Bandvorstellung – Acid Head – Nicht normal
Liebe Leser, gebt fein acht, ich hab´ Euch etwas mitgebracht. Und das ist nichts für schwache Nerven. Die Hamburger Psycho Brutalo Metal Combo Acid Head hat vor kurzem ihre neue Single „Die Weberin” veröffentlicht und macht einmal mehr deutlich, wie geisteskrank sie sind. Brachial, druckvoll, fiese Hooklines und Breaks, gepaart mit unkonventionellem Gesang. Ihr wollt genau das?! Hier sind Acid Head für Euch.
Die Band
Sänger und Shouter ist der 30 Jahre alte Thomas. Auf der Bühne wird er häufig nur als Acid bezeichnet. Torben spielt die Gitarre und ist leidenschaftlicher Lichttechniker. Den Bass zermartert der 33-jährige Robin und Astra Bier Fan Tobi bedient das Schlagzeug. Anno 2015 wurde Acid Head gegründet. Seit 2018 steht die Band in oben genannter Besetzung. Keine vier Wochen später standen die Herren schon gemeinsam für ihren ersten Auftritt auf der Bühne. Ihren Namen verdanken sie ihrem ehemaligen Bassisten, der ist zwar raus, aber der Name ist geblieben. In nächster Zeit, so versprechen uns Acid Head, haben sie noch viel vor. Unter anderem planen sie für nächstes Jahr eine größere Tour. Was sonst es noch so gibt? Lest selbst.
Modern Metal
Beim lauschen ihrer Musik fällt sofort auf, dass die Band einen komplett unkonventionellen Sound und vor allem Abwechslung in ihren Songs bietet. Ein fantastisches Beispiel hierfür ist ihr Lied “Kunst”.
Psychedelische Parts gemischt mit deutschen Texten, Moshparts á la Machine Head, Bass nach Art Korn und Screams, die an Hatebreed und Most Precious Blood erinnern.
VRR: Wolltet ihr von Anfang an, diese Art von Musik machen? Sind es eure Lieblingsbands, die Einfluss auf den Sound haben?
Thomas: Ehrlich gesagt, hat sich das alles so ergeben. Ich bevorzuge eher eine düstere Stimmung in der Musik. Es kann nicht düster genug sein.
Torben: Ja, ich persönlich wollte immer harte Riffs mit englischem „Gesang” haben. Thomas hat mich dann überzeugt, dass es ebenfalls mit deutschen Lyrics sehr gut funktioniert. Daher sind wir dabei geblieben.
Robin: Am Sound haben wir sehr lange gearbeitet. Der Einfluss von Nu-Metal ist in unserer Musik nicht zu überhören. Wir alle kommen eigentlich aus verschiedenen Genres des Metals und verbinden diese bei Acid Head.
VRR: Wie genau bezeichnet Ihr Eure Musik?
Tobi: Im Grunde nennen wir unsere Musik nach den Einflüssen Nu-Metal. Wobei wir einen großen Fokus auf die Live-Shows legen. Heutzutage ordnen wir uns daher beim Modern-Metal ein. Das klingt authentisch.
Das vierte Instrument und Texte mit Tiefgang
In den meisten Fällen wird bei Acid Head in den Liedern weniger gesungen, als vielmehr der Shouting und / oder Scream Part bedient. Böse Zungen würden jetzt behaupten, weil man nicht singen kann. Mit Nichten. Das beweist zum einen der Refrain im Song “Veto”. Und wer bis zum Ende weiterliest, wird erfahren, dass es eine Geschichte zum Gesang und der Figur Acid gibt.
VRR: Ist das Screamen einfacher? Oder macht es mehr Spaß?
Thomas: Ich persönlich liebe das Shouten und Screamen. Es ist eher wie ein weiteres Instrument zu sehen. Man kann damit noch mehr Wut und Brutalität rüberbringen. Es ist nie verkehrt, die Variation des Gesangs zu steigern. Das Erzählen oder Flüstern ist eine weitere Art den Text etwas eindringlicher rüberzubringen. Doch in Zukunft wird noch mehr kommen, noch sind nicht alle Facetten des Gesangs erreicht.
VRR: Die Texte lassen viel Spielraum für Interpretationen und sind sehr poetisch. Sie klingen oft nach Geschichten. So, als würde ein Barde sie erzählen.
Thomas: Interpretation ist ein schönes Wort. Wir alle sind nur ein Konstrukt unserer eigenen Werte und Erfahrungen. Somit interpretiert jeder einen Text auf die eigene Weise. Wenn ich mich auf die neuste Veröffentlichung beziehe, handelt die Weberin von einer vergangenen Liebe. Meine damalige Freundin litt unter Depressionen und hatte kein Auge mehr für das schöne im Leben. Ganz so, als hätte sie ein schwarzes Tuch vor den Augen. Dieses Schicksal habe ich dann in dem Text niedergeschrieben.
