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Böhse Onkelz – Waldbühne Berlin – Nachbericht

Die Onkelz bringen die Berliner Waldbühne zum Beben

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Wenn der Papst ruft, folgen Tausende Christen seinem Appell und pilgern in die italienische Hauptstadt. Wenn die Onkelz rufen, pilgern Tausende Rockfans nach Berlin. Denn auch nach oder gerade wegen fast vierzig Jahren Bandgeschichte ist ein Konzert auf der legendären Waldbühne ein ganz besonderes Live-Erlebnis. Denn diese Band ist und bleibt mehr als eine Band – sie ist Religion, unsere Religion. Bereits im Jahre 2000 enterten Kevin, Gonzo, Stephan und Pe diese einzigartige Location im Herzen dieser Stadt. Und dieser Auftritt ging bereits in die Musikgeschichte ein. Nun, fast 19 Jahre später, sollte eine Neuauflage des Spektakels stattfinden und jeder der 22.000 anwesenden Fans konnte sich glücklich schätzen, eine der begehrten Karten ergattert zu haben. Bereits der Vorverkauf ließ die Nerven bis zum Zerreißen anspannen, kapitulierten doch, wie zu erwarten war, die Server des Online Ticketverkäufers Eventim ab der ersten Sekunde. Umso größer war die Freude, wenn man die Karten nicht nur im Einkaufswagen  sondern auch durch den Bezahl-Algorithmus geprügelt hatte und sie sein Eigen nennen konnte.

Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin!

Mit dieser Vorfreude im Herzen und einem kühlen Bier an den Lippen ging es am vergangenen Donnerstagnachmittag für Tausende Fans Richtung Hauptstadt. Über die unterschiedlichen Autobahnen und Zuglinien dem Ziel, dem Berliner Ortsteil Westend, entgegen. Bereits etliche Rockliebhaber waren schon Stunden vor Einlass an den Eingangsschleusen und feierten den Abend vor, bevor sich die Tore am späten Nachmittag endlich öffneten. Die Sonne schien heiß ins Gesicht als man die vielen Treppen Richtung Innenraum hinabstieg. Glück hatten nicht nur die, die sofort bei Einlassbeginn vor Ort waren. Auch diejenigen, die etwas später kamen, fanden noch einen Platz im Infield.

Vorband mit Hauptact-Potenzial

Den Support an diesem Abend übernahmen Toxpack. Die Berliner Band brachte vor wenigen Wochen ihr neues Album KÄMPFER auf den Markt und hatten die Ehre ihre Songs unter die wartende Meute zu bringen. Natürlich war der Bekanntheitsgrad dieser Lieder unter den eingefleischten Onkelz-Fans etwas geschmälert, aber die Berliner Band brachte eine solide Leistung auf die Bühne und die ersten Pogorunden luden zum Eskalieren ein. Mein persönlicher Favorit war dabei  „Jeder kann ein König sein“ das erste Mal live zu erleben. Einer meiner Lieblingstracks auf der neuen Platte ist live eine ganz große Nummer, die hoffentlich auch auf der Setlist der kommenden Kämpfer-Tour zu finden sein wird. Zwischen Ende September bis kurz vor Weihnachten ziehen Toxpack auf 12 Gigs durch das Land und sind live auch weitere Besuche wert.

Tracklist:
1.           Intro
2.           An der Zeit
3.           Willkommen im Klub
4.           Setz die Segel
5.           Bastarde von morgen
6.           Arschloch
7.           Kämpfer
8.           Was uns verbindet
9.           Jeder kann ein König sein
10.         Auf alte Tage
11.         Uhrwerk
12.         E.B.S.C.

Es ist für einen legendären Abend angerichtet

Wie die Ruhe vor dem Sturm lag eine Anspannung in der warmen Luft, als um 20 Uhr die Scheinwerfer angingen und die Leinwände die ersten  Bilder eines allsehenden Auges zum Intro vom 96er Live in Dortmund-Konzert freigaben. Wie ein Pulverfass explodierte die Stimmung daraufhin bei den ersten Klängen der schnellen Variante von „Ich bin in dir“ und die noch vorher wartenden Besucher verwandelten sich in eine feiernde Menge. Zwischen Grölen, Jubeln und dutzenden Bierduschen gab man sich den kommenden 2,5 Stunden vollkommen hin. Eine Hymne jagte die nächste und ganz besonders freute ich mich über Klassiker wie „Lack und Leder“, „Keine ist wie du“ oder „Entfache dieses Feuer“, die man selten in der Onkelz Historie live erleben durfte. Ein Siedepunkt jagte den nächsten als bei  „Hier sind die Onkelz“, „Das ist mein Leben“ oder „So sind wir“ etliche Bengalos die Waldbühne erleuchteten. Den besonderen Sound dieser Location und die dazugehörige Gänsehaut konnte man beim schönsten Chor der Welt bei „Auf gute Freunde“ genießen. Neben den vier eingefleischten Musikern stand auch noch eine ganz besondere Person auf der Bühne. Vincent Röhr – Sohn von Gonzo – gab mit den Onkelz sein Debüt und unterstützte seinen stolzen Vater am Keyboard.

Tracklist

1.           Intro (Live in Dortmund ´96)
2.           Ich bin in dir (Version 2001)
3.           Gehasst, verdammt, vergöttert
4.           Lack und Leder
5.           Hier sind die Onkelz
6.           Keine ist wie du
7.           Buch der Erinnerung
8.           Das ist mein Leben
9.           Fahrt zur Hölle
10.         Leere Worte
11.         Keine Amnestie für MTV
12.         Dunkler Ort
13.         Heilige Lieder
13.         Entfache dieses Feuer
15.         Finde die Wahrheit
16.         Nenn mich wie du willst
17.         Nur die Besten sterben jung
18.         Kirche
19.         So sind wir
20.         Terpentin
21.         Wieder mal `nen Tag verschenkt
22.         Könige für einen Tag
23.         Stunde des Siegers
24.         Danke für Nichts
25.         Nichts ist für die Ewigkeit
26.         Wir ham noch lange nicht genug
27.         Auf gute Freunde
28.         Mexiko
29.         Erinnerung

Fazit

Die Onkelz sind und bleiben nun mal die Onkelz. Ihre Lieder wurden in den vergangenen vier Jahrzehnten zu Hymnen und ihre Fans kennen jede einzelne Silbe und jeden Ton. Dieser Abend verdiente sich mit der einzigartigen Kulisse und dem unvergleichlichen Klang erneut das Prädikat „Rockgeschichte“. Erschöpft, nass und schmutzig verließen die Fans zufrieden das Konzertareal, müde und wesentlich langsamer als vor dem Konzert, ging es die zahlreichen Stufen hinauf zu den Ausgängen. Ein rundum fantastisches Set spielten die vier Frankfurter an diesem Abend. Einziger winziger Wehmutstropfen für mich war die Tatsache, dass kein Song ihrer jüngsten Schöpfung MEMENTO vertreten war. Die Ursache kann man nur erahnen, vielleicht hat sich der Aufwand für die wenigen Shows, die sie dieses Jahr spielen, für ihre künstlerisch anspruchsvollsten Lieder nicht gelohnt? Aber ich möchte nun keinen immer wiederkehrenden Disput entfachen, ob nun die alten oder die neueren Lieder der Onkelz, die Besseren seien. Die Songauswahl und die Konzertlänge verlangte von allen Anwesenden alles ab und die Knochen merkten auch noch die nächsten Tage, welch grandioses Event man miterleben durfte.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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