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10 Jahre Neurotox – wir bitten zum Interview

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Ein runder Geburtstag will gefeiert werden. In diesem Fall mit einem neuen Doppelalbum und einem eigenen Festival. Neurotox sind aus ihren Kinderschuhen mittlerweile herausgewachsen und haben sich als fester Bestandteil in der Musikszene etabliert. Auf ihren Konzerten sprudeln die Emotionen oft über und die Jungs aus NRW zeigen auf und neben der Bühne, dass sie Spaß an dem haben, was sie machen und noch lange nicht müde sind. Wir haben bei Marius nachgefragt, wie die letzten Jahre für Neurotox waren, was wir mit dem neuen Album ECHT erwarten können und wie es um die Vorbereitungen zum Toxfest steht.

VRR: Herzlichen Glückwunsch zur 10. Kerze auf dem Geburtstagskuchen. Wie fühlt sich das für euch an?

Marius: Hey Julia, vielen Dank für deine Glückwünsche. Ich freue mich wirklich sehr darüber! Ja, wie fühlt sich das an? Es fühlt sich unglaublich gut an. Klar haben wir zehn Jahre auf dem Buckel, in denen wir aktiv sind, aber so richtig los ging es ungefähr vor vier oder fünf Jahren. Die Zeit davor war behaftet von Zurechtfinden, Kennenlernen und Verstehen, was wir überhaupt machen. Mittlerweile haben wir hinter der Bühne so viel erlebt, gelernt und konnten etwas aufbauen, sodass es erst jetzt so richtig Spaß macht. Die Jahre vorher, die eher planlos waren, waren aber auch super.

VRR: Gemeinsam durch Höhen und Tiefen, was waren eure Highlights aus den letzten zehn Jahren?

Marius: Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen und wo enden soll. Um ehrlich zu sein, kann so eine Band schnell Züge einer sehr schlecht laufenden Ehe annehmen. Wir haben intern auch viele Punkte bzw. Vorstellungen, die in manchen Sachen auseinander gehen. Das ist unglaublich gut und auch sehr wichtig. Schließlich ist alles, was wir zusammen geschafft, zusammen entschieden oder eben auch nicht entschieden haben, Hand in Hand passiert und macht uns genau zu dem, was wir heute nach zehn Jahren sind.

Verdammt geiler Scheiss!

Für mich persönlich ist jeder Moment und jede Sekunde ein Highlight. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass man nach zehn Jahren noch genauso viel Feuer, Liebe und Leidenschaft aufbringt, wie am ersten Tag. Ich freue mich über jede einzelne Probe, über jeden Meter, den wir zusammen irgendwo hinfahren und jede Sekunde, die wir miteinander verbringen dürfen. Ich liebe das gesamte Paket und freue mich einfach tierisch über das, was wir haben. Wir haben eine große Crew, die uns seit Jahren begleitet und egal wohin wir fahren, es kommen Leute hin. Wie geil ist das denn?! Wir sehen es nicht als selbstverständlich an, dass nur, weil wir Musik machen, es auch automatisch jedem gefallen muss. Dass es überall in Deutschland Leute gibt, die uns nachreisen und ihr hart verdientes Geld ausgeben, um uns spielen zu sehen, ist doch der Hammer. Egal ob da 5, 100 oder 12.000 Leute vor der Bühne stehen, das ist unglaublich für uns und immer ein Highlight.

VRR: Beschreibe Neurotox mit drei Worten.

Marius: Verdammt geiler Scheiß!

VRR: Ein eigenes Klamottenlabel, eine Busfirma, eine Autolackiererei, Familie und Neurotox. Wie bekommt man das alles unter einen Hut?

Marius: Das ist tatsächlich gar nicht immer so einfach. Ich persönlich stelle meine Marke Antirockstar immer hinten an. Der einzige Grund, warum Antirockstar überhaupt so gut laufen kann, ist, dass ich durch Neurotox viele Leute erreiche und mich viele Menschen kennen. Wenn also, wie seit dem gesamten Jahr 2023, die Albumpromo, Studiozeit und alles drum herum für die Band läuft, wird es bei Antirockstar super still. Die Zeit habe ich dann leider nicht, da ich sehr viel für die Band mache. Anders ist das natürlich bei Mario und Mike. Beide sind selbstständig mit großen Firmen und haben super viel Kram zu tun. Da ist es schwieriger, sich einmal Zeit frei zu schaufeln und Dinge liegen zu lassen.

Harte Gitarren, Trompeten und eine Ziehharmonika

VRR: Was wird uns auf ECHT erwarten? Ein Stilwechsel? Eine musikalische Reise durch die letzten zehn Jahre?

