Anzeige

Wagners Albtraum – SCHLECHTE KOMPONISTEN – VÖ 09.10.2021

-

Wie würde Rudi Carell noch gleich sagen: „Eben noch in der Bandvorstellung, jetzt bei uns im Review.“ Das Debüt der vier Bayreuther Musiker erschien schon am 9. Oktober 2021 und trägt den Titel SCHLECHTE KOMPONISTEN. Wer aufgrund der Bandvorstellung noch zögerlich mit der Bestellung der CD war, dem machen wir die Entscheidung etwas leichter und zerreißen das Teil einmal. Im Zuge dessen verzichte ich auf Wortspielereien in Bezug auf den Bandnamen und dem Albumtitel. Das wäre diesmal zu plakativ. 

Trackliste 

  1. Intro Herzblut 
  2. Schlechte Komponisten 
  3. Was wir sind 
  4. Märchenwelt 
  5. Nie mehr allein 
  6. Pogoparty 
  7. Fette Petty 
  8. Schlagabtausch 
  9. Wagners Albtraum 
  10. Auf unser Wohl 

Musikalisches Auf und Ab in der ersten Halbzeit 

Nach dem wirklich schönen Instrumental Intro schlägt der Titeltrack auf. Die Messlatte für die kommenden Songs wird hier ziemlich hoch angelegt. Breit und voluminös rotzen Wagners Albtraum verbal und musikalisch alles heraus, was der Hals-Nasenbereich an Ablagerungen zu bieten hat. Ein weit aufgestellter Text über die Band, Politik, Extremismus, Krieg, Hunger und den Spritpreis. Musikalisch ballern alle Bandmitglieder aus vollen Rohren. 

„Was wir sind“ dümpelt dahingehend leider hinterher. Bei „Märchenwelt“ ändert sich das wieder etwas. Vor allem spielen der Text und das Thema wieder ganz vorne mit. Er handelt von falschen Freunden, die einem lieber nicht noch einmal über den Weg laufen sollten. Die Lügen verbreiten, die sie dann auch noch selber glauben. Im Text heißt es „Deine Freundschaft all die Jahre, schieb dir alles hinten rein“. Sänger Tobias hat diesen Titel ganz klar jemandem Bestimmten gewidmet. Mit „Nie mehr allein“ haben wir die erste und einzige Ballade auf dem Silberling. Kann man, muss man aber nicht haben.  

Nachladen und auf zur nächsten Runde 

„Pogoparty“ macht da weiter, wo „Schlechte Komponisten“ aufhörte. „Pogoparty und Promille, mein letzter Wille“. Ausschweife zum Text wären sinnfrei, der Name ist Programm. Zu empfehlen ist aber, bei der Geschwindigkeit des Songs, das Bier auf die Seite zu stellen. Mit „Fette Petty“ geht die Party weiter. Lustig, sarkastisches Songwriting, welches bei mir ein ständiges Schmunzeln im Gesicht hervorruft. Bei mehrmaligem Hören des Songs bietet sich ein geschmacklich, süß pikanter Abgang in meinem Gehör. Der Titel scheint mehr wie nur Party zu sein. Als ob Westernhagens „Dicke“ mit KrawallBrüders „Venganza“ einen One Night Stand haben. 

Vielleicht doch gesellschaftskritisch, statt nur Spaß? Bei „Schlagabtausch“ haben die Franken einen straighten Gassenhauer abgeliefert. Aggressiv in Text und Komposition bekomme ich Lust, die Faust zu ballen und zuzuschlagen. In diesem Song wird sich mit Sicherheit jeder wiederfinden. Es folgt „Wagners Albtraum“. Das Lied zur Band? Da habe ich mir mehr erhofft. Die Jungs stellen sich mit den Textzeilen „Wagners Albtraum, wir trinken euer Bier. Wagners Albtraum, die gestörten Vier“, in kein dichterisches und musikalisches Rampenlicht. So banal geht es dann in den wenigen Textzeilen auch weiter. Der Song fällt raus aus der Playlist. „Auf unser Wohl“ beendet das Album und da zeigen die Vier wieder, was sie können. Auch wenn es wieder um Party und Spaß, aber auch um Familie, Freunde und die Band geht, macht der Rausschmeißer den Vorgänger wieder wett. Eine kleine Perle in der ganzen Spaßliederlitanei, die ständig auf uns einprasselt. 

Fazit 

Trotz aller Kritik finde ich mich in diesem Album wieder. Die Proberaumproduktion taugt mir besser, wie überproduzierte Alben, die ohne einen Fehler durchlaufen. Der Trommler dürfte gerne ein bisschen mehr aus sich herauskommen. Wagners Albtraum hat das Rüstzeug, mehr zu leisten, wie sie in 25% der Songs abgeliefert haben. Wer rauen Gesang, unkonventionellen Sound und ehrliche Rockmusik feiert, darf hier gerne zuschlagen. Kein Albtraum und keine schlechten Komponisten. 

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.

Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.

Könnte dich auch interessieren

Ähnliche Beiträge