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Todsünde – Das Debütalbum GEISTESGIFT – VÖ: 07.05.2021

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Die letzte Runde ist eingeläutet, vor Beendigung des Veröffentlichungsmarathons, mit drei Bands zum gleichen Zeitpunkt, aus dem Hause Rookies & Kings. Todsünde lassen, neben Mantikor und Willkuer, ihr Erstlingswerk, GEISTESGIFT, das Licht der Welt erblicken.

Für deutsche Texte im Metalbereich braucht es Eier

Als reine Metalband, die fast alle Lieder in deutscher Sprache singt, die man als Hörer auch verstehen soll, braucht es Mut, Kreativität und Ehrgeiz. Schließlich sollen der Gesang und die Texte mit dem musikalischen Pool einhergehen. Nicht viele deutsche Bands aus dem Heavy Metal Bereich bekommen das auf den Punkt hin. Ein Beispiel sind Callejon, die das sehr gut geregelt bekommen. Oftmals sind es dann aber Shouter, die die Texte ins Mikro brüllen. Nebenbei erwähnt, auch das muss gekonnt sein. In diesem Fall steht für mich hier die Band Narziss mit an oberster Spitze.

Herzlich willkommen im Land der vermeintlich verbotenen Früchte

Mit diesen Worten präsentieren sich Erik Kremer – Gesang, Micha Dipolitzki- Gitarre,
Sascha Bordelius – Gitarre, Andy Kuznik – Bass und Martin Stein – Schlagzeug, auf der Startseite ihrer Website. Dann pflücken wir uns mal ein paar Früchte.

Wir starten mit dem Opener und der 2. Singleauskopplung „Wir spielen Gott“. Wer das Video gesehen hat, weiß worum es geht. Klar und ehrlich machen Todsünde ihren Standpunkt zu Massentierhaltung, Tierquälerei und Experimenten an hilflosen Tieren deutlich. Ein klares Statement zu einem Thema, welches in letzter Zeit irgendwie so gar nicht mehr aktuell erscheint, jedoch immer noch ist. Musikalisch wird gleich mal festgelegt, wo wir uns befinden. Grooviger Metal, der die Beine stampfen lässt. Gitarrensolis und Doublebass am Schlagzeug.

Mit „Sell Yourself“ (dt. „verkauf dich“) geht es in die zweite Runde vom insgesamt neun Songs starken Album. Schade, da haben wir den ersten Song, der zu 90 Prozent auf Englisch eingesungen ist. Schon ändert sich, aufgrund des Sprachwechsels, der Stil. Liegt es wirklich an der Sprache, frage ich mich, so fühle ich mich doch musikalisch stark an Hardcore erinnert (ich liebe Hardcore). Der Songtitel trägt aber auch so Einiges dazu bei. Dieser könnte auch von Barcode oder Madball sein. Textlich kann ich nichts dazu schreiben, dafür ist mein Englisch einfach “not de jello frohm de eck”. Was ich bruchstückweise verstanden habe, es geht um Superstars, die mit ihren Musclecars rumfahren, es geht nur ums Geld, es geht nur um mich und dann die Songzeile auf Deutsch “Bis zum Tod”. Das wiederum funktioniert sehr gut im Song. Ein Refrain zum Mitbrüllen. Wird live bestimmt funktionieren.

Der dritte Song im Bunde ist „Mensch ärgere dich nicht“. Dies war die erste Singleauskopplung der Jungs. Der Text soll uns die Augen öffnen und zum Nachdenken anregen. Durch Medien und Politik treiben wir scheinbar in unser Verderben. Ganz sanft und langsam baut sich der Song 30 Sekunden lang auf, bis dann alles an Instrumentenmaterial abgeschossen wird. Wütend brüllt Erik seinen Text zum Teil so aggressiv ins Mikrofon, dass man Schwierigkeiten hat, den Text zu verstehen. Man weiß aber, was gemeint ist. Durch die, zwischenzeitlich, düster-melancholisch eingespielten Gitarren, bekommt dieser Song ein Black Metal Feeling.