Veröffentlichungen und Konzerte
Am 6. März 2020 erschien ihre EP ZUFLUCHT. Etliche Videos stehen bereits online und die letzte Veröffentlichung von „Die Weberin” liegt gerade einmal fünf Wochen zurück. Bald wird es eine knackige neue EP geben und das erste Komplettalbum ist schon in Planung. Gut Ding braucht Weile, heißt ein bekanntes Sprichwort. Das trifft auch bei Acid Head zu.
VRR: Auch Ihr habt ein Streaming Konzert auf die Beine gestellt. Dieses war sehr anders, als das was man von anderen Bands kennt. Was hat euch dazu bewegt, es so umzusetzen?
Robin: Wir versuchen immer das Maximum aus dem zu holen, was wir anfassen. Das Streaming Konzert war mit einem sehr hohen Aufwand verbunden, jedoch wollten wir der Zuschauerschaft was bieten und aus dem Pool der Streaming Konzerte herausstechen. Wir standen dafür am heißesten Tag des Jahres für sechs Stunden in einem stickigen Konzertsaal.
VRR: Alles, was ihr veröffentlicht habt, hat Hand und Fuß. Nichts wirkt, als wäre es „nebenbei” gemacht worden. Was ist das Geheimnis?
Tobi: Diese Professionalität ist immer mit viel Planung und langen Wartezeiten verbunden. Wir planen die Dinge sehr früh und setzten erst alles in die Tat um, wenn wir damit zufrieden sind.
VRR: Wer unterstütz Euch bei den Videos, Produktionen und Aufnahmen? Und wer von Euch übernimmt welche Aufgaben in der Band?
Robin: Wir bekommen viel Unterstützung vom Familien- und Freundeskreis. Zum Glück haben wir in unserem Umfeld Leute, die sich mit Audio- und Videotechnik auskennen.
Thomas: Außerdem sind die Aufgaben innerhalb der Band gut aufgeteilt. Ich versuche als Kunstfigur alles Relevante der Band nach außen zu tragen. Robin und Torben kümmern sich um die gesamte Technik, wobei sich Torben noch intensiv mit dem Licht beschäftigt. Tobi ist für das Booking der Band verantwortlich und schreibt mit Veranstalter*innen und anderen Bands. Außerdem gibt es noch Julian, der sich um Social Media und Bildmaterial kümmert. Der ist immer bei jedem Gig dabei.
VRR: Welche vergangenen Auftritte werdet ihr nie vergessen? Und auf welche freut ihr Euch in der Zukunft?
Tobi: Unser letztes Konzert beim Wieken Festival in Ostfriesland war einfach der Hammer. Es handelte sich um eine privates kleines Metal-Festival. Die Stimmung war einmalig. Außerdem waren wir schon auf einer kleinen Tour in Polen. Jeder der dort war wird sich sicherlich auch noch an diese Energie erinnern. Zukünftig wollen wir da anknüpfen.
Die Maske – Therapie für Sprachprobleme
Von einigen Sängern wissen wir, dass Handicaps in Bezug auf stottern oder nispeln im Gesang keine Rolle mehr spielen. So ergeht es auch Sänger Thomas. Spannend, wie er sich seine Stimmlage und die passende Figur erschaffen hat und so sein Stottern nicht mehr zur Geltung kommt.
VRR: Nur im Video zu „Die Weberin” tragen alle von Euch eine Maske oder Gesichtsverkleidung. Lediglich Thomas trägt immer Farbe im Gesicht. Warum das Make-up? Gibt es dazu eine Geschichte? Und was bedeutet die Sichel an deinem Mikro? Die ist aber nicht geschärft, oder?!
Thomas: Ich wollte eine eigene Figur auf der Bühne kreieren. Ich habe leider leichte Sprachprobleme, da ich stotterte. Gebe ich jedoch meiner Stimme eine gewisse Sprachmelodie, dann kann ich stotterfrei sprechen. Dieser Effekt ist für Ansagen sehr hilfreich. Zu der Figur auf der Bühne passt diese Sprachmelodie mit verzerrter Stimme. Ich denke, ohne Make-up kämen die Ansagen sehr gezwungen rüber. Ich habe also aus der Not eine Tugend gemacht. Die Sichel soll den Wahnsinn der Kunstfigur noch etwas verstärken. Sie ist leider nicht geschärft, da es schwierig ist gute Musiker zu finden. Unfälle wären vorprogrammiert.
VRR: Vielen Dank für Eure Zeit. Ihr habt jetzt noch die Möglichkeit ein paar letzte Worte an unsere Leserschaft und eure zukünftigen Fans zu richten. Haut rein.
Thomas: Werft gerne einen Blick auf uns und checkt alle Kanäle aus. Der Einblick erfolgt auf eigene Gefahr. Vielen Dank für die Fragerunde. Es war uns ein immenses Vergnügen.
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Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.
Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.