THUMB – vergessen uns verstaubt – nicht mit uns!
Die 1993 gegründete Crossover Band mit starkem Hardcore Einschlag, gehörte mit drei veröffentlichten Alben bis zu ihrem Auflösungsjahr 2003 zu den spannendsten deutschen Bands der Szene. Wir befanden uns im Jahr 1995 in einer der World of Music Filialen und entdeckten das selbstbetitelte Debütalbum von THUMB. Über EMI veröffentlicht stieg es knapp zehn Monate später als Wiederveröffentlichung unter dem Album Namen ENCORE in die deutschen Charts ein. Drehen wir die Zeit 30 Jahre zurück, den Lautstärkeregler auf Anschlag und bekleiden uns mit Baggy Jeans, Vans und Oversize Shirt.
Track Liste

Ohne Intro gehen THUMB mit dem Opener „Haunted“ in die Vollen. Eindrucksvoll repräsentiert die Band alle Elemente des 90er Crossover. Sprechgesang, Turntables und darauf abgestimmte Hooklines animieren prompt nicht mehr still zu sitzen. „Victim Of Your Lies“ legt an Rhythmus, Aggressivität und Tempo mächtig nach. Wer ab diesem Song keine Liebe empfindet, darf gerne aussteigen. Wir hingegen machen mit einem der Highlights weiter. Denn ohne wirkliche Pause ertönt das Intro zu „Red Alert“. Hier für euch die aufbereitete und doch wirklich besser gelungene Version als das Original aus dem Jahr 1996:
Statements
Diese haben THUMB auf ihren Alben schon immer vertreten. Das Thema bei „Fascism Sucks“ wird allen klar sein. Mit Sirenen und in den Vordergrund gestellten Scratches der Turntables heißt es zu Beginn mit verzehrter Stimme: „don´t like Fascism“. In „No More Blood“ unterstützen THUMB mit aussagekräftigen Textpassagen die Ziele der PETA – Menschen für die ethische Behandlung von Tieren. Deutlich Gitarrenriff-lastiger beginnt „Fed Up“. Der darauffolgende langweilige und zum Glück kurze Song-Part ist nur das Vorspiel zu einem der vielen musikalischen Höhepunkte.

Kopien der Amerikaner?
Erntete das Debüt nicht überall volles Lob und bekam erst das zweite Album die angemessene Aufmerksamkeit, sahen wir schon damals das Potenzial von THUMB. Beweis ist unser Favorit. „Skindeep“. In anderer Weise wird das Thema radikaler Nationalstolz erneut thematisiert. Volle Breitseite, inklusive der geliebten Hardcoreeinflüsse. Wer Snapcase´s „Lookinglasself“ aus dem Jahr 1993 im Kopf hat, dem wird das Schlagzeug sofort in den Sinn kommen. Klingt nach Plagiat, soll dennoch kein Vorwurf sein. Denn deutsche Crossover Bands galten in den 90er allgemein als Kopien ihrer amerikanischen Vorbilder. Sänger Claus Grabke greift dieses Thema in „Deny“ gleich mal auf und stellt dazu so einiges klar. So heißt es inhaltlich, klar und deutlich: Das Gangsterzeug hat er alles nicht mitgemacht. Warum auch. Denn er verleugnet nicht seine Herkunft. Doch wenn er das Mikrofon in die Hand nimmt, spürt er es einfach. „Why would I try to deny where I´m coming from?”
Endspurt mit Sozialkritik und Selbstvertrauen

Gesellschaftlich- und Sozialkritisch halten THUMB ihren Hörern mit „Consumer´s Rap – Sody“ den Spiegel vors Gesicht. Anpassen und mitlaufen passt so gar nicht in die damalige, wie auch die heutige Themenwelt der Subkulturen. „It Ain´t What You See“ punktet heftig mit Abwechslung aus Hip-Hop, Metal und Punk. Wer der englischen Sprache mächtig genug ist, kann sich auf Reime zum Thema Authentizität, bilde dir eine eigene, fundierte Meinung und handle nach deinen Überzeugungen, auch wenn das bedeutet, dich auf Widerstände vorzubereiten, freuen. „Boredom“ kann nicht mehr so gut mit den vorangegangenen Titeln mithalten. Dasselbe Gefühl haben wir bei unserer Zeitreise mit „(All The Way) Down“. Doch dann baut sich der Song Stück für Stück auf, lässt es im letzten Viertel ordentlich krachen und entlässt uns zufrieden und mit melancholischen Gedanken an unsere Jugend wieder ins hier und jetzt.
Fazit
Kein perfektes Album, aber für unseren musikalischen Horizont ein bahnbrechendes Teil, das wir nicht missen möchten. Zumal wir damals alles gekauft haben, was nur im Ansatz anders, neu und nach Subkultur ausgeschaut hat. Ohne zu zögern, erlauben wir uns THUMB zu den einflussreichsten Crossover Bands Deutschlands zu zählen. Wer noch gerne mehr erfahren möchte, stöbert im WWW. Dort findet sich noch so Einiges. Natürlich auch handfestes für den CD-Player oder den Plattenspieler.
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Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.
Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.








