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Interview – Subway To Sally

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Vor wenigen Tagen flatterte uns ein Album in die Redaktion, welches mich ohne Zweifel sofort fesselte und mir eine neue Perspektive in viele Richtungen der Musik eröffnete. HIMMELFAHRT, konzipiert in einer Einzigartigkeit ohne gleichen. Bereits unsere Review sprach Bände und so kam es, dass wir Subway to Sally um ein Interview baten.

Zeitreise

VRR: Ihr blickt auf eine bewegte Bandgeschichte zurück, deren Anfänge bereits im Jahr 1980 liegen. Niemals aufgeben scheint ein gutes Motto von euch zu sein. Die Zeiten ändern sich stetig, habt ihr selbst Veränderungen an euch bemerken können? Erzählt uns doch einmal, wie es euch in dieser langen Zeit so ergangen ist.

Subway To Sally: Am besten, wir kopieren den kompletten Text unserer 2012 erschienenen Biografie „Unsterblich“, ergänzen die darauf folgenden zehn Jahre und setzen das Ganze hier an diese Stelle. Aber im Ernst: Natürlich sind wir nicht mehr dieselbe Band, deren erste offizielle Urbesetzung 1992 die Bühne enterte. Die Band wurde immer vom Spannungsfeld angetrieben, welches die sehr unterschiedlichen Musiker erzeugten, die in ihr spielen. Diese Musiker haben sich weiter entwickelt, haben ihre musikalischen Vorlieben verändert und sehr vielfältige persönliche Erfahrungen innerhalb und außerhalb der Band gemacht. All das spiegelte und spiegelt sich immer in unserer Musik und unseren Texten wieder. Man muss sich nur einmal klar machen, dass das World Wide Web 1992 noch gar nicht allgemein zugänglich war und unsere ersten Platten noch auf Magnettonbändern mit 24 Spuren aufgenommen wurden. Bands bekommen heute manchmal erst einen Plattenvertrag, wenn sie genügend Follower auf TikTok haben. Es ist spannend, wie sich die Musikbranche entwickelt hat und es macht uns stolz, dass wir immer noch Teil dieses Wahnsinns sind, der uns unsere Träume leben lässt.

VRR: Ihr hattet in der Vergangenheit in etwa den gleichen Schlagzeuger-Verschleiß wie ein Drummer seine Sticks bei einem Gig verheizt. Ihr scheint nach Perfektion zu streben, was sich unweigerlich in eurem Erfolg wiederspiegelt. Seid ihr in eurer heutigen Besetzung endlich angekommen?

Subway To Sally: Drei Schlagzeuger in 30 Jahren würden wir als sehr stabile Besetzung betrachten. Beide Wechsel hatten sehr unterschiedliche Gründe. Mit unserem ersten Trommler konnten wir nicht das nächste Level erreichen. Bei Musikern, die sich schon im Sandkasten kennenlernten und dann seit der Schule zusammen Musik machen, kann das schon einmal vorkommen. Simon Michael kam dann 2006 für David, der andere berufliche Pläne verfolgen wollte und ist nun seit 17 Jahren bei uns. So lange existieren viele Bands gar nicht. Mit ihm kam nicht nur ein außergewöhnlich guter Drummer zu uns, er produziert inzwischen auch unsere Alben und schreibt wichtige Songs. Ach ja, und er macht eine Menge Sticks kaputt.

Nerdkram und Schweineterz

VRR: Ich bin wirklich begeistert von eurer instrumentalen Vielfältigkeit. Man könnte meinen, ihr hättet ein ganzes Orchester hinter euch. Großartige Arbeit, das kann man kaum in Worte fassen. Woher kommt dieser unvergleichliche Sound?

Subway To Sally: Als Faustregel kann man sagen: Wir spielen alles, was man zupfen, streichen und blasen kann. Fast alles. Viel wichtiger für unseren Sound ist allerdings die Herangehensweise unseres Gitarristen Ingo. Er ist unser Mastermind. Das bedeutet: Jeder Song muss einmal durch sein Hirn wandern, wird dekonstruiert und neu zusammen gesetzt. Ingo hat Musik studiert und sich mit kontrapunktischen Kompositionen auseinandergesetzt. Jede Stimme, die bei uns gespielt wird, steht in einer ausgetüftelten Beziehung zu allen anderen Stimmen. Das ist ziemlicher Nerdkram, macht aber einen gewaltigen Unterschied zur Schweineterz.

VRR: Nun möchte ich für einen Moment auf euer neues Album blicken. In meiner Review schrieb ich, dass allein eure Tracklist klingt wie ein Gedicht, und schon fast einem Gebet gleich kommt. Wie seht ihr das, war das von euch genauso gewollt? Ebenso ergeben die Songs in Reihenfolge gehört für mich eine Geschichte in feinem Zusammenhang. Ein wundervolles Konzept. Danke dafür.

Subway To Sally: Die Titel in eine gute Reihenfolge zu bringen ist tatsächlich eine Kunst. In der Vergangenheit sind wir dabei auch schon mal heftig aneinandergeraten. Bei HIMMELFAHRT war es irgendwie magisch. Alles fügte sich zusammen wie ein Konzeptalbum, obwohl die einzelnen Teile sehr unterschiedlich entstanden waren und auch über einen langen Zeitraum gesammelt wurden. Wenn man darüber nachdenkt, ergibt es aber trotzdem Sinn, denn Zeiten wie die, in denen wir aktuell leben, erschaffen einen besonderen Fokus. Da sind wir wieder bei den Erfahrungen, die sich in der Kunst spiegeln. Dass die Titelreihenfolge dann an sich wie ein Gedicht klingt, ist also vielleicht kein Zufall, sondern Ausdruck einer Synchronie.

VRR: Erzählt ihr in euren Liedern eigentlich aus eigenen Erfahrungen heraus, oder beschreibt ihr das Leben aus einer Art Vogelperspektive mit einer gewissen Objektivität?

Subway To Sally: Eric musste schon in der Ich-Perspektive Texte von uns interpretieren und dabei in die Rolle von Vergewaltigern und Mördern schlüpfen. Wie ein Schauspieler, der Rollen spielt, um diese zu verkörpern, muss er dabei nicht unbedingt auch die Rolle sein. Natürlich verbindet man seine eigenen Emotionen und Erfahrungen mit allem, was man macht. Grundsätzlich ist es aber wohl meist die Vogelperspektive oder noch eher der allwissende Erzähler, der in der Literatur mehr weiß als jeweils die einzelne Figur, auf die wir blicken.

Auf die nächsten 30 Jahre

VRR: Ihr seid fast schon tiefgründiger als der Mariannengraben. Wie habt ihr den Weg nach oben empfunden, und wie lange glaubt ihr, können eure Fans diese Welle noch mit euch reiten?

Subway To Sally: Um mal beim Bild des Weges zu bleiben: In der Regel schaut man nach vorn und kalkuliert den nächsten Schritt. Nur ab uns zu schaut man zurück und ist dann erstaunt, wie weit, wild und steinig der Weg war, den man gegangen ist. Wir haben das vor zehn Jahren gemacht, als unsere oben erwähnte Biografie geschrieben wurde und wir haben es für uns auch letztes Jahr gemacht als die 30 auf der Uhr stand. Letztlich sind wir noch aus zwei Gründen hier: 1. Wir können uns noch selber überraschen und haben Spaß an dem, was wir tun. 2. Es gibt Fans, die uns dabei unterstützen, indem sie unsere Musik hören und zu unseren Konzerten kommen. Solange 1. und 2. noch zutreffen, werden wir weiter machen.

VRR: Zum Abschluss möchte ich euch hier das Wort übergeben, um eure Fans noch einmal für eure kommende HIMMELFAHRT – Tour zu begeistern. Haut raus und lasst uns wissen, warum unsere Leser und der Rest der Welt diese Tour auf gar keinen Fall verpassen sollten.

Subway To Sally: Fakt ist, dass wir mit sieben Musikern auf einer Bühne, die zur gleichen Zeit Noten spielen, die zusammen Sinn ergeben, eine ganze Menge Lärm erzeugen werden, der sich in euren Ohren verdammt gut anfühlen wird. Einige dieser wundervollen Klänge werden euch sehr vertraut vorkommen, andere sind neu. Wir wollen euch mit allen Klängen begeistern. Wenn ihr uns also (siehe 1.) zusehen wollt und uns (siehe 2.) unterstützen möchtet, dürft ihr die HIMMELFAHRT nicht verpassen.

Na wenn das keine eindeutige Ansage ist, und Aussage genug um sich jetzt noch ein Ticket zur Tour zu sichern, dann weiß ich es auch nicht! Ich entlasse die Band nun aus meinen Gefilden und danke ihnen von Herzen für das nette Gespräch.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Ich bin Tati aus dem grünen Herzen Deutschlands. In einer Musikerfamilie aufgewachsen, war es mir schon immer wichtig, die richtigen Töne zu finden. Ob in Wort oder Schrift, ob im Gesang oder in der Poesie. Jedes Genre und ein jeder Stil war mir willkommen. Und genau das hat mich in meiner Jugend geprägt und bis heute begleitet.

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