlichsten Veröffentlichungen in diesem Monat. Abseits davon können die Südtiroler auch noch sozialkritisch drauf loskloppen. Auf Wiedersehen.

AGNOSTIC FRONT – ECHOES IN ETRNITY (VÖ 07.11.2025)

Die Hardcore Institution seit 1982 hat ihr 13. Album veröffentlicht. Was klar ist, inhaltlich beschäftigt man sich wieder mit Rebellion und Widerstand und der politischen Situation. Was ich gegenüber anderen Kritiken anders sehe, ist, dass mir die Kraft in Roger Mirets Stimme fehlt. Musikalisch grandios, stimmlich hat sich der Chef in den Songs wirkliche Gesangsphasen eingebaut. Grundsätzlich gut, dennoch gewöhnungsbedürftig, denn schon seit längerem be-to-nt er ger-ne je-de ein-zel-ne Sil-be. Nichtsdestotrotz, ich liebe es dennoch. Man mag mir Befangenheit vorwerfen, aber die Band hat sich aus dem trostlosen Leben der Punkszene befreit und bewiesen, dass es nicht „No Future“ sein muss. Und mit 60 Jahren haben es Stigma und Roger immer noch sehr gut drauf. Diesen Spirit.

Wir hoffen, es ist etwas dabei für euch. Ciao Kakao.

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Crew | Chefredakteur

Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.

Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.