Interview Costa Cannabis Sondaschule
„Die Message hat sich auf gar keinen Fall geändert“
Heute erscheint das neue Akustikalbum der Band Sondaschule. Sondaschule heißt die Band, die mit der Akustik-Version von „Schere, Stein Papier“ bereits ihr achtes Album auf den Markt bringt. Anders ist es diesmal – ruhiger. Keine verzerrten Gitarren, insgesamt sanftere Klänge, aber: Hörenswert ist es auf jeden Fall! Wie die Band zu der Idee kam und ob in Zukunft noch weitere Experimente geplant sind erfahrt ihr im Interview, das Vollgas-Redakteur Eric Steinberg mit Frontsänger Costa Cannabis führte.
VRR: Warum habt ihr euch für ein Akustikalbum entschieden und wie kam euch die Idee dazu?
Costa: Der Entscheidungsprozess verlief über einen sehr langen Zeitraum, denn unser Drummer Fabian hatte das damals in den Raum geworfen, weil wir im Proberaum teilweise auch akustisch gespielt haben. Allerdings waren wir der Meinung, dass wir das auf keinen Fall machen möchten. Jedoch bekommt so eine Idee irgendwann mal Flügel und heraus kommt das, was jetzt sogar als CD und DVD veröffentlicht wird. Eigentlich hatten wir anfangs auch nur ein Akustikkonzert angedacht. Einen expliziten Plan gab es also nicht, aber da die Songs so gut geworden sind, haben wir uns gedacht: „Warum machen wir es nicht einfach?“
VRR: Wo lag denn für euch der Unterschied zwischen einem Akustikalbum und einem „normalen“ Album?
Costa: Der Unterschied ist hauptsächlich, dass wir normal aus der härteren Musikrichtung stammen mit verzerrtem Gitarrensound. Diesen haben wir schon seitdem wir angefangen haben mit Cleansounds, Punk- und Skarhythmen verbunden. Dabei kann man sich sehr gut hinter seinen Fehlern verstecken, denn es ist alles laut und kracht. Wir waren zu Anfang nicht die besten Instrumentalisten, was sich in der 16-jährigen Bandgeschichte aber geändert hat. Mittlerweile trauen wir uns eben an solche Projekte heran, bei denen man sich nicht mehr verstecken kann, sondern man genau hört, was gespielt wird. Es war aber eher ein Ausflug, als dass wir in der Richtung bleiben werden. Wir haben nun auch nach einiger Zeit mal wieder für die Saison geprobt, mit verzerrten Gitarren und lauten Verstärkern. Da merkt man schon, wofür unser Herz schlägt.
VRR. Wie hat es sich angefühlt während der Aufnahmen? War es ungewohnt?
Costa: Im Endeffekt ist es nicht anders als sonst auch. Eher ist es einfacher, weil man nicht stundenlang überlegt, welchen Effekt man wo benutzen könnte. Es wird einfach nur das Instrument aufgenommen und nicht mehr viel verändert. Eine normale Produktion ist da erheblich aufwendiger und wir probieren viel mehr aus, bevor ein Song entsteht, allein vom Klangbild. Das ist akustisch viel einfacher.
VRR: Wie lange habt ihr gebraucht, bis alles fertiggestellt war?
Costa: Von der Idee bis zum aufgenommenen Album samt Show genau vier Monate. In meinem kleinen, heimischen Studio habe ich die Demos schon komplett vorbereitet, sodass die Aufnahmen an sich drei Wochen gedauert haben. Dieses Mal haben wir den kurzen Dienstweg genommen und haben uns nicht mit allen in den Proberaum gesetzt und überlegt, wie wir die Songs umsetzen. Das wäre in vier Monaten nämlich nicht möglich gewesen.
“Alte Songs im neuen Gewand”
VRR: Hat sich dabei ein Lieblingssong für dich herauskristallisiert?
Costa: Ich finde ein Lieblingssong ist immer schwer zu definieren. Wenn man die Lieder selbst geschrieben hat, hat man zwar einen Herzenssong, aber man liebt alle seine Kinder. Was eventuell heraussticht, sind alte Songs im neuen Gewand, z.B. ist „Mond“ echt ein richtig guter Song geworden. Das Lied ist nun im Samba-Gewand und hat nicht mehr den düsteren Reggae-Sound. „Zu kurz um lang zu denken“ hat sich auch sehr gut gemacht, aber auch die neuen Singles sind gut. Ich bin eigentlich durchweg zufrieden mit allem.
VRR: Gab es denn nicht etwas, das euch vor Probleme gestellt hat? Bis jetzt klingt ja alles nach reibungslosen, entspannten Aufnahmen…
Costa: Die Probleme gibt es intern bei uns. Unser Gitarrist Mirko hat mich gehasst, weil er absolut nicht Akustikgitarre spielen wollte. Anfangs war er sehr stark dagegen und wollte auch das Konzert nicht. Er stand wirklich vor mir und hat gesagt: „Ich schäme mich, dass ich so ein Ding in der Hand habe, ich möchte nicht, dass mich irgendjemand damit sieht!“. Dann war plötzlich die Lichtburg ausverkauft, keiner wusste was nun wirklich gemacht wird und man hat gemerkt, dass bandintern eben doch nicht alle Lust haben. Aber durch diese große Freundschaft und das „für dich mache ich es“ sowie „danach nie wieder“ sind dann alle Dämme gebrochen. Als das Konzert gespielt war und der Auftritt bei den Fans gut ankam, war auch Mirko beruhigt, dass es nicht peinlich war.
