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Herzlos – BABYLON – Albumreview

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Allem voran muss ich gestehen, dass mein musikalischer Horizont sehr weit gefächert ist. Dementsprechend breit gestreut sind auch meine Neigungen zu den unterschiedlichen Genres und Stilen der Rockmusik. Vermutlich liegt darin begründet, dass ich meist übermäßig positive Reviews mit überdurchschnittlich hohen Rezensionen verfasse; für mich einer der Gründe, warum ich mich ungern mit Albumbewertungen befasse. Dennoch war es für mich eine Herzenssache das demnächst erscheinende Album BABYLON für euch zusammenfassen zu dürfen.

Leider sieht man Herzlos ungerechtfertigterweise meist bei viel zu frühen Slots auf den Bühnen der deutschen Festivals. Mit der der kommenden Platte soll sich daran aber einiges ändern. Ohne zu viel vorwegzunehmen, kann ich frei behaupten, dass der Name Programm ist und dass mit BABYLON, das wohl bisher kritischste Album der 5 Pfälzer auf den Markt kommt.

Aufgenommen wurde die Platte in den Frankfurter Pitchback Studios, welche für Produktionen von national und international erfolgreichen Metalbands bekannt sind. Unter anderem ging das renommierte Studio mit Eskimo Callboy von hier aus an den Start. Besser konnten es die Jungs, um Frontmann Marvin, also nicht treffen und so haben sie ihr komplettes bisheriges Konzept umgeworfen. Deutschrock? Adé.

Babylon

Ganz nach meinem Geschmack legen die Jungs, um Sänger Marvin, direkt ohne Intro los. Mit Sirenengeheul leitet uns der erste Track ohne Umwege in die kritische Themenwelt des Longplayers. „Diese halbverbrannte Welt braucht nicht noch einen Partysong, herzlich willkommen, hier bei uns in Babylon“ dröhnt es aus den Boxen; ein Song, mit dessen Inhalt ganze Seiten unseres Magazins gefüllt werden könnten, durchsetzt mit musikalischer Power, die sich fast durch das gesamte Album zieht; bis auf eine Ausnahme.

Auf dich und dein Leben

Auf der achten Spur finden wir einen Song, dessen Inhalt niemals genug besungen werden kann und mich persönlich besonders anspricht. Sicherlich wird es vielen von euch bei den Zeilen „Das Ganze ist jetzt ein paar Jahre hin und fällt Dein Name, fällt das Atmen schwer. Es reißt in mir die alten Lücken auf, wieder zurück geschaut…“ genauso ergehen. Mit einer durch und durch gelungenen Ballade, die zumindest für mich mit positiven Emotionen verknüpft ist, besingt Marvin die Menschen, die leider nicht mehr unter uns weilen und schmerzlich vermisst werden. „Wie gern würde ich dir das noch erzählen, wie gern diese Nacht mit dir erleben.“ Mag der Stilbruch zum restlichen Album auch markant sein, so ist dieser dennoch umso wichtiger. Ohne diesen ruhigen Song würde der Scheibe definitiv ein Stück Charakter fehlen.

Für Überraschung bei so manchem Fan werden nicht nur die Einflüsse vom Heavy Metal, gepaart mit Marvins markanter Stimme sorgen, sondern auch musikalische Experimente, wie das mehr als gelungene Zusammenspiel mit Gastmusiker Gorrest Fump.

Die Nacht ist mein Grabstein

Mit satten Rapparts, gepaart mit harten Melodien und schwerem Bass von Gorrest Fump thematisiert der Track nächtliche Aktivitäten, bei denen es in der Regel etwas rauer zugeht. Auch hier verhält sich der Titel sehr transparent. Ebenfalls gerappt, jedoch mit klarer Kante, bezieht Marvin in seinem Part Stellung „Die Dame, ich mag sie, ihr Name ist Kathi, doch ihr Freund ist ein Nazi, ich schnappe mir den Barhocker und ab geht die Party“.

Glattgeschliffen oder anecken?

Es gibt Alben, die sind in drei Zeilen beschrieben; und es gibt BABYLON. Ich hätte genug Futter für seitenweise Review und hätte noch immer nicht alles gesagt. Zusammenfassend kann man jedoch folgendes sagen:
Mit BABYLON werfen Herzlos einen wahren Diamanten auf den Markt, jedoch keinen glatt geschliffenen, sondern eher einen zum Anecken. Herzlos-Fans werden die Platte lieben, der gemeine Deutschrocker wird sie lieben lernen. Gesellschaftskritisch in vielerlei Hinsicht und mit dem passenden melodischen Fundament versetzt ist BABYLON musikalisch und inhaltlich das Abwechslungsreichste, was mir seit langem in der Szene auf die Ohren gekommen ist.
Klare Empfehlung!

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

2010 infizierte mich Broilers bei meinem ersten "richtigen" Live-Konzert in der noch alten Batschkapp in Frankfurt. Seit jeher war mein Werdegang geebnet und mit wachsender Begeisterung gründete ich 2017 dann Vollgas Richtung Rock.

Mein Motto: "Man lernt nicht zu sprechen, um dann das Maul zu halten". -Foiernacht

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