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Restrisiko goes England (Teil 1)

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Ein Wochenende in zwei Akten

Konzerte im eigenen Land zu spielen ist immer etwas Besonderes. Wenn einem das alleine nicht mehr reicht oder sich aber länderübergreifende Freundschaften entwickelt haben, sucht man nach neuen Herausforderungen. Warum sich also nicht mit einer anderen Band aus einem anderen Land zusammentun und Konzerte spielen?  Restrisiko wagten sich an diese Herausforderung und setzen sich in ein Flugzeug nach England, um dort gemeinsam mit Royal Oi! zwei Konzerte zu spielen.

Vollgas Richtung Rock durfte exklusiv die Band begleiten und schauen, mit welchen Schwierigkeiten eine solche Reise verbunden ist, was die Jungs von Restrisiko erlebt haben und wie die Kommunikation funktioniert hat.

Akt 1: Die Anreise und Glasgow bei Nacht

Als am Donnerstagmorgen um 7 Uhr der Wecker klingelte, war klar, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt: drei Tage England mit Restrisiko. Mit negativem Coronatest, Reisepass, Flugticket und Koffer ging es zum Bahnhof, um nach Frankfurt am Main zu fahren. Am Bahnhof wartete bereits Marv mit seiner Gitarre und im Zug hatte Monster schon einen Platz reserviert. Die Stimmung war hervorragend und zum Start der Reise wurde direkt mit dem ein oder anderen alkoholischen Getränk angestoßen.

Ohne Zwischenfälle kamen wir dann in Frankfurt an, wo Rocco uns in Empfang nahm. Jetzt hieß es: Beeilung. Der nächste Halt war der Zollschalter, um die Gitarren von Marv und Rocco zu verzollen. Das hört sich definitiv leichter an, als es war, denn der winzig kleine Zollschalter musste erst einmal gefunden werden. Letztlich konnte uns ein freundlicher Herr an einer Information weiterhelfen. Am Zoll angekommen, machte man sich zum ersten Mal Gedanken, was wohl passiert, wenn man den Flug verpasst, denn es ging nur sehr langsam voran. Zurück zur Information, wir können die Gitarren als normales Gepäck aufgeben – Hurra. Im Dauerlauf ging es nun also zur Gepäckaufbewahrung und anschließend zum Check-In. Als Belohnung für die erste gemeisterte Hürde gab es kurz vor dem Boarding erst noch ein Bier. Was sollte nun noch schief gehen?

Two and a half Band

Nach etwa drei Stunden landeten wir in Glasgow. Bei der Passkontrolle waren alle bester Laune, der Akzent der Beamten in Glasgow war etwas gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem konnten wir uns gut verständigen und die Beamten wünschten Marv, Monster und mir einen schönen Aufenthalt. Monster machte sich auf den Weg zur Gepäckausgabe und Rocco rief Marv und mir ein „Wartet mal“ zu. Da war es auch schon geschehen: wir durften uns mit Rocco in den Wartebereich der Passkontrolle setzen. Unter den strengen Augen der Beamten durften wir weder Monster, noch Maurice oder Fabi informieren, dass wir am Flughafen festsaßen. So richtig konnte auch keiner das Problem verstehen, warum wir nicht einreisen durften. Zwischenzeitlich machte ich mir Gedanken um den Auftritt am Abend. Was ist, wenn wir wirklich nicht einreisen dürfen? Restrisiko ohne Gitarristen? Marv fand dafür die Richtigen Worte: „Dann spielen heute Abend halt Two and a half Band!“

Nach endlosen 50 Minuten, zwei Bechern Wasser, die uns freundlicherweise angeboten wurden und der Überprüfung unserer Personalien, sowie unserer gebuchten Unterkunft, konnten wir dann doch endlich einreisen. Vor dem Flughafen wartete schon ein völlig genervter Monster mit zwei Gitarren und unseren Koffern.

Taxi, Beer and planlos geht der Plan los

Rein ins Taxi, schnell zum Hostel, wo Maurice und Fabi schon sorgenvoll und ungeduldig warteten und dann im Schnellschritt zur Location. Irgendwie hatten sich alle den Trip nach England etwas entspannter vorgestellt, aber die Stimmung war gut und die Motivation für den Auftritt stieg von Minute zu Minute. Auch dass Dave, Bassist von Royal Oi! vor dem Hostel wartete und uns herzlich begrüßte, steigerte nochmal die Stimmung.

Im Black Ivory standen alle Zeiger auf „In der Ruhe liegt die Kraft“. Irgendwie war nichts aufgebaut und die Engländer haben eine unfassbar ruhige und entspannte Mentalität. Gut, dachte man sich, dann trinken wir erst ein Bier. Leider hatte man vergessen zu sagen, dass es in England nicht üblich ist, Bands Speisen und Getränke zur Verfügung zu stellen und man sich um alles selbst kümmern muss. Während die einen also versuchten, Bier zu organisieren, machten Marv, Monster und ich uns auf den Weg, etwas zu essen zu besorgen. Wir kehrten in einer Dönerbude ein und stellten dann fest, dass es sich um den ‘first chinese Kebab in Glasgow’ handelte. Wer also irgendwann einmal in Glasgow ist, sollte sich diese kulinarische Köstlichkeit auf keinen Fall entgehen lassen, sowie den Tag danach definitiv keine Pläne haben.

Doors open

19 Uhr – Doors open. Immer noch war nichts wirklich aufgebaut. Ebenso waren von drei Bands nur zwei anwesend. Wir sparten es uns, weiterhin auf die Uhr zu schauen, denn es war bisher kein Publikum im Black Ivory. Uns drängte sich die Frage auf, ob es überhaupt noch zu einem Auftritt kommt. Erst gegen 20 Uhr trafen die ersten Zuschauer ein. Etwa eine halbe Stunde später konnte es dann endlich los gehen. Die Location war bis dahin dann doch erstaunlich gut gefüllt. Auch die dritte Band hatte mittlerweile den Weg ins Ivory gefunden.

Royal Oi! heizten das Publikum bereits gut an und gaben die musikalische Richtung des Abends vor: Punk, Oi, Rock, laut, wild und rotzig. Danach gaben sich Half Charge die Ehre, bevor Restrisiko dem Abend den gebührenden Abschluss verleihen konnten. Zunächst war die Stimmung bei den Engländern sehr verhalten. Wer allerdings Restrisiko schon einmal live erleben durfte, weiß, dass sich die Jungs von einer solchen Atmosphäre nicht beeindrucken lassen und trotzdem 110% geben. Beim Cover Song „Because you’re young“, im Original von Cock Sparrer, löste sich die Stimmung in der Menge von einem Augenblick auf den anderen und es wurde gesungen und gepogt. Ab da hatten Restrisiko das englische Publikum von sich überzeugt. Auch wenn die Engländer bei den eigenen Songs von Restrisiko alles andere als textsicher waren, wurde gegrölt und ausgelassen gefeiert. Fabi holte sogar einen Besucher auf die Bühne, der ihn beim Singen begleiten durfte. Beherzt griff der Fan dann auch Rocco m wahrsten Sinne des Wortes beim Gitarre spielen unter die Arme. Dieser Auftritt übertraf nicht nur alle Erwartungen, sondern entschädigte auch für alle Sorgen und Strapazen des Tages.

„Mein Fuß tut weh, verdammte Axt!“

Noch voller Adrenalin, verschwitzt aber unfassbar glücklich wurden nach dem Auftritt Pläne für den weiteren Abend gemacht. Dave lud uns zu einer Tour durch die Pubs ein. Glasgow bei Nacht ist definitiv ein Erlebnis. Das in Deutschland so gewohnte Wegbier ist in England übrigens verboten. Getrunken wird ausschließlich in den Lokalitäten. In den unterschiedlichen Pubs trifft man Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Den Fußballfan, den Punk, den Angestellten im Anzug, Partypeople und Menschen, die soeben noch auf der Bühne ein Konzert gespielt haben. Höflichkeit wird dabei in England immer großgeschrieben. Und spätestens, wenn ein Engländer mit einem Bier in der Hand neben dir ruft „Mein Fuß tut weh, verdammte Axt!“ und er es für einen Trinkspruch hält, sind alle Hemmungen im Bezug auf Sprachbarrieren vergessen.

Auch der schönste Abend neigt sich irgendwann dem Ende zu und nach und nach fanden alle den Weg in ihre Betten. Immerhin sollte es am nächsten Tag nach Newcastle weiter gehen.

Restrisiko goes England (Galerie)

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Julia, für immer 30,5 Jahre alt, aus Kassel. 2018 aus Liebe zur Musik und der Lust zum Schreiben zu VRR gekommen, um ihre überschüssige Energie und Kreativität und schlagfertige Ausdrucksweise auf Papier zu bringen. Nachdem sie einmal versehentlich zur Kamera griff, legt sie diese kaum noch aus der Hand. Sie und ihre Nikon trotzen Wind & Wetter, um das perfekte Bild einzufangen.

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