Volxsturm – vergessen und verstaubt – nicht mit uns!
Moin Moin, ihr Schmuddelkinder. Bindet eure polierten Stiefel, bügelt eure Hemden, klemmt die Hosenträger an den Bund, rasiert die Kopfhaare und schnappt euch ein Bier. Im Zuge unserer beginnenden Liebe zu den Broilers hatten wir mit der GOOD FELLAS NEVER SPLIT E.P. 2006 das erste Mal Kontakt mit Volxsturm. Sie war der Auslöser, das im selben Jahr erschienene Album LICHTER MEINER STADT zu ordern. Nach 24 Jahren wird es Zeit, dieses Kracher-Album nochmals aufleben zu lassen, bei dem Sammy Amara für das Cover Artwork verantwortlich war und laut Booklet, unter anderem Schulle von TOXPACK einen stimmlichen Einsatz fand.
Die Tracks

“In dir tickt es, du bist allein, du hast Angst, aber du hast Augen, du hast Ohren.“ Mit diesem Zitat beginnt eines unserer beliebtesten und kurzweiligsten Oi!-Punk-Alben und Song Nummer Eins. In „Moin, moin Ihr Schmuddelkinder“ stellen sich Volxsturm standesgemäß vor und beschreiben die Agenda der weiteren Titel. „So sind sie“ zeigt, dass Oi!-Punk sehr gut mit mitreißenden Melodien und stimmigen Texten auftrumpfen kann.
Den vorläufigen Höhepunkt dazu erklimmt der Titeltrack „Lichter meiner Stadt“. Nach einem sich langsam aufbauenden Instrumentenarrangement gibt es eine stimmige und abwechslungsreiche musikalische Liebeserklärung an die Heimat. Das darf jeder auf seine Heimat beziehen. Schwerin wird hier nicht im speziellen erwähnt. „Kleine Nudel – große Klappe“ so beginnt die kräftige Beschwerde zu Intriganten und Lügnern in „Hallo Du“. Lebensmotivation wollen die Schweriner mit „Ich – Du – Wir“ versprühen. Locker und leicht verdaulich wird mit sanfter Melodie über das Durchalten im Leben gesprochen. Das funktioniert nicht so gut. Der Titel bleibt leider am Straßenrand links liegen.
Spirit mit emotionaler Ader

Bevor Volxsturm richtig Gas geben und modern nach Underground klingen, wird in „Seemannsgarn“ über Fernweh und Freiheit mit all seinen Gefahren gesungen. Für alle Fußballfans liefert „Unser Tag“ die passende Hymne. Nicht wie man vermuten könnte in Hooligan- oder Ultramanier. Nein! Mit offen Armen empfangen die Schweriner ihre Gastmannschaft mit: „Herzlich Willkommen in unserem Land. Hello, Bonjour und Küss die Hand. Zur Halbzeit ein perfekt gesetzter Titel. Mit dem Spirit der Working Class und einem textlichen Hammer machen Volxsturm einen kurzen Abstecher in Richtung Old-school. Musikalisch geben sie ordentlich Tempo und textlich wird mit Hartz 4, nicht gehaltenen Versprechen der Regierung und Arbeitslosigkeit in „Berg ab“ abgerechnet. Es wird melancholisch. Aber nicht im klassischen Sinne. „Nur wir zwei“ ist keine Ballade. Text und Melodie treffen zielgenau in unser emotionales Bull’s Eye und kann durch seine eingängige Melodie zu unseren Favoriten gezählt werden.
Punk Rock Show

In englischsprachige Gefilde wird sich mit „The real Chosen few“ begeben. Ska und Jamaica Vibes bestimmen den Track, die, bezogen auf die Grundstimmung im Song, einem das Gefühl von erhöhtem Marihuana Genuss vortäuschen. In allem eine sehr gelungene Abwechslung, die darauf abzielt mit „Ein Glas auf Dich“ abzufeiern. „Punk Rock Show“ beendet das Album, das die inhaltliche Schleife des Albums schließt. Bezug wird auf den Opener genommen und somit ein runder Abschluss geschaffen.
Fazit
LICHTER MEINER STADT galt bei Fans und Band als wichtigster und größter Schritt. Die Weiterentwicklung ist auf diesem Album unmissverständlich spürbar. Mit rauem Charme, eingängigen Melodien und einer Mischung aus Working-Class-Spirit, Humor und ehrlicher Gesellschaftskritik gelingt es der Band, sowohl Nostalgie als auch frische Energie zu transportieren. Songs wie der Titeltrack oder „Nur wir zwei“ stechen besonders hervor, während Experimente wie die Ska-getränkte „The real Chosen few“ für gelungene Abwechslung sorgen. Nicht jeder Titel zündet gleich stark, doch insgesamt liefert das Album eine kraftvolle Mischung aus mitreißenden Hymnen, ehrlichen Texten und einer ordentlichen Portion Herzblut. Wer auf handgemachten Punk mit Haltung steht, kommt an diesem Klassiker nicht vorbei. Mehr zu Volxsturm gibt es unteranderem hier:
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Crew | Chefredakteur
Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.
Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.