„Auge um Auge“, „Zahn um Zahn, es bringt mich um den Verstand” meldet die Halbzeit des Albums an. Und gibt den Ring frei zum “Kampf, wenn um Mitternacht mein Dämon erwacht”. Ganz klar reiht sich der Song an den Vorgänger. Textlich kann man hier viel rein interpretieren. Meiner Ansicht nach wird hier gut mit Metaphern gespielt. Gefragt, warum Gott uns geliebte Menschen nimmt, niemals zurückschaut und uns allein zurücklässt, bis wir selbst an der Reihe sind und uns dann wiedersehen. Stimmlich von Wut und Hass erfüllt, endet der Song in einer kleinen musikalischen Melancholie.

Lasst uns spielen mit „Wahrheit oder Pflicht“. Für mich der beste Song in Sachen Songwriting. Auch, wenn der Titel nach der ersten Strophe etwas katastrophal rüberkommt. Erik fängt an schnell zu sprechen und weniger zu singen, das macht es etwas wirr. Jedoch fängt sich der Song wieder und geht weiter gut ab.

Mit „Lauf“ ist der Liedtitel Programm. “Ich will hier raus, lauf, aus diesem Irrenhaus”. Da kann sich jeder denken, worum es geht. Weg hier, ganz schnell aus dieser komischen Zeit. Passt super ins Hier und Jetzt und dröhnt, zwar etwas brav, aber dann doch nach vorne.

„Who is Next 1“. Da sind wir wieder bei „Sell Yourself“. Und das gefällt mir wieder viel besser, wie die rein in Deutsch gesungenen Texte. Da ist er wieder, der Hardcore. Diesmal eher im Metalcorebereich präsent. Wunderbar und straight nach vorne gespielt.

Es folgt Teil Zwei von „Who is Next“. Richtig, ebenso in Englisch. Ein eher ruhiger Song, der dennoch bestimmend rüberkommt. Hier fällt der Background Gesang auf. Dieser hat eine tolle Fülle und bringt massiv Stimmung in den Refrain. Auch ist hier der Gesang wunderbar abwechslungsreich. Von flüsternd zurückhaltend, über singend bis hin zum leichten Shouten. Toll.

Den Abschluss des Debüts übernimmt „Doubt Their Reasons“. Auch hier kann ich nichts über den Text sagen. Bis auf die deutschen Textzeilen, “Kein Krieg”. Wenn das das Thema ist, dann bin ich bei euch. Ein guter Abschlusssong im Midtempo, der die ganze Bandbreite der Band zeigt.

Fazit:

Ganz klar ist dieses Album nicht jedermanns Sache. Grund dafür sind für mich, unter anderem, die Zweigleisigkeit der Sprachen und die nicht ganz klar definierte Stilrichtung. Das kann natürlich auch gewollt sein. Aber jeder fängt mal an und macht seine Erfahrungen. Kritisieren kann man leicht. Selbst machen dagegen ist dann wohl etwas schwieriger. Da ich davon ausgegangen bin, ich reviewe ein komplett deutschsprachiges Album, schon aufgrund der Videoveröffentlichungen, war ich kurzzeitig etwas durcheinander. Jedoch nach mehrmaligem Hören, gewann das Album an Sympathie. Gesang und Texte kommen manches Mal etwas schwach rüber, da nützt es auch nichts, wenn die Titel geshoutet werden. Jedoch präsentiert sich Sänger Erik mit voller Leidenschaft am Mikrofon. Ebenso musikalisch haben die Jungs einiges zu bieten und lassen sich ihre Spielfreude auf dem guten Stück anmerken. Wer also unvoreingenommen an die Sache rangeht, musikalisch etwas für den Bereich Metal und Hardcore übrig hat, wird seinen Spaß an Todsünde mit ihrem GEISTESGIFT haben. Gar nicht mal schlecht, für ein Debütalbum.

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Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.

Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.

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