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Interview Betontod

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Betontod lebt immer noch, ihr seid noch da und das ist auch gut so. Hallo erst einmal und liebe Grüße ins Ruhrgebiet. Dem Ort, welchem man den Ursprung des besten Punkrocks nachsagt. Eure Wurzeln liegen schon weit in den 90ern, aber die vielen Jahrzehnte scheinen eurer Schaffenskraft kaum an Energie geraubt zu haben. Mit ZEIG DICH!, dem neuen Album, habt ihr das eindrucksvoll zu verstehen gegeben.

VRR: Bevor ich auf euer neues Album zu sprechen komme, habe ich ein paar Fragen an euch, seid ihr bereit?

Betontod: Hi, der Maik hier. I`m ready. 

VRR: Zuallererst, wie geht es euch? Die letzten Jahre haben es mit der Musikbranche nicht besonders gut gemeint. Wie ist es euch denn ergangen?

Betontod: Die Corona-Phase war natürlich für alle Menschen hart, die Kunst und Kultur Branche hat es aber extrem getroffen. Wir haben dennoch den Kopf nicht hängen lassen und waren sehr produktiv in Form von zwei Album-Veröffentlichungen. Einmal die B-Seiten und ein richtiges Album mit PACE PER SEMPRE. Stillstand kam für uns nicht in Frage. 

VRR: Ihr habt in diesem Jahr eine Festival-Tour geplant. Alle haben Bock, versteht sich fast von selbst. Aber machen sich die Folgen der vergangenen drei Jahre und die derzeitige Situation in der Welt auch in euren Vorverkaufszahlen bemerkbar?

Betontod: So etwas merken wir ja eher bei eigenen Touren, denn da sind wir schon direkter betroffen als bei einem Festival, für das wir gebucht werden. Da machen wir kein Geheimnis daraus. Zur letzten Platte gab es nur eine kleine Tour und auch da hat man gemerkt, dass die Leute Ende 2022 noch recht verhalten waren. Ich muss dazu aber sagen, dass wir nichts absagen mussten. Ich glaube, dass wir da noch zu den Bands gehörten, die trotz allem recht gute VVK-Zahlen hatten, aber eben nicht so wie in den Jahren vor der Pandemie. 

VRR: Die Tour ist bereits in vollem Gange und ihr habt einiges im Terