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Was macht eigentlich: Paul Zillmer von ENORM!

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In den letzten Jahren kam es vermehrt zu Besetzungswechseln. Ob bei Herzlos, Wilde Jungs, 9mm, BRDigung, Unherz, Schlussakkord und ebenfalls erst jüngst zwischen Frei.Wild und Goitzsche Front, die die Gitarristen tauschten (Rivalen und Rebellen Tour 2018).
Eine weitere Band, die ihren Gitarristen auf eigenes Verlangen gehen lassen musste, war im März die Berliner Deutschrockband ENORM. Paul Zillmer, ehemaliger Gitarrist der Band und stellvertretender Geschäftsführer des Restaurants und darüber hinaus besonders geschätzten Anlaufpunktes für jeden Frei.Wild sowie Unantastbar-Fan, dem Südtiroler Stübl in Berlin.
Die letzte Headliner-Tour Ende 2017 mit den Thekenproleten entpuppte sich im Nachhinein als die letzte Tour mit ihrem Gitarristen. Doch etwas bei der Sache ist anders, als bei den meisten Musikern innerhalb unserer Szene, die aus verschiedensten Gründen ihre Bands verlassen. Von den meisten Musikern der im Vorfeld aufgeführten Bands hört man wenig bis gar nichts mehr.
Nicht so Paul aus Berlin. Während er der wilden Zeit als Rockgitarrist auf den Bühnen der Republik abgeschworen hat, genießt er die Zeit mit seiner Familie und kündigt urplötzlich ein Soloprojekt an! Paul geht mit seiner ersten Soloplatte “Ich bin am Leben” andere Wege, als die Bisherigen… und so klingt das Teil:

“Das ist der Sinn” ist das erste Lied seiner Eigenkreation, das mit einem prägnanten Beat, einem absolut passenden Text und einer Country-angehauchten Gitarre auf ganzer Linie überzeugt. Abgesehen davon, dass Paul mit seiner aktuellen Musik nicht den Kern unseres üblichen zu bedienenden Genres trifft und es auch gar nicht will, müssen auch wir die Unterlippe vorschieben und behaupten, dass es sich hierbei um eine absolut coole Nummer handelt! In “Das ist der Sinn” singt Paul Zeilen von dem, was ihn am meisten am Herzen liegt: “(…) und das ist der Sinn, den ich im Leben seh… Familie, Liebe, Vater sein ist das wofür ich geradesteh!”

Noch überraschter ließen uns die darauffolgenden Tracks auf den Display sehen. Paul lässt alle Musikrichtungen, die sein Herz berühren, in einem gekonnt ausgewogenen Mix miteinander verschmelzen. So begleitet ihn in “Der schönste Platz für dich” ein Akkordeon. Der ehemalige ENORM-Gitarrist schlägt ganz neue Töne an und besingt das Ableben eines geliebten Menschen. Selbst als konsequenter Metalfan kann man von musikalischen Vorlieben halten was man möchte, aber “Ich bin am Leben” ist Hundert Prozent erwachsen und vermittelt trotz stellenweise wehmütiger Stimmung ein tolles Gefühl beim Zuhörer.

Als wir uns sicher glaubten, in welche Richtung Paul mit seiner Kreation zu gehen scheint, hörten wir in “Resetknopf” die ersten deutlich härteren Anschläge, diesmal auf der E-Gitarre, eben so, wie es einmal das typische Bild des Berliners war. Tja, so ganz verlässt einen der Sinn zum Rock’n Roll niemals. “Ein Leben lang mit Vollgas, was mach’ ich jetzt nur? Ich tret’ noch ‘mal auf’s Gas und bleibe auf der linken Spur!” ist eine Zeile, die uns teilweise zum Schmunzeln brachte. Versteht uns nicht falsch, doch es hat schon etwas Amüsantes an sich zwischen all den tendenziell eher ruhigeren Nummern, diesen einen rockigen Gassenhauer zu finden.

In der darauffolgenden Nummer treffen das Akkordeon und die E-Gitarre aufeinander. Paul zeigt uns zwischen den Strophen, dass diese beiden Instrumente wunderbar miteinander harmonieren können. Anschließend übernimmt das Klavier einen kurzen Part und Paul singt von der Entschlossenheit sich aus einer trübsinnigen Situation zu befreien und sich endlich auf den Weg in ein besseres Leben zu machen. In “Wie im Märchen” lebt sich Paul gehörig aus. Ein weites Spektrum aus verschiedensten Instrumenten, langsamen sowie schnelleren Gesangseinlagen und gedankenvollen Zeilen bilden nicht nur diesen einen Song, sondern ziehen sich wie ein gut geschmiertes Konzept durch ein gesamtes Machwerk.

Fazit:

Paul verrät uns, dass er den März für die Veröffentlichung seiner neuen CD anpeilt und den bisher acht Tracks noch zwei weitere hinzufügen wird. Er verrät uns auch, dass keiner der Songs ausschließlich seiner Fantasie entglitten sind, sondern viel mehr ihre Inspiration aus tatsächlichen Ereignissen zogen. Stellenweise schlummern seit 2012 existente Ideen in dem bisher unveröffentlichen Album. Wer sich fragt, was Paul erlebt und wie es ihm geht, den halten wir gerne dazu an, “Ich bin am Leben” mit auf den Denkzettel zu notieren. Streng genommen könnte man von Deutschrock in einem deutlich exotischerem Gewandt sprechen, denn die textlichen Themen haben gewisse Überschneidungspunkte, während das Instrumental jedoch eine Spur anspruchsvoller zu sein scheint.

“Ich bin am Leben” von Paul Zillmer (ehem. Gitarre ENORM) – Veröffentlichung voraussichtlich im März kommenden Jahres!

Zuletzt ein paar Worte vom Macher der kommenden Scheibe:

Inhaltlich geht es um mein eigenes Leben. Alles, was ich besinge, habe ich erlebt oder fühle ich so. Es wurde nichts frei erfunden. Ja, sogar der Abschlusssong “Und so dreh ich meine Runden” basiert auf einem feucht fröhlichen Kneipenabend, der exakt so passiert ist. Musikalisch habe ich mich überhaupt nicht festgelegt. “Die Dinge kommen so, wie sie kommen”, habe ich mir gesagt und ich habe so einige Instrumente ausprobiert auf der Platte, was mir riesigen Spaß gemacht hat. Vor allem weil auch mal ganz andere Sachen dabei entstanden sind. Ich möchte an dieser Stelle auch meinen Freunden und meiner Familie danken, die mir immer mit Rat zur Seite standen und mich ermutigt und unterstützt haben. Auch bedanke ich mich bei allen, die mein kleines Projekt so ein bisschen verfolgen und zu dem ein oder anderen Happen, den ich veröffentlicht habe, ihr Feedback abgegeben haben. Und natürlich danke ich euch, dass ihr euch die Zeit für mich genommen habt! Ich freue mich auf alles Weitere was kommt! 🙂

… und wir tun es auch. Danke und liebe Grüße nach Berlin!

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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