VRR: Warum habt ihr Songs von „Schere, Stein, Papier“ weggelassen?
Costa: Wir haben von allen 12 Songs natürlich Demos aufgenommen und am Ende die drei herausgestrichen, die wir am schwächsten fanden. Da wir es nicht ohne neue Songs herausbringen wollten, haben wir einfach drei neue draufgepackt.
Lauscher aufgesperrt – hier eine kleine Hörprobe:
VRR: Hat sich denn durch die Akustikversionen die Message und das Feeling der Songs verändert?
Costa: Message und Feeling sind ja zwei unterschiedliche Dinge. Die Message hat sich auf keinen Fall verändert, aber das Feeling, z.B. bei „Zu kurz um lang zu denken“. Dieser Song ist in der Ursprungsversion fast schon balladenartig, kommt jetzt aber fröhlicher daher und macht mir live auch sehr viel Spaß. Trotzdem kommt die neue Fassung nicht ganz an das Original heran. Ich glaube nachts ist der Originalsong schöner, tagsüber die Akustikversion. Es kommt darauf an, wie fit man noch ist und wie viel man schon getrunken hat.
VRR: Hattet ihr Angst, dass die Songs live nicht so gut ankommen könnten? Normal macht ihr ja härtere Musik.
Costa: Absolut, das war auch größtenteils Mirkos Bedenken. Ich persönlich habe das aber nie an mich herangelassen und auch nie daran geglaubt, weil seit wir Musik machen, mache ich Songs die ich gut finde und meistens reicht das. Oftmals hat es funktioniert und die Leute, die zu uns kamen fanden ebenfalls gut. Daher war ich sehr guter Dinge. Als ich die Songs zuhause arrangiert habe, hatte ich teilweise Tränen in den Augen, vor Freude und lauter Emotionen. Ich wusste einfach, dass es die Leute so verblüffen wird, dass sie an dem Abend (des Konzertes) nicht verstehen was passiert. Wir wussten ja selber nicht wirklich was passiert. Wir hatten Streicher dabei, wir hatten ein Klavier dabei, wir hatten ein Akkordeon dabei und mit allen zusammen nur zweimal geprobt. Es war nicht klar, ob wir gut durchkommen und dafür ist es wirklich sehr, sehr gut geworden. Wir haben wortwörtlich die gesamte Lichtburg auseinandergenommen, was ja eigentlich ein historisches, denkmalgeschütztes Gebäude ist.
VRR: Habt ihr eben auch durch dieses gute Feedback Lust, ein paar Akustiksongs ins normale Set aufzunehmen?
Costa: Ich denke nicht, dass wir sehr viel davon übernehmen werden. Wir sehen uns wirklich eher in der verzerrten, punkigen Musikecke. Vielleicht bringen wir mal ein, zwei Songs im Akustikgewand mit ein, das haben wir ja auch schon vorher gemacht, z.B. bei „Für immer nie nüchtern“. Der ein oder andere wird also auftauchen, aber mehr vermutlich nicht. Vielleicht gibt es ja irgendwann nochmal ein Akustikkonzert, wer weiß es…
„Schere, Stein, Papier“-Tour
VRR: Gibt es denn sonst noch irgendetwas neues in Aussicht, dass du unseren Lesern verraten möchtest?
Costa: Wir werden dieses Jahr noch auf „Schere, Stein, Papier“-Tour gehen. Außerdem wird es Anfang des nächsten Jahres noch einmal Neuigkeiten geben. Wir sind sehr stark daran, weiterzuarbeiten…
VRR: Das heißt, die Fans können sich auf ein neues Album freuen?
Costa: Früher oder später auf jeden Fall, weil wir ja konstant weiter Alben machen, eigentlich immer im zweijährigen Rhythmus. Jetzt haben wir genau ein Jahr nach „Schere, Stein, Papier“ das Akustikalbum veröffentlicht und wer weiß, was nächstes Jahr passiert. Ich denke, wir werden den Rhythmus beibehalten.
VRR: Habt ihr denn noch Lust auf andere Experimente? Wie wäre es mit einem Kuschelrockalbum?
Costa: Ich glaube wir bleiben bei unseren Leisten und werden einfach ein Sondaschulalbum machen, das es so noch nicht gegeben hat, aber genau das ist, was uns ausmacht. Es wird wieder verzerrter, lauter, aber viel mehr weiß ich auch noch nicht. Einfach mal den Geist treiben lassen. Wüsste ich genau, wie das nächste Album wird, hätte ich es schon geschrieben. Jedenfalls freuen wir uns, wenn ihr es euch alle reinzieht!
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Über mich: Geboren im Jahrgang 2000 bin ich mit 17 Jahren der Jüngste im Team. Für Rockmusik schlägt mein Herz schon seit dem Kindesalter. Angefangen hat damals alles mit den Toten Hosen. Obwohl als Schüler immer knapp bei Kasse, besuche auch ich das ein oder andere Konzert. Außerdem spiele ich leidenschaftlich gerne Schlagzeug. Motto: Es gibt nur ein Gas, Vollgas!