Versus Videodreh zu „Semper Fi“ – Zwischen Märchen, Grafitti und Feuer
„Hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen“, so heißt es in einem bekannten Märchen der Gebrüder Grimm. Dass dieser Ort aber wirklich existiert, dürfte so manchen am vorletzten Tag des Jahres 2021 zum Staunen gebracht haben. Battenhausen, ein 260 Seelen Dorf in Hessen, war an diesem Tag Drehort für die Single namens „Semper Fi“ aus dem kommenden Album PERVERSUS von Versus.
Der Tag begann mit Einsetzen der Dunkelheit. Auch wenn es kalt war, ließ das Wetter auf einen trockenen Videodreh ohne Schnee und Regen hoffen. Trotzdem kam man ohne festes und vor allem wasserdichtes Schuhwerk an diesem Abend nicht weit. Denn der Regen der vergangenen Tage hatte das Grundstück so aufgeweicht, dass ohne ausgelegtes Vlies und Holzpaletten der Weg zum Drehort nicht zu bewältigen gewesen wäre.
Schnell wurde neben einer alten Hausruine, die sich in Privatbesitz befindet, das bereits aufgebaute Feuerwehrzelt mit Heizstrahler bezogen. Das Zelt diente als Stellplatz für Musikinstrumente und Technik, sowie als Getränkelager, Aufenthaltsraum, Umkleidekabine und Schminkstudio. Vor Ort tummelten sich viele bereits bekannte Gesichter. Neben dem Team von Glory and Fame, die den Dreh organisiert hatten, war das zweiköpfige Drehteam sowie Pyrotechniker vor Ort und ein Teil des Teams vom Rock am Stück, u. a. Michael „Hermann“ Döring (einer der Gesellschafter), die kurzerhand bereit waren, als Statisten in dem Video mitzuspielen. Nach einer kurzen aber doch sehr herzlichen Begrüßung wurden die Teilnahmekriterien laut zu diesem Zeitpunkt geltender Coronaverordnung, kontrolliert und dann konnte es auch schon los gehen.
„Das war gut Sach!“
Sandra schminkte alle Statisten, Spraydosen wurden ausgepackt, Jacken angesprüht und alle durften an den Wänden der Ruine ihre Graffitti-Ader entdecken und ausleben, inklusive der Band. Textzeilen des Songs, der Name Versus und das ein oder andere Kürzel verschönerten nun noch das einstöckige Haus ohne Dach, dass in wenigen Wochen zum Abriss freigegeben werden soll. Da das Haus schon über 30 Jahre dem Verfall ausgesetzt war, mussten noch Stolperfallen beseitigt und Lichter installiert werden, um die Sicherheit für alle Teilnehmen gewährleisten zu können.
Nervosität lag in der Luft. Kaum jemand kannte zu diesem Zeitpunkt den Song und für einige Teilnehmer war es der erste Auftritt vor der Kamera. So zum Beispiel für … und … Sie waren mit ihren Szenen als erstes dran. Mit viel Witz, Charme und Einfühlungsvermögen waren die Szenen in kürzester Zeit im Kasten, sodass die beiden gemeinsam mit ihrer Mama pünktlich zur Bettgehzeit nach Hause fahren konnten. … bedankte sich abschließend mit den Worten „Das war gut Sach!“.
Es wurde heiß. Sehr heiß!
Es folgten im Eilverfahren die Einzelaufnahmen der Bandmitglieder. Zuvor musste das Pyroteam die einzelnen Räume vorbereiten. Brennpaste wurde an die Fenster geschmiert und Feuer in den Ecken platziert. Immer griffbereit waren Feuerlöscher und Brandschutzdecken. Ab jetzt sollte es heiß werden. Sehr heiß, um genau zu sein.
Die Frankfurter von Versus kamen definitiv mächtig ins Schwitzen bei ihren Aufnahmen, was weniger an ihrer Choreografie in den engen Räumen lag, als vielmehr an dem vielen Feuer. Nils, Edward und Michi waren erleichtert, dass jeder von ihnen ohne Verletzungen oder Brandwunden souverän zum neuen Song performte. Lediglich Sascha musste sich mit seinen Aufnahmen noch etwas gedulden, da das Schlagzeug zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Dach für die Gesamtaufnahme aufgebaut war.
Ein Spektakel zum Jahresende für die Anwohner
Bis zu diesem Zeitpunkt verlief der Dreh reibungslos. Für Nils, Edward, Michi und Sascha, das Drehteam und die Pyrotechniker ging es nun aufs Dach. Andy von Glory and Fame hatte eigens für das Video einen gigantischen Versus Schriftzug aus Holz gebaut, der nun entflammt werden sollte. Um das Set perfekt zu machen, wurde die Pfütze auf dem Dach des Hauses mittels eines Wasserschlauches vergrößert. Danach nahmen alle ihre Plätze ein. Zwischenzeitlich hatte es sich in Battenhausen wohl herumgesprochen, dass irgendwas im Dorf passiert, denn zu den Statisten gesellten sich mehrere neugierige Anwohner, die interessiert das Spektakel von der Straße aus beobachteten.