Marius: Ich denke, niemand der uns kennt, wird enttäuscht sein. Wir haben schon immer Wert auf Vielseitigkeit gelegt und das ändert sich auf diesem Album nicht. Den Kurs zwischen härteren, ruhigeren und tanzbaren Nummern behalten wir bei. Es erwarten euch also wieder harte Gitarren, Trompeten und sogar eine Ziehharmonika. Ja, ihr lest richtig, neben einem mehr als geilen Ska Song haben wir den ersten Saufsong unserer Karriere geschrieben und ich liebe ihn. „Weniger schlafen“ kommt noch im August als Single.

VRR: Denkt zurück an euer erstes Album. Was unterscheidet ECHT von eurer ersten Platte und wie würdet ihr eure musikalische Entwicklung beschreiben?

Marius: Puuuuh, da hat sich in den letzten Jahren so viel getan. ECHT ist unser 6. Studioalbum und wir haben in der Zwischenzeit sehr viel probiert, viel geändert, Sichtweisen und Herangehensweisen komprimiert. Natürlich sagt jeder, dass sein aktuelles Album das Ding ist, der geilste Kram auf dem Markt und ihr es unbedingt kaufen müsst. Die Wahrheit ist, ich weiß nicht, ob es unser bestes Album ist. Was ich aber weiß, ist, dass ich ein verdammt gutes Gefühl beim Schreiben der Songs hatte. Ich habe sehr viel Zeit mit den Texten verbracht, habe sehr viel Persönliches hineingebracht, ich habe mich unheimlich gut im Studio gefühlt und als alles fertig war, war das ein unglaubliches Gefühl der Zufriedenheit. Es ist einfach echt geworden und ich glaube, so echt waren wir noch nie. Wir hatten bisher noch kein Album, mit dem ich persönlich so rundum zufrieden war. Ich glaube, das ist gut, das ist echt, das ist Neurotox 2023.

Wir lieben was wir tun

VRR: Welcher Song von ECHT ist für euch der mit der größten und persönlichsten Aussage und warum?

Marius: Für mich persönlich sind da mehrere Songs. Wenn ich mich aber entscheiden muss, ist es der Song „Für dich“. Das ist mein absoluter Favorit. Der bedeutet mir sehr viel und ich verbinde sehr viel mit meinem Sohn, den ich über alles auf der Welt liebe und mit meiner Familie. Alle sollen eben wissen, dass ich immer da bin. Innerhalb der Band würde ich jetzt sagen, dass der Titelsong „Echt“ der Favorit ist. Der beschreibt uns persönlich und explizit als Band sehr gut. Wir haben in unserer Laufbahn schon sehr viele und einige sehr große Dinge nicht gemacht und vermeintliche Chancen liegen lassen bzw. ausgeschlagen, da es uns verändert hätte. Wir lieben was wir tun und wir möchten niemandem etwas beweisen müssen oder den Spaß an dem, was wir lieben, verlieren. Rückblickend würden wir sagen, dass wir alles richtig gemacht haben. Alles was wir haben, was wir machen, was wir lieben, haben wir selbst aufgebaut und da sind wir unheimlich zufrieden mit. Es ist für manche nicht viel, für uns ist es alles und vor allem ist es 100% echt.

VRR: Beschreibe den Entstehungsprozess von ECHT. Wie war die Zeit für euch? Wer hat welche Anteile an ECHT? Wie war die Zeit im Studio?

Marius: Das fing schon vor langer Zeit an. Ich glaube die ersten Sachen habe ich im Januar 2022 angefangen. Also das kann ich so genau gar nicht mehr sagen. Eventuell auch schon ein paar Monate früher. Das ist ja auch ein langer Prozess, in dem sehr viel gesammelt, geändert und auch wieder verworfen wird. Ich glaube, dass knapp 30 Lieder in der Zeit entstanden sind. Ich schreibe alle Lieder bei uns. Texte und Kompositionen erarbeite ich zuhause und bringe alles fertig mit in den Proberaum. Ich schreibe dann die groben Spuren für alle Instrumente und dann geht es – sofern die Zeit es zulässt – an den Feinschliff in den Proberaum. Wenn Ende August die CD herauskommt, will ich mich auch wieder an neue Sachen setzen. Ich habe schon ein paar Ideen. Die Studiozeit war super, wir haben sehr viel Zeit zum Ausarbeiten eingeplant und wir glauben, dass es sich nicht nur an leeren Bierkästen bemerkbar gemacht hat.

VRR: Euren Geburtstag wollt ihr groß feiern. Erzähl uns ein bisschen etwas über das TOXFEST. Was wird uns erwarten, welche Erwartungen oder Ängste habt ihr? Worauf freut ihr euch besonders? Und wie ist es für euch, eine eigene Veranstaltung zu planen?

Marius: Ja, zehn Jahre Neurotox wollen wir natürlich ausgiebig feiern. Also haben wir uns ein eigenes Festival für dieses Ereignis auf die Beine gestellt. Zwei Tage Open Air in einem alten Kernkraftwerk direkt am Rhein. Etwas Besseres kann es für uns Niederrheiner gar nicht geben. Die Zeltwiese ist auch direkt am Rhein, es lohnt sich also. Am selben Wochenende kommt unser neues Doppelalbum ECHT auf den Markt. Daher spielen wir an beiden Abenden verschiedene Sets zur Releaseshow. Es ist also nicht nur ein Geburtstagswochenende, sondern auch eine fette Doppelreleaseshow! Mit am Start sind unter anderem Rockwasser und Eizbrand, sowie neun weitere Bands. Von Punkrock über Metal bis Mittelalterrock ist beim Toxfest alles am Start. Für Freitag und Samstag vergeben wir jeweils einen kleinen Slot für lokale Nachwuchsbands. Bewerbungen bitte direkt an uns. Veranstaltungen haben wir bundesweit schon ohne Ende eigenständig geplant. Ein eigenes Festival zu organisieren, ist da schon eine ganz andere Herausforderung. Also da kommen Sachen auf einen zu, da haben wir uns noch nie Gedanken darüber gemacht. Aber wir glauben, den gröbsten Teil vernünftig geplant zu haben. Da kommen sicher noch am Wochenende selbst Dinge auf, die wir nicht bedacht haben und die wir lösen müssen. Aber auch das schaffen wir. Das wird ja hoffentlich nicht das einzige Toxfest gewesen sein.

VRR: Sicherlich musstet ihr in den letzten Jahren auch einmal Kritik einstecken. Was würdet ihr gerne den Menschen sagen, die an euch gezweifelt haben?

Marius: Na klar, oft und regelmäßig. Wir möchten uns bei allen Kritikern herzlich bedanken. Bei uns ist es so, dass wir über alles reden und uns Gedanken machen. Daher ist es uns unheimlich wichtig, auch Kritik zu erhalten.

Mädels, sucht euch nie einen Musiker!

VRR: Wer hat euch in den letzten Jahren immer besonders und auf welche Art unterstützt? Und wem wollt ihr einfach einmal danke sagen?

Marius: Ein sehr großer Dank gilt vorab unseren Familien. Es ist eventuell für einige Leute gar nicht so verständlich, aber um eine Band so am Laufen zu halten, muss es Zuhause stimmen. Die Familie muss auf sehr viel verzichten, sehr viel bedenken und ist unter Umständen auch einmal länger alleine. Außerdem halten sie immer als Seelentröster her, haben es echt nicht leicht mit uns und zahlen einen wirklich hohen Preis dafür, dass wir machen können, was wir lieben. Wie viele Planungen über den Haufen geworfen werden, wie viele Geburtstage, Hochzeiten und Feiern wir verpassen. Unglaublich! Mädels, sucht euch nie einen Musiker! Unglaublich dankbar sind wir für unsere Crew. Mittlerweile haben wir so viele professionelle Leute im Hintergrund, die für und mit uns arbeiten und die den Kram genau so lieben, wie wir. Das ist unglaublich! Wie schon vorhin erwähnt, ist es für uns unfassbar, dass es Menschen gibt, die sich für das interessieren, was wir machen. Es ist nicht selbstverständlich, dass es so große Züge angenommen hat bzw. es überhaupt von Leuten angenommen wird. Tausend Dank an jeden, der unsere Musik hört, unsere Konzerte besucht, verfolgt, was wir machen, dies hier liest und uns interviewt.

VRR: Wo soll Reise noch hinführen bzw. wo seht ihr euch in zehn Jahren? Oder wollt ihr aufhören, wenn es am Schönsten ist?

Marius: Ist es denn schon am Schönsten?! Für mich war es schon am Schönsten, nachdem wir vor zehn Jahren den ersten Song herausgebracht haben. Seitdem kamen immer wieder neue und noch schönere Sachen. Ich wüsste gar nicht, wann der Punkt ist. Es ist einfach alles schön. Ich hoffe, dass Neurotox in zehn Jahren noch genauso viel Spaß macht, ich genauso viel Liebe und Energie aufbringen kann wie bisher.

VRR: Die letzten Worte an eure Fans und unsere Leser gehören euch:

Marius: Tausend Dank für die bisherigen zehn Jahre. Dass wir so viel erleben durften, liegt zum allergrößten Teil an euch da draußen!

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Julia, für immer 30,5 Jahre alt, aus Kassel. 2018 aus Liebe zur Musik und der Lust zum Schreiben zu VRR gekommen, um ihre überschüssige Energie und Kreativität und schlagfertige Ausdrucksweise auf Papier zu bringen. Nachdem sie einmal versehentlich zur Kamera griff, legt sie diese kaum noch aus der Hand. Sie und ihre Nikon trotzen Wind & Wetter, um das perfekte Bild einzufangen.

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