Albumreview Bad Jokers “Wir sind der Weg”, VÖ 09.11.2018.
Ein Geburtstag muss ordentlich gefeiert werden. Was dabei für den Normalsterblichen eine Geburtstagstorte und die entsprechende feucht-fröhliche Party ist, ist für eine Band ein neues Album und eine dazugehörige Tour. Dabei kann die Südtiroler Band Bad Jokers ein ganz besonderes Jubiläum begehen und 2018 auf ganze 25 Jahre Bandgeschichte zurückblicken.
Eine solche Historie ist oftmals nicht nur von Sonnenseiten gesegnet. So musste die Band den ein oder anderen Schicksalsschlag hinnehmen, wie zum Beispiel den Weggang des Bassisten Jason sowie die schwere Krankheit von Bandkollegen Walter. Beinahe daran zerbrochen, rappelten sich die Jungs wieder auf und verarbeiteten diese Erfahrung in ihrem Song “Da schlägt noch Herz in deinem Leben”. Damals schon mit Frei.Wild-Frontmann Philipp Burger befreundet, begleitete dieser sie weiter auf der musikalischen Reise und beteiligte sich auch als Komponist und Songwriter an sechs der 13 Titel ihres sechsten Albums “Wir sind der Weg”, welches ab 09. November in den Regalen steht.
Heimatliebe als Appetitanreger
In der Vergangenheit schon ab und an für ihre Texte an Heimat und Land in der Kritik stehend, beginnt die neue Platte mit einem ins Patriotische gehenden Track. Rhythmisch mit voller Kraft voraus und melodisch abgerundet, bringt “Wir tragen die Fahnen unserer Väter” den Hörer die Liebe zu Ihren regionalen Wurzeln näher. Zeilen wie “Wir tragen die Fahnen unserer Väter und halten am Feuer die Wacht. Wir waren so, wir sind so, so werden wir immer bleiben. Jeden Tag und jede Nacht.” gehen tief ins Ohr und möchten da nicht wieder raus. Neben dem ersten Track greift Song Nummer neun “Hier fing alles an” die Thematik erneut auf und beschreibt die Diskussion, ob man als gegenwärtige Generation Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit tragen muss und daraus ergebend keine Heimatliebe artikulieren dürfe.
Mal etwas anderes
Inhaltlich erfrischend kommt die Nummer 7 des neuen Werkes daher. Für die jungen Hörer des Deutschrocks wahrscheinlich eher eine Ballade zum Drüberweghören, hat mich “In der Mitte der Zeit” persönlich sehr berührt. Beim ersten Mal Hören erinnert es an die Story von “Ich war noch niemals in New York” von Udo Jürgens. Alle, die die wilden Jahre der Anfang Zwanziger bereits durchlebt haben und sich genau in der Mitte des Lebens befinden, können sich wohl gut mit den gesungenen Gefühlen identifizieren. Sanft sowohl mit Akustik- als auch E-Gitarre begleitet, erzählt der Song von der Monotonie des Alltages mit Verantwortung für Job und Familie aber ohne einen Funken Abenteuer. Im Gegensatz zu Jürgens Klassiker hält dieser Song jedoch das Ende offen. Der Protagonist verlässt sein zu Hause. Ob er wiederkommt, ist fraglich.
Ein fetter Abschluss
Mit der Hymne “Für die Ewigkeit” verabschieden sich die Südtiroler Jungs bei ihren Hörern. Besinnlich in den Strophen – energisch zum Mitgrölen einladend im Refrain. Sie machen Lust, Zeilen wie “All die Jahre Leidenschaft, all die Jahre Mut und Kraft, all die Jahre trotzig… Kampfbereit!” auch live Mitsingen zu wollen. Ein gelungener Abschluss des neuen Albums.
Tracklist:
- Wir tragen die Fahnen unserer Väter
- Bald kommt der Tag
- Du wirst fallen
- Mein stolzes Lebenswerk
- Unser Weg
- Mehr als mein Leben
- In der Mitte der Zeit
- Wie ein eiserner Schild
- Hier fing alles an
- Verzeih mir die Frage
- Ein letzter Gruß
- Nun ist es vorüber
- Für die Ewigkeit
Fazit:
Alles in allem eine abwechslungsreiche Platte mit rotzigen Nummern, gefühlvollen Balladen und melodischen Hymnen, der man den typischen Rookies & Kings-Sound eindeutig anhört. Man hat das Gefühl die Songs zu kennen, auch wenn man sie sich zum ersten Mal zu Gemüte führt. Ich persönlich finde es etwas schade, weil mir der individuellere Klang der Vorgängeralben gut gefällt. Natürlich besitzt das Stück immer noch ein Alleinstellungsmerkmal – die unverwechselbar markante Stimme von Sänger Georg Kirchler. Ab und zu sprüht jedoch der typische Bad Jokers Sound hervor. In Liedern wie “Bald kommt der Tag” oder “Wie ein eiserner Schild” kommt der locker swingende Rock´n´Roll-Rhythmus zum Vorschein, der ruhig öfter in diesem Werk hätte vertreten sein können. Thematisch werden alle gewöhnlichen Themen abgedeckt. Die Songs handeln von Heimat, Liebe, Freundschaft, Tod, Verrat und der eigenen Band. Einen neuen thematischen Geistesblitz findet man allerdings in “Verzeih mir die Frage”. Der Song stellt die philosophische Frage, ob ein Gott tatsächlich existieren kann, bei dem gesamten Leid, welches auf Erden existiert.
Ab damit auf die Bühnen der Clubs
Ein neues Album schreit auch danach dieses live unter die lechzende Fangemeinde zu bringen. Als besonderes Schmankerl geht das Quartett ab Anfang November nicht allein auf Tour, sondern mit ihren Rookies & Kings-Kollegen von Stunde Null, Grenzenlos, Artefuckt und Martino Senzao rocken sie die Clubs der Republik. Solltet ihr noch keine Karten haben, könnt ihr euch bei den üblichen Ticketshops die Karten sichern.
01.11.2018 Club Puschkin, Dresden
02.11.2018 Hellraiser, Leipzig
08.11.2018 Nachtleben, Frankfurt
09.11.2018 Club Seilerstraße, Zwickau
10.11.2018 KW 70, Bad Salzungen
16.11.2018 Riders Cafe, Lübeck
17.11.2018 Blackland, Berlin
22.11.2018 Der Cult, Nürnberg
23.11.2018 Rockpalast, Bochum
01.12.2018 Max, Brixen