Berliner Schnauze, harte Riffs und pure Emotionen: Herbst sprechen Klartext

Vier Berliner, vier Instrumente, ein Ziel: etwas zu bewegen. Herbst ist keine Band, die sich in Schubladen stecken lässt, ihre Musik ist eine explosive Mischung aus melodischen Momenten, harten Riffs, puren Emotionen und einer ordentlichen Portion Rock ’n’ Roll. In den letzten drei Jahren hat Herbst nicht nur zwei Alben herausgehauen, sondern auch jede Menge Bühnen zum Beben gebracht. Und als wäre das nicht genug, haben sie mit ihrer aktuellen Single „Angst“ am 05.09.2025 noch einmal bewiesen, dass Berliner Schnauze und Sympathieträger-Herzen eine verdammt gute Kombination ist.

Doch was hat sich in den letzten vier Jahren wirklich verändert? Welche Erfahrungen haben die Jungs geprägt, worauf freuen sie sich am meisten und wohin soll die Reise noch gehen? Genau das wollten wir wissen und haben uns Frontmann Olli zum Interview gekrallt.

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Rückblick und Veränderungen

VRR: Vier Jahre sind eine lange Zeit, in der viel passieren kann. Was würdest du sagen, hat sich für euch als Band, aber auch persönlich, in dieser Zeit am meisten verändert?

Olli: Du lernst auf jeden Fall Freizeit im Sinne der freien, frei verfügbaren Zeit zu schätzen. Und du schätzt vor allem (also so geht es mir) mehr und mehr, was du bewirken kannst, alles peu à peu, was du mit deiner Musik bei Leuten auslösen kannst. Und du bist einfach nur dankbar, ein Teil dessen sein zu dürfen.

VRR: Wenn man zurückblickt, wirkt euer Weg ziemlich intensiv. Wie war euer Leben eigentlich vor Herbst und merkt ihr heute auch privat einen Unterschied zu damals?

Olli: Vor Herbst war das Leben ruhiger, stressfreier und langweiliger. Wir sind sehr glücklich, positive Aufregung zu haben. Es gibt keinen Tag, an dem wir nicht im Sinne der Band unterwegs sind oder irgendetwas für unsere Musik, für das ganze Drumherum tun. Du wirst natürlich mehr wahrgenommen, darum geht es ja zum Teil auch. Du bekommst Rückmeldungen zu deinen Liedern, zu den Texten. Du hast das Privileg, mit deiner Lieblingsbeschäftigung Leute zu bewegen, viele tolle Menschen kennenzulernen, dich auszutauschen über deine Gefühle und über deren Gefühle. Der Bekanntenkreis und mit der Zeit auch der Freundeskreis wächst und du erfährst eigentlich mit jedem Song, mit jedem Konzert das, was das Leben ausmacht: pure Freude und positive Energie fürs Zusammensein.

VRR: Eure Songs stehen für harte Riffs, Emotionen und ehrliche Texte. Habt ihr das Gefühl, dass sich euer Sound in den letzten Jahren weiterentwickelt oder sogar verändert hat?

Olli: Ja, komplett! Wollten wir nach der offiziellen Gründung 2021 noch härter angelegte Punkmusik machen, ist eigentlich recht schnell der Wunsch (überwiegend bei mir) gewachsen, in die Metal-Richtung zu gehen. Da ich selber vom Songwriting aber nicht abliefern konnte, haben unsere Studio-Jungs Basti Braunreuther („Mixberlin“) und Hannes Kelch entsprechend die Muskeln spielen lassen und uns beim Songwriting unterstützt. Und uns in diesem Zuge auch den besten Sam Neuwirther von Alles mit Stil vorgestellt und ins Boot geholt. Von da an ging es stetig von Hardrock zu metallastigem, deutschsprachigem Rock. Und mit jeder Session kamen neue Elemente in die Songs. Noch mehr Synthies und gesangliche Härte, ohne das Melodiöse zu vernachlässigen, wurden prägende Elemente. Und ich habe das Gefühl, da wir aktuell an neuen Songs für 2026 arbeiten, dass wir noch weitere Schritte gehen können bzw. werden. Hinzu kam, dass wir mit dem Wechsel an der Gitarre im Jahr 2023, mit Niels auch einen superfitten Metal-Gitarristen dazubekommen haben, der seither (2024) unsere Songs maßgeblich schreibt.

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Resonanz und Gegenwart

VRR: Ihr habt in den letzten Jahren zwei Alben veröffentlicht und einige Bühnen gerockt. Wie habt ihr das Feedback eurer Fans und eures Umfelds wahrgenommen, ist eure Musik dort angekommen? Und was möchtet ihr der Außenwelt mit euren Songs mitteilen?

Olli: Wir bekommen vorwiegend positive Rückmeldungen auf unsere Musik und auf die Live-Auftritte und dies beflügelt uns natürlich. Was wir nach außen transportieren wollen, sind Energie, Lautstärke und Eindringlichkeit. Die Worte, die wir singen, sollen fühlbar sein und insofern auch die Themen, die uns bewegen, die überwiegend von jeglichen menschlichen Beziehungen handeln. Wir wollen wie viele Bands/Musiker den Leuten da draußen, den Zuhörern, Halt geben, sie inspirieren, ihnen das Gefühl vermitteln nicht allein zu sein, nicht nur einer von vielen zu sein.

VRR: Mit der Single „Angst“ habt ihr noch einmal eine klare Botschaft rausgehauen. Welche Reaktionen habt ihr bisher darauf erlebt und war es euch wichtig, gerade jetzt so ein Thema anzusprechen?

Olli: Wir haben die unterschiedlichsten Reaktionen bekommen. Selbst wenn die Leute sich ihr eigenes Thema bezüglich Angst heraussuchen, treffen wir sie damit, sich mit ihrer Angst auseinandersetzen zu müssen und wenn es lediglich für den Augenblick des Hörens unseres Liedes ist. Die meisten haben vor unterschiedlichsten Dingen Angst: ob Abneigung, Vertrauensverlust, Hemmungen. Wir wollen gern mit unseren Liedern Ängste durchbrechen bzw. vergessen machen für den Augenblick oder im besten Fall Ängste auslöschen. Mit Musik kann man einfach als Stütze an der Seite der Angst vielleicht etwas härter entgegentreten.

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Zukunft und Ziele

VRR: Ihr seid eine Band, die nicht stehen bleibt und immer weiter nach vorne will. Was sind die nächsten großen Schritte, auf die ihr euch gerade am meisten freut?

Olli: Wir freuen uns in allererster Linie darauf, in Zukunft regelmäßig live zu spielen, neue Orte und wieder tolle neue Leute kennenzulernen und unsere Musik nach draußen zu tragen. Es geht im Herbst 2025 und Frühjahr 2026 mit unseren Freunden von WILLKUER auf Tour und da werden wir weitere, hoffentlich tolle, Erfahrungen sammeln. STEPFATHER FRED sind genauso wie wir als Support am Start und auf die geilen Jungs freuen wir uns auch. Das wird, glaube ich, sehr, sehr geil.

VRR: Viele Fans fragen sich natürlich, wie es mit neuer Musik aussieht. Dürfen wir uns in absehbarer Zeit auf ein weiteres Album freuen oder liegt der Fokus erstmal auf Singles und Live-Auftritten?

Olli: Genauso, wie du es sagst bzw. fragst. Unser Fokus liegt auf Singles für 2026 und auf Live-Präsenz. Wir haben aus verschiedenen Gründen in unserer bisherigen Historie noch nicht so wirklich viel live gespielt und sind froh, dass wir das für die vergangenen zwei, drei Jahre nachholen können. Wir wollen präsent sein und den (Band-)Namen Herbst in die weite Welt hinausschreien.

VRR: Gerade du, Olli, bist immer mit viel Nähe und Herz auf der Bühne dabei. Wie wichtig ist euch diese Authentizität im direkten Kontakt mit Fans und wie lebt ihr das auch abseits der Bühne?

Olli: Also, wahrscheinlich bin ich da schon etwas eigen, weil ich einfach die Nähe auch teilweise suche. Ich freue mich über die direkte Rückmeldung von den Konzertbesuchern/Zuschauern, gehe auf Leute zu und stehe auch einfach sehr gern mittendrin. Ich bin jetzt nicht so, dass ich vor bzw. nach der Show im Backstage verweilen will. Ich mag den Austausch und ich freue mich über nichts mehr, als wenn wir ein gutes Feedback zur Musik oder zur Live-Show bekommen. Dafür leben wir Musiker, denke ich.

Ob Studio oder Bühne, ob große Emotionen oder rotzige Berliner Schnauze, Herbst zeigen, dass sie mehr sind als nur eine weitere Rockband aus der Hauptstadt. Vier Jahre haben sie geprägt, verändert und stärker gemacht und das nächste Kapitel ist längst in Arbeit. Eines ist klar: Stillstand ist bei diesen Jungs keine Option.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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Crew | Redaktion

Schon als kleiner Stöpsel bin ich mit deutscher Rockmusik groß geworden. Die Böhsen Onkelz waren selbst in der fünften Klasse schon Pflichtprogramm. Eine kurze Abschweifung in ein anderes Genre hat mich trotzdem wieder sehr schnell auf die richtige Bahn gebracht.

Kurze Zeit später fanden auch Musikrichtungen wie Punkrock, Metal oder Alternativrock ihren Weg zu mir. Ich bin offen für Neues aber meiner Linie werde ich auf ewig treu bleiben.