Die Spannung war kaum noch auszuhalten. Wann würde der Schriftzug brennen? Zudem gab es nur diesen einen Versuch. Alles musste perfekt klappen. Wind kam auf und Lars vom Pyroteam entzündete den Schriftzug. Und dann passierte nichts mehr. Der Wind war zu stark, die Temperatur zu kalt, die Brennpaste wollte sich einfach nicht so recht entflammen lassen. Wieder wurde jeder Buchstabe des Holzgestells mit Brennpaste bedeckt. Ein erneuter Versuch, ein kurzes Aufflammen, dann war der Schriftzug wieder aus. Eine neue Idee: Vielleicht muss etwas her, was heißer ist, als ein Feuerzeug. Bengalos wurden am Schriftzug angebracht und entzündet. Diesmal musste es funktionieren. Ein Durchgang wurde gedreht, wenig zufriedenstellend. Beim zweiten Durchgang klappte es dann, der Schriftzug brannte. Kurz, aber hell und grade ausreichend für die Aufnahme.
Nachdem auch diese Szene abgedreht war, gab es eine kurze Verschnaufpause und die Anwohner hatten sogar die Möglichkeit, sich mit der Band zu unterhalten.
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Der letzte Akt
Nun musste das Dach leergeräumt werden und Sascha bekam seinen Auftritt. Da das Haus über keine Treppe verfügte, musste das Schlagzeug in Einzelteilen eine Leiter hinuntergetragen werden. Auch hier grenzt es an ein Wunder, dass in der Dunkelheit bei diesem Manöver niemand verletzt wurde. Auch wenn es nicht funktionierte, dass Sascha mit brennenden Schlagzeugstöcken spielte, wurde ihm bei der Einzelaufnahme noch einmal so richtig eingeheizt, bevor der letzte Akt startete.
Einsatz für die Statisten. Nochmal Anspannung. Eine ausgelassene Party sollte um eine Feuertonne gefeiert werden. Doch leichter gesagt als getan. Der aufziehende Nebel und die hohe Luftfeuchtigkeit machten es sehr schwer, die Feuertonne zu entzünden. Die Lösung war schließlich, die Reste des Schriftzuges vom Dach in die Tonne zu werfen und mittels Brandbeschleunigers zu entzünden. Als die Tonne nach mehreren Versuchen dann endlich brannte, konnte gefeiert werden. Jeder spielte seine Rolle. Auch wenn es nur wenige Minuten waren, so brach aus so manchem Statisten die über die Coronazeit angestaute Energie heraus und entlud sich in einem Freudentanz, sodass sogar die Tonne umfiel. Ob man dafür zu Hause geübt hatte, wollte keiner verraten, aber die Gesichter zeigten ehrliche und pure Freude. Einfach einmal wieder so richtig wild feiern, tanzen und Spaß haben. Das Wasser, das den ganzen Tag im Haus bereits eiskalt von den Decken tropfte, hatte sich in wenigen Minuten in eine lauwarme Brühe verwandelt, aber das störte nun niemanden mehr.
Da es sich beim Drehort um ein Haus handelte, das in wenigen Tagen für den Abriss frei gegeben werden sollte, machte es sich Michi noch zur Aufgabe, mit einem Vorschlaghammer einige Wände zum krönenden Abschluss einzureißen. Damit waren für diesen Tag auch die letzten Energiereserven aufgebraucht.
Der Tanz um die Tonne, Bier, Pizza und ein Erinnerungsfoto
Nach dem Tanz um die Tonne waren alle Teilnehmer erleichtert, das Kamerateam zufrieden und man konnte den Drehtag bei einem gemeinsamen Bier, einem gemeinsamen Erinnerungsfoto und bestellter Pizza um 0 Uhr für beendet erklären. Müde aber glücklich suchten alle ihre Sachen zusammen, halfen beim Aufräumen, so gut es im Dunkeln denn ging und fuhren in alle Himmelsrichtungen wieder nach Hause.
Somit ging für den ein oder anderen Menschen vor Ort das Jahr so zu Ende, wie es begonnen hat: mit einem Videodreh von Versus. Gut Sach!
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Julia, für immer 30,5 Jahre alt, aus Kassel. 2018 aus Liebe zur Musik und der Lust zum Schreiben zu VRR gekommen, um ihre überschüssige Energie und Kreativität und schlagfertige Ausdrucksweise auf Papier zu bringen. Nachdem sie einmal versehentlich zur Kamera griff, legt sie diese kaum noch aus der Hand. Sie und ihre Nikon trotzen Wind & Wetter, um das perfekte Bild einzufangen.