Blonder Bengel – Vorstellung

©Natascha Hofmann

Mit seinen süßen 22 Jahren hat Blonder Bengel, dessen Eltern ihm den Namen Phil gaben, schon so einiges erlebt. Als Gitarrist oder Bassist war er in 4 oder 5 Coverbands unterwegs, hat unter anderem als Ingenieur sein Brot verdient, Hausverbot in verschiedenen Kneipen in Fulda und den Hals gestrichen voll von bandinternen Situationen, die die Arbeit an der Musik erschweren.

„Karo Hemd und Samenstau, er studiert Maschinenbau“

Der kam flach, aber dennoch gut. Obiges Zitat setzte Phil auf die Frage, was er beruflich macht, noch oben drauf. Nur Ingenieur zu sein, war ihm zu langweilig und so hat er das gegen Gitarre, Bier und Mädchen eingetauscht. Sein Soloengagement zu Blonder Bengel war für Phil die logische Schlussfolgerung aus früheren Erfahrungen. Laut seiner Aussage ist Blonder Bengel eine absolute Herzensangelegenheit und geschieht aus der Überzeugung heraus, dass man tun muss, wofür man brennt.

VRR: Wieso ist das ein Soloprojekt? Ist es als Band nicht einfacher?

BB: Irgendwann kommst du zu der Erkenntnis, dass du es selbst machen musst, wenn es richtig werden soll. Manche da draußen haben zwar wirklich etwas drauf, doch Leidensfähigkeit und Durchhaltevermögen tendieren oft gegen Null. Da stirbt dann zwölf Mal im Jahr die Oma und 27-mal hat die Katze Husten und abends um 8 müssen sie Zuhause sein, sonst gibt es von der Freundin oder Frau auf den Sack. Bevor du dich auf sowas einlässt, bring dir den Scheiß lieber selbst bei. Der Vorteil als Solokünstler? Ich muss alles, was ich mache, nur vor mir selbst vertreten. Niemand kann mir widersprechen und ich muss mich nicht verstellen. Denn Blonder Bengel bin ich selbst.

VRR: Gibt es eine Geschichte zur Namensgebung?

BB: Der Name stammt von Bernd Schuster, Fußballer in den Achtzigern u. a. beim 1. FC Köln, dem man diesen Spitznamen verpasste. Ein Freigeist und Einzelgänger, ein kompromissloser Individualist, einer der alles mitbrachte unter anderem auch viele Probleme. Einer, der niemals im Gleichschritt marschierte. Das und nur das musste es sein.

Drei Jahre bis zum Debüt – Auf halber Länge zwischen Frei. Wild und Tim Bendzko

Sein erstes Demo war „Nur wegen Dir“ und auch die erste Single, die veröffentlicht wurde. Es folgten noch „Studentinnenfrühstück“ und zu guter Letzt wird am 18. März „Trennungskinder“ erscheinen. Phil bezeichnet seine Musik als Power Pop. Wie andere diese bezeichnen wollen, juckt ihn weniger. Einerseits sagt er: „Es ist kein 0815-wir-gegen-den-Rest-der-Welt-Deutschrockabklatsch und kein gängiger Radio-Waschlappendeutschpop. Wenn man so will liege ich mit meiner Musik auf halber Länge zwischen Frei. Wild und Tim Bendzko.“ Dennoch war Phil nicht ganz alleine bei der Arbeit am Album. Die Lieder wurden mit Hilfe von Nick, der Schlagzeug, Mix und Mastering übernahm, zigfach verfeinert und umgeworfen. Mit viel Leidensfähigkeit, Leidenschaft, Geduld, Nerven und jeder Menge Bier, wurden die Arbeiten am Album zu einer extremen Lernphase für Phil. Qualität hat bei Blonder Bengel oberste Priorität. Und damit er sich auch weiterhin mit Stolz im Spiegel anschauen kann, brauchte es eben 3 Jahre bis sein erstes Baby am 15. April 2022 das Licht der Welt erblickt.

Ein Statement jagt das andere – dran bleiben lohnt sich

Auf Interviewfragen antwortet Phil sehr genau, aber im gleichen Atemzug hält er mit seiner Meinung nicht hinterm Berg und gibt uns mit Hilfe seiner Worte wunderbare Bilder. Um Euch einen Eindruck darüber zu ermöglichen, wie Phil tickt, gebe ich euch seine Besten Antworten preis. Zu bedenken ist aber, dass diese natürlich aus dem Zusammenhang gerissen sind. Die kompletten und zudem komplexen Antworten würden den Rahmen sprengen. Ohne diesen Kontext würde Blonder Bengel eher plakativ dastehen. Ist er aber nicht im Geringsten. Viel Spaß.

VRR: Berichte bitte etwas über Deine musikalische Geschichte.

BB: Es gab vier oder fünf Bands, die ich meistens auch mitgegründet habe. Aber summa summarum war da nichts wirklich Nennenswertes dabei. Das waren Coverbands, in denen wir das coole Zeug nachgespielt haben, das sonst keiner hören wollte. 70er Punk, Deutschrock, Pop Punk, Classic und Hard Rock. Dementsprechend haben wir meistens in Kellern, in Gärten und auf Bauwägen Festen gespielt, während die x-beliebigen seelenlosen Top-40-Muschitruppen zusammen mit Mutti und mit roter Pappnase zu „Summer of 69“ im Kirmeszelt abgeräumt haben. Wir konnten meistens nicht allzu viel, aber wir hatten Stil und Spaß und der Alkohol und die Freundschaft standen an erster Stelle.

VRR: Wo in Fulda trifft man Dich?

BB: Es gibt ein paar Mainstreamläden in Fulda, die die übliche dämliche Affenmusik spielen. Aber immerhin ein paar urige Kneipen, in denen ich es gut aushalte. Aber nur bis 3 Uhr, denn der Fuldaer muss am nächsten Morgen Auto waschen und Hof kehren.

VRR: Was feierst Du auf Deiner privaten Playlist?

BB: Playlisten habe ich keine. Ich musste mir zur Geburtsstunde von Blonder Bengel tatsächlich erst einmal einen verbrecherischen Spotify Account zulegen. Alles aus den grob letzten zehn Jahren – natürlich mit Ausnahme von Blonder Bengel – ist scheiße oder mir unbekannt. Amen

VRR: Hast Du ein Problem mit Studentinnen?

BB: Nein, warum? Ganz im Gegenteil. Manche dürfen sogar zum Frühstück bleiben.

VRR: Hast Du Live-Auftritte geplant?

BB: Auf jeden Fall. Die Frage ist, ob es bis dahin noch irgendwelche Lokalitäten geben wird und ob man handgemachte Livemusik überhaupt noch braucht. Vielleicht gibt sich der Deutsche ja auch weiterhin mit Netficks, Chips und Social Media zufrieden.

VRR: Warum sagst Du Danke an Lena Meyer-Landruth bei „Studentinnenfrühstück“?

BB: Das darf ich nun wirklich nicht verraten, sonst krieg ich Haue von Mark.

VRR: Phil, noch ein paar letzte Worte an unsere Leser?

BB: Hört weniger Frei.Wild, noch weniger Rammstein und mehr Blonder Bengel. Nennt eure Kinder wieder Phil. Trinkt weniger Fanta und mehr Becks. Kauft und hört meine Musik. Oder klaut sie, mir auch egal. Danke.

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Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.

Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.

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