Vergessen und verstaubt – nicht mit uns! Kid Rock – DEVIL WITHOUT A CAUSE – VÖ 1998
Für uns erreichte Kid Rock mit seinem 1998 erschienen Album DEVIL WITHOUT A CAUSE seinen musikalischen Höhepunkt. Alles, was danach kam, konnte einfach nicht mehr mithalten. Coversongs und seichter Cowboy Bluesrock passen einfachen nicht zum Bad Boy Image. Um so schöner, dieses heiße Teil wieder in der Hand zu halten und aufzulegen.
Tracklist:
- Bawitdaba
- Cowboy
- Devil Without A Cause
- I Am The Bullgod
- Roving Gangster
- Wasting Time
- Welcome 2 The Party
- I Got One For Ya
- Somebody´s Gotta Feel This
- Fist Of Rage
- Only God Knows Why
- Fuck Off
- Where U At Rock
- Black Chick, White Guy
Es waren die ersten Jahre, in dem das Crossover Genre so richtig Fahrt aufnahm. Auch Kid Rock, alias Robert James Richie, erkannte das weit vor den üblichen Konsorten. Schon in den Anfängen seiner musikalischen Laufbahn vermischte er Rock und Hip Hop. DEVIL WITHOUT A CAUSE war sein viertes Album, welches in den USA, Deutschland und Österreich akzeptable Chartplatzierungen schaffte. In den Staaten erreichte er damit Diamant und Platin Status. Es wurde über elf Millionen Mal verkauft und ein Exemplar davon haben wir 1998 in einem Müller Drogeriemarkt erworben.
Redneck Zuhälter
Ab Song Eins „Bawitdaba“, der komplett als Intro gesehen werden darf, stigmatisiert sich Kid Rock mithilfe seiner Begleitband Twisted Brown Trucker selbst mit seinem Glamour Bad Boy Image. Für diesen Song kassierte er den „Best Hard Rock Performance“ Preis. Für „Cowboy“ hingegen, mit seinem souligen Frauenstimmen-Anteil und den unzählig verarbeiteten Musikstilen, möchte man am liebsten gleich selbst in den Saloon einmarschieren und sich mit dem Sheriff anlegen.
Aus Alt mach Neu
Dass seit 1998 der Country Rap ein eigenes Genre ist, wird mit dem Titelsong „Devil Without A Cause“ bewiesen. Hier fällt das Ende der übergroßen Jogginghose auf die glänzenden Sporen der Stiefel. Die Flatcap Träger setzen sich Cowboy Hüte auf und die Howdys die Flatcaps. Nicht nur neu aufgenommene Songs, auch bereits erschienene Titel wie „I Am The Bullgod“ wurden glamourös und voll mit Scratching Parts versehen auf das Hit-Album gepackt. Hier mixt Kid Rock seine DNA mit derer von Aerosmith und Guns n’ Roses im Refrain und staubt damit den Nu-Metal Anteil ganz gut ab. Fast durchgängig Baggyjeans-lastig ist dahingehend „Roving Gangster“ und liefert in der Midlife Crisis des Songs aggressive Vocals. Dies erinnert uns an die alte Limp Bizkit Zeit. „Welcome 2 The Party“ wurde als erste Auskopplung veröffentlicht, bekam aber wenig Beachtung. Genau wie hier auch.
Kaum Wut
Klingt auch in unserer Sprache gut. Verpiss Dich. Aber der Reihe nach. „I Got One For Ya“ lässt in den ersten Momenten erahnen, dass hier jemand etwas ganz Besonderes für einen hat. Einen Shot? Einen Joint? Kann alles sein. Interpretieren kann man viel. Wir interpretieren, dass hier der Spaß an der Rockmusik das ist, was einem gegeben wird. Auch wenn viel mit dem jamaikanischen Musikeinfluss gespielt wird. Faustdick hinter den Ohren hat es „Somebody´s Gotta Feel This“. Da knallen die Gitarren ungewohnt durchgängig an einem vorbei und – mit gleichwohl wenig Stilwechseln – ballert der Titel im 70er Jahre Gewand auf unsere Top 5 des Albums. Knauserig werden wir da schon bei „Fist of Rage“. Im Gegensatz zum Titel ist lediglich der Gesang die Faust der Wut.
Hidden Track Remix
Das können die Amis ja immer ganz gut. Balladen super in Wort und Bild verpacken. Das hat Kid Rock auch geschafft und erstürmte mit „Only God Knows Why“ so manche Herzen der weiblichen Fans.
Wir bleiben bei der Essenz und feiern „Fuck Off“, das mit klangverzerrten Gitarren langsam startet und sich dann zu einem Rap Song par excellence entwickelt. Grund hierfür, wenn man den Song einmal gehört hat, ist der Gastauftritt von Eminem in der letzten Strophe. Die ist offensichtlich nicht so grandios. Das liegt einfach daran, dass Kid Rock selbst schon die Messlatte in den vorherigen Strophen enorm hoch angesetzt hat. Kommen wir zum unangefochtenen Highlight der Scheibe. „Where U At Rock“ geht ab wie Schmidts Katze. Jeder, der ein Fünkchen Musikwissen hat, sieht vor seinem inneren Auge die Beastie Boys, während dieses Lied läuft. Auch Kid Rock selbst sieht die Beastie Boys als großen Einflussfaktor für seine Musik. Wer sich nun den neu aufgelegten letzten Song „Black Chick, White Guy“ genussvoll gegeben hat und etwas wartet, wird überrascht. Nach Minute 7:05 gibt es 5 Sekunden Pause und es folgt ein gelungenes Remix Gimmick von „I Am A Bullgod“.
Fazit
DEVIL WITHAOUT A CAUSE ist zu Recht ein enorm erfolgreiches Album gewesen. Und es macht heute noch immer Spaß, es zu hören. Stilmixe, die es bis dato nicht gab. Ein Rüpel Musiker, der sich mit der Twisted Brown Trucker Band ein ganz neues Soundgewand erschuf und die hochdekorierten Musikmagazine in Pro und Kontra Lager aufspaltete. So bekam das Album vom amerikanischen Pitchfork Magazin 1,3 von 10 Punkten. Grob übersetzt hieß es: „Schon eine Million Mal wurde Rap mit Metal kombiniert. In jedem Fall war das Ergebnis besser als dieses.“ Der Gegenpol dazu kam vom Album Guide des Rolling Stone. Er vergab 4 von 5 Sternen und schreib sinngemäß übersetzt: „Ein Trailer-Trash-Triumph aus Metal Gitarren und Hip Hop Beats.“ Wir für unseren Teil waren einfach nur von der fantastischen Komplexität, dem Cowboy-Rap-Metal Stil und dem Bösen-Jungen-Image angetan und sind es bis heute. In diesem Sinne: hören, streamen und kaufen könnt ihr das Teil überall. Wir haben uns sehr gefreut, den Staub von dieser CD für euch entfernen zu dürfen. Aus diesem Grund hier der Opener vom Album. Viel Spaß und bis zum nächsten Mal.
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Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.
Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.