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Was machen unsere Lieblingsmusiker beruflich – Kärbholz

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Nach Leon von 33RPM, Aaron von Stunde Null und Chris von ENGST, Jogi von Rockwasser, Sascha von Eizbrand, Toby von JEANLUC und Buried erzählen uns nun Stefan und Henning von Kärbholz, welchen Einfluss das Musikerleben auf ihren Brötchenjob hatten und ob die in der Vergangenheit getroffenen Entscheidungen die richtigen waren. Lest zudem, wo sich Stefan in fünf Jahren sieht.

VRR: Erzählt uns bitte, wie ihr heißt, woher ihr kommt, wie alt ihr seid und wie lange ihr mit eurer Band bereits unterwegs seid.

Stefan: Hallo, ich bin Stefan, komme aus dem beschaulichen Ruppichteroth, zähle 41 Lenze und spiele von Anfang an bei Kärbholz. Das sind mittlerweile gute 19 Jahre. In meinem Partyschuppen waren auch die bescheidenen Anfänge, als Torben zu Silvester mit einer Akustikgitarre Karnevalsklassiker zum Besten gegeben hat.

Henning: Guten Tag, Henning hier, 37 Jahre alt. Ich komme aus dem eher weniger beschaulichen Ruhrgebiet, lebe aber mittlerweile seit ca. 16 Jahren, mit einem kurzen Gastspiel in Bonn, auch hier in Ruppichteroth und bin nun auch schon seit gut 15 Jahren Mitglied dieser Band.

VRR: Welchen Beruf übt ihr derzeit aus? Welchen Ausbildungsberuf habt ihr erlernt und warum?

Stefan: Gelernt habe ich Industriemechaniker. Ich habe diesen Beruf auch bis 2019 in einer ortsansässigen Firma ausgeübt. Der Grund für die Wahl dieses Berufes verschwimmt etwas im Nebel der Zeit, aber ich glaube, es hatte was mit meinem Interesse an Metall und der Nähe des Arbeitsplatzes zu tun. Im Jahr 2019 habe ich mich dann selbstständig gemacht und kümmere mich nun hauptsächlich um das Merchandise Lager und unseren Online-Shop. Zusätzlich arbeite ich noch aushilfsweise auf dem Bau.

 

Henning: Meine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann hat mich damals in die Nähe von Ruppichteroth verschlagen und das war das große Glück, denn so habe ich die Jungs kennengelernt und konnte mich der Bande anschließen. Nach der Ausbildung habe ich eine Zeitlang in einem Musikladen gearbeitet, dann habe ich ein wenig in Bonn studiert, hab dort für eine Firma gearbeitet, die Semesterprogramme für amerikanische Studenten organisiert hat. Anschließend habe ich mich im Sicherheitsbereich fortgebildet, eine Zeitlang im Sicherheitsdienst gearbeitet und zusätzlich eine Ausbildung als Studio- und Synchronsprecher gemacht. Das übe ich auch weiterhin nebenbei aus. Aktuell stehe ich zwischen zwei Dozententätigkeiten und selbstständiger Arbeit im Bereich der Hausverwaltung und Koordination.

VRR: Wenn ihr jetzt einer anderen Arbeit nachgeht, wann und warum habt ihr euch dazu entschlossen einen anderen Weg zu gehen?

Stefan: Die Entscheidung, einen anderen Weg zu gehen, war eigentlich eine logische Konsequenz daraus, dass ein Vollzeitjob neben der Band zeitlich nicht mehr realisierbar war und ich keine Lust mehr auf die Monotonie der Industriearbeit hatte.

Henning: Bei mir war es ähnlich. Die Band nahm immer mehr Zeit in Anspruch. Da ich immer Musik machen wollte, habe ich den Rest drum herum gestrickt. Meine Entscheidung an der Stelle wurde also durch den Fokus auf die Musik beeinflusst.

VRR: In welchem Umfang geht ihr eurem Hauptjob nach (Teilzeit, Vollzeit)?

Stefan (lacht): Definiere Hauptjob. Zeitlich nimmt die Band einen Großteil der Arbeitszeit in Anspruch, mit allem, was dazu gehört.

