Bandvorstellung – We are H – Knüppel aus dem Sack
Im Februar haben die Leverkusener We are H ihre neue acht Song Scheibe veröffentlicht. DISKONSTRUKT nennt sich das gute Stück, auf der die Männer so sehr drauf los knüppeln, dass es verwunderlich ist, dass hier lediglich drei Musiker am Werk sind. Kleiner Vorgeschmack? Gern geschehen:
Die Band – Wir sind H?
We are H sind Joe Uranau an der Gitarre, Koertus am Bass und Mikrofon und die Drums bedient F. Die Namensgebung, so die Band, ist relativ simple erklärt: „Witzigerweise haben wir beim Jammen immer wieder festgestellt, dass unsere Lieblings Pentatonik auf ‚h‘ liegt. Es war also immer die Reaktion, das klingt nach uns, das sind wir. We are H!“ Die drei kennen sich seit der Grundschule. Die Musik, der gemeinsame Ort und geteilte Erfahrungen haben sie verbunden und geprägt. Koertus und F. machen schon seit etwa 15 Jahren Musik zusammen und haben auch We are H gegründet. 2019 stieg dann der damalige Gitarrist aus und ging nach Hamburg. Dann kam Joe ins Spiel, der noch einmal ganz neue Impulse einbrachte.
Die Musik-Knüppel aus dem Sack
Mit Ausnahme zur EP DETHUS, die komplett in englischer Sprache präsentiert wurde, haben We are H schon immer bruchstückhaft ihre Muttersprache verwendet. Laut der Band ist die deutsche Sprache viel zu reich, um sie nicht zu benutzen. Sie bietet so viel Spielraum für Subtexte, verschiedene Interpretationen und Meta-Ebenen, da musste DUSKONSTRUKT komplett in deutsch sein. Wer nun bei der Musik genau hinhört, wird feststellen, dass man die drei Herren nicht wirklich in ein Genre packen kann. Hier gilt: nur für nicht zart Besaitete.
Nimmt man sich nun „Anthroporrhaistes“ ins Gemüt und gleich im Anschluss „Konstante“, wird einem klar, hier wird mit Doom, Metalcore und Progressiv Metal jongliert. Knüppel aus dem Sack Parts, werden mit blumig arrangierten Emoparts gekoppelt. Gespielt wird, was gefällt und Atmosphäre schafft. We are H müssen und wollen sich keinem Genre unterordnen. Ihr Motto: „Welche Worte und Genres man sich noch so ausdenken möchte: wir nehmen sie gerne!“ Die Texte lassen genauso für jeden Hörer genug Spielraum für Interpretationen. Nach mehrmaligem Hören und wirken lassen, wird sich jeder selbst für die Texte begeistern können.
DISKONSTRUKT
Das Album ist schon seit Februar verfügbar. Streamen könnt ihr das Teil auf allen gängigen Plattformen. Ursprünglich war die Scheibe auch physisch angedacht. Geplant waren Vinyl und Kassette, denn die Vorstellung der Band, das Album tatsächlich als Platte in der Hand zu halten, ist schon sehr verlockend. Die Zukunft wird es zeigen, aber eine Kassette soll es geben. Damit ihr euch noch ein bisschen mehr vorstellen könnt, was euch auf DISKONSTRUKT erwartet, hat Julia Rathgeber in das gute Stück ausgiebig hineingehört und ihr Fazit mitgebracht.
Julia Rathgebers Rezension zum Album
Insgesamt wirkt das Album beim ersten Hören sehr dunkel und schwer. Insgesamt acht Songs mit knapp 27 Minuten Spielzeit nehmen den Hörer mit auf eine musikalische Reise. Mit langen instrumentalen Parts, dominiert von Gitarren, lassen sich We are H definitiv in keine Schublade stecken. Auch ruhige, melodische Parts laden ein, die Augen zu schließen und einfach einmal genauer hinzuhören. Bereits beim Intro merkt man den Wechsel des Tempos. Nach einer kurzen ruhigen Einleitung geht es direkt mit kraftvollem Sprechgesang weiter, bevor dann das Tempo umschlägt und es scheint, als würden gleich die Boxen explodieren, bevor dann wieder ein ruhiger Part mit schwerem Text folgt.
Ehe man sich versieht, ist man aber schon beim zweiten Song des Albums. So zieht sich das Album durch. Während man noch denkt „Was ist das denn?“, ist man schon dabei, DISKONSTRUKT wieder von vorne zu hören, weil man sich mitreißen lässt, ohne es zu merken. DISKONSTRUKT von We are H ist schwer zu beschreiben, man muss es einfach selbst hören und fühlen. Für mich ist es ganz klar eine musikalische Empfehlung für jeden, der auf die härteren Musikgenres steht und einfach einmal etwas anderes mit enormer Abwechslung hören möchte. Ich gebe dem Album 8 von 10 Punkten.
Ein paar Fragen sind noch offen
VRR: Wie läuft in groben Zügen ein Song im Aufbau ab, bis ihr damit zufrieden seid?
WaH: Erst jammen, dann die Parts vergessen, wieder jammen, dann mit dem Handy aufnehmen, vergessen, dass wir Aufnahmen gemacht haben, wiederfinden, irgendwann kommt dann alles mehr und mehr zusammen. Es ist also eher chaotisch. Wir überarbeiten vor allem das Ende ca. 86-mal, dann ist der Song fertig.
VRR: Gab es und gibt es Live-Auftritte? Wo, wann, mit wem? Was waren die bisher schönsten Auftritte?
WaH: Unsere Album Release Show war großartig! Übrigens auch unser erster Gig zusammen mit Joe Uranus. Für diesen Oktober planen wir ein, zwei Shows. Fest steht, dass wir am Samstag, 14.10. im Kulturausbesserungswerk (KAW) in Leverkusen spielen werden, darauf freuen wir uns schon sehr! Mehr Infos bekommt ihr unter: Facebook
VRR: Wohin soll der Weg mit We are H gehen? Was liegt in der Zukunft an?
WaH: Uns selbst und dem Zuschauer auf der Bühne und im Pit das Gefühl von Chaos, Gewalt, Einklang, Trance, Abschalten, blauen Flecken, Orientierungslosigkeit, Fokus und Geborgenheit zu geben.
VRR: Mal Butter bei den Fischen. Es gibt so viele unzählige neue Bands. Aber auch viele, die sich nach Corona aufgelöst haben. Welche Chance rechnet ihr euch auf dem Musikmarkt aus?
WaH: Da wir uns als Menschen unser Leben lang kennen, werden wir auch mindestens genauso lang noch zusammen Musik machen. Ob sich ein Markt für uns interessiert, ist zweitrangig.
VRR: Und zu guter Letzt, schon bald Tradition, was möchtet ihr unseren Lesern gerne noch sagen? Bitte sehr und vielen Dank für eure Zeit.
WaH: Geht auf kleine Konzerte. Unterstützt eure lokalen Bands, auch wenn es keine gigantischen Rockstars sind. Das kann alles noch etwas werden. Jeder fängt klein an und dann wart ihr dabei! Und vor allem, lasst das 12 €-Club-Bier und den 75 €-Merch von den großen Bands weg und haut euch die Taschen von den kleinen Bands ohne Label voll. Diese Bands brauchen es! Geht respektvoll miteinander um, schützt die Natur und Tiere, esst bewusst und nachhaltig und seid friedlich. Love –H.
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Crew | Chefredakteur
Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.
Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.