Geschichten aus dem Leben eines JEANLUC Tontechnikers

Nachdem uns beim letzten Mal bereitwillig Wolfgang von Kärbholz Rede und Antwort gestanden hat, könnt ihr heute gespannt das Interview mit Mario von JEANLUC verfolgen. Was er aus dem Nähkästchen zu plaudern hat, könnt ihr hier nachlesen.

VRR: Erzähl uns bitte, wie du heißt, woher du kommst, wie alt du bist, wie lange du bereits als Tontec arbeitest und mit welcher Band du unterwegs bist.

Mario: Ich bin der Mario Albath, 39 Jahre jung, komme aus dem wunderschönen Hachenburg im Westerwald (geografisch gesehen, liegt das zwischen Köln und Frankfurt) und bin seit nunmehr 10 Jahren als Tontechniker unterwegs. Als fester tontechnischer Betreuer bin ich für die Kölner Band JEANLUC und für die Bonner Brassband Druckluft unterwegs. Da mein Beruf jedoch ein sehr kontaktfreudiges Business ist, habe ich natürlich auch schon andere Bands mit dem Fader auf die Anlagen dieser Welt geschubst. Alle aufzuführen, würde jedoch den Rahmen dieses Interviews sprengen und ich konzentriere mich deshalb auf diese zwei, ich nenne es liebevoll, Kapellen.

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Foto: Mario

VRR: Wie bist du Tontechniker für diese Band geworden? Gab es ein Schlüsselerlebnis?

Mario: Bei JEANLUC ist es eine sehr lange Geschichte, die ich versuche kurzzufassen. Frontmann Hansi war der erste Musiker, den ich in meinem Studium zum Audio-Engineer im Studio aufgenommen habe. Wir hatten damals sehr viel Spaß bei den Aufnahmen der beiden Songs gehabt. Aus dem „ich brauche ein Versuchskaninchen im Studio“ wurde eine innige Freundschaft. Von diesem Zeitpunkt an habe ich Hansi bei seinem musikalischen Lebensweg und auch seinem Leben stetig mit begleitet. Mini Club Gigs, die ersten Releasepartys, die ersten Touren war ich dabei. Das alles haben wir zusammen erlebt. Wir sind über die Jahre mehr als gute Freunde geworden und ich freue mich sehr darüber, was Hansi musikalisch schon erreicht hat und begleite und unterstütze ihn mit großer Freude bei seinem weiteren Weg und freue mich auf die vielen Jahre, die noch gemeinsam vor uns liegen.

Bei der Brassband Druckluft ist es ähnlich. Der Gitarrist der Band fragte mich damals, ob ich nicht Lust hätte, bei seiner Brassband den FOH zu machen. Ich sagte zu ihm, klar ich schau mir das mal an, klingt ganz interessant. Naja, seit nun 10 Jahren bin ich bei jedem Auftritt der knallbunten und fröhlichen Musikerinnen und Musiker unterwegs. Jeder einzelne Schritt, von den kleinen Kneipenauftritten, bis hin zu Stadion und Fernsehshows. Jeden Moment habe ich mit dieser Band zusammen erlebt. Über die erlebten Geschehnisse könnte man einen ganzen Roman schreiben. Aber ich möchte hier nicht ausufern.

VRR: Wie bereitest du dich auf einen Einsatz mit der Band vor? Probt ihr vorab zusammen?

Mario: Das ist bei jeder Band eigentlich unterschiedlich. Das schöne bei beiden jedoch ist, jeder hat für sich selbst im Laufe der Zeit eigene Technik angeschafft, um im Proberaum die Bühnensituation mit Mikrofonierung und Monitoring zu haben und auch so zu proben. Über die Jahre ist somit ein festes Setup bei den Bands entstanden, weswegen es meisten nur 1-2-mal im Jahr eine Generalprobe vor einer Tour oder Releaseparty ansteht, um die neuen Songs kennenzulernen und ein paar Sachen bzgl. Effekte und spezielle Showeinlagen zu besprechen.

VRR: Wie sieht dein Tag aus, für welchen dich die Band engagiert hat?

Mario: Ich würde sagen, wie jeder andere auch. Ich stehe auf und trinke einen Kaffee. Spaß beiseite, es kommt darauf an, wo der Gig stattfindet. Ist es eine längere Anfahrt, reist man ggf. einen Tag vorher an. Es gibt von der Band vorher meistens eine Infomail, in der alle wichtigen Informationen drinstehen. Location, Ansprechpartner, Get-In Zeiten, Soundcheck, technischer Dienstleiter. Alles, was die Band an Informationen zur Verfügung gestellt bekommt, bekomme ich eins zu eins durchgereicht. Somit gibt es für mich selten eine Überraschung vor Ort und packe für den Tag nur noch die benötigten, technischen Sachen ein, die ich vor Ort benötige, die ggf. nicht zur Verfügung gestellt werden können. Hinkommen, Soundcheck, Essen, Show, Abbau, Hotel/Heimreise, das ist die Kurzfassung.

VRR: Welche Schwierigkeiten begegnen dir bei einem Event mit der Band?

Mario: Unsere Branche lebt nicht von Problemen, sondern von Lösungen. Mit der Zeit hat man so einiges erlebt, weshalb ich ein sehr gelassener Mensch bin und weshalb mich so schnell nichts aus der Ruhe bringt oder ich etwas als Schwierigkeit bezeichne. Anlage zu klein oder defekt, kein Haustechniker vor Ort, Mischpult fehlt oder geht nicht, keine Mikrofone, das ist alles kein Weltuntergang. Es gibt für alles eine Lösung. Unter Technikern hilft man sich immer, bisher wurde jede Show gespielt, egal wie. Nur wenn der Musiker fehlt, dann wird es schwierig.

VRR: Wo liegen die größeren Herausforderungen: in einer Location bis 250 Personen, in einer Halle bis 1.000 Personen oder bei einem Festival? Warum?

Mario: Herausforderungen gibt es bei jeder Größenordnung, egal ob mit 250 oder mit 250.000 Musikbegeisterten. Je größer die Veranstaltung, desto mehr Kollegen sitzen in einem Boot, mit denen man sich abstimmen muss. Hier ist tatsächlich Vertrauen das Wichtigste, da man selbst nicht alles kontrollieren kann. Kommunikation ist hier immer das Wichtigste. Wenn die im Vorfeld stimmt, ist die einzige Herausforderung herauszubekommen, wann und wo es Catering gibt.

VRR: Line-Check: ist das Segen oder Fluch und warum?

Mario: Ein Line-Check ist besser als kein Check. Auch wenn die technischen Begebenheiten immer die gleichen sind, kann es immer mal vorkommen, dass jemand ein Kabel fürs Mikrofon oder einen Stecker vom AMP vergessen hat. Deswegen ist ein kurzer Check nie verkehrt.

VRR: Was geht erfahrungsgemäß am häufigsten kaputt und wie gehst du damit um?

Mario: XLR-Kabel, aber davon sind meistens genug vorhanden. Wenn es mal knackt, dann wird das Kabel getauscht und weiter geht’s.

VRR: Beruf oder Berufung? Hast du dir das notwendige Wissen selbst angeeignet oder hast du eine professionelle Ausbildung im Bereich der Tontechnik?

Mario: Ich arbeite hauptberuflich selbstständig als Tontechniker. Mein Wissen und Knowhow habe ich einerseits im Studium und auch auf Kleinkunstbühnen und Clubshows angeeignet. Nach ein paar Jahren hat man viele Kollegen kennengelernt, mit denen man sich regelmäßig austauscht und dadurch auch stetig neue Sachen kennenlernt, die man für sich selbst nutzen kann.

VRR: Was war dein bisher schlimmstes Ereignis, dein größter Fauxpas, dein peinlichster Moment als Tontec?

Mario: Da muss ich tief in mich gehen. Ich meine, mich zu erinnern, dass es meine allererste Liveshow mit einer Coverband war, bei der hatte ich beim Mischpult vergessen, die einzelnen Effekte (EQ, Kompressor, Gate) bei jedem Kanal einzuschalten. Als die Band nach dem Soundcheck zu mir kam und fragte, warum es immer mal wieder ein Feedback gab, habe ich es erst gemerkt. Bei der Show selbst lief dann alles, jedoch war mir das doch ein bisschen unangenehm.

VRR: Vielen Dank Mario, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

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