Henning: Genau, da hat dieser wundervolle Wechsel stattgefunden. Das Hobby Musik und die Leidenschaft haben immer mehr den Platz des Hauptjobs eingenommen. Jetzt arbeiten wir noch nebenbei, um gewisse Sicherheiten zu haben.

VRR: Welche Herausforderungen seht ihr in Bezug auf euren Brötchenjob und dem des Musikers?

Stefan: Die Herausforderungen liegen zum Glück in der Vergangenheit, vor allem der zeitliche Aspekt. Das war auch der Grund einen anderen Weg einzuschlagen, weil es irgendwann nicht mehr darstellbar war.

Henning: Da wir alle mit der Band so viel wie möglich erreichen wollen, haben wir unsere Entscheidungen dementsprechend getroffen. Von daher ist es so, wie es aktuell ist, genau richtig.

VRR: Wie vereint ihr euren Beruf, euer Privatleben und das des Musikers? Das können unterschiedliche Rollen sein.

Stefan: Zum Glück geht das ja bei mir ziemlich Hand in Hand, was das Musikerdasein und das Berufliche angeht. Das Privatleben kommt dabei glücklicherweise nicht zu kurz, vor allem wenn man sich auch dafür die Zeit nimmt.

Henning: Die Herausforderung zeitlich ist bei mir nicht mehr so sehr die Vereinbarkeit von Beruf und Musik, sondern eher die Familiäre mit Kindern. Aber das Schöne am Musikersein und der Selbstständigkeit ist ja auch die gut planbare und flexible Zeiteinteilung. Da bleibt für alles zum Glück genug Zeit.

VRR: Wie gelingt euch bei so vielen Verantwortlichkeiten ein ausreichender gesunder Ausgleich?

Stefan: Lustigerweise hatten wir in den vergangenen Tagen mit Freunden beim Bierchen an der Werkbank ein interessantes Gespräch über die Vorteile, immer wieder auch zurückkommen zu können in unser schönes kleines Dörfchen. Wir sind auf Tour, spielen geile Konzerte, haben wilde Partys mit superlieben Menschen, kommen nach Hause und werden direkt wieder geerdet.

Henning: Wir sind die vier Boys aus dem Dorf. Jeder kennt uns hier. Alle freuen sich mit uns, aber es gibt keine Sonderbehandlung. Wir sind halt auch Nachbarn und Kumpels. Das ist großartig, das hält dich auf dem Teppich und deinen Kopf gerade. Und wenn man hier aus dem Fenster schaut, sieht man eine wundervolle Natur für die besten Aktivitäten, um sich fit zu halten. Wandern, Radfahren, Campen, das sind die Sachen, die wir für unsere Aftershow-Party geschundenen Körper dann tun.

VRR: Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

Stefan: In dieser Klinik, Betty-Ford-Klinik. (lacht) Ehrlich gesagt verhafte ich mich da ganz dem rheinischen Motto: „Et kütt, wie et kütt!“. Heißt: es kommt, wie es kommen soll und ich passe mich der Situation an und freue mich, das Beste daraus zu machen.

Henning: Da geht es mir ähnlich. (lacht) Der Weg hierhin war eine Abfolge richtiger Entscheidungen, das will ich definitiv beibehalten. Ich wünsche mir und uns, dass wir auch in fünf Jahren immer noch Musik machen können und weiterhin zusammen so viel Spaß auf und neben der Bühne haben, wie in den vergangenen 15 Jahren.

VRR: Wünsche-Frage: wenn ihr beruflich einen Wunsch freihättet, wo würdet ihr euch morgen arbeiten sehen und als was?

Stefan: Es mag sich vielleicht etwas nach Plattitüde anhören, aber da wo wir gerade sind, sind wir wunschlos glücklich.

Henning: Genau, wir machen Musik und arbeiten noch ein bisschen was nebenbei. Das würden wir nicht anders machen. Besser könnten wir es uns nicht wünschen.

VRR: Vielen Dank Stefan und Henning, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview genommen habt.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

"Ich glaube, dass unser Uhrwerk sich dreht.
Ich glaube, dass die Zeit nie stillsteht.
Ich glaube, alles passiert, wie es muss.
Ich weiß, dass alles gut wird zum Schluss."
(Eizbrand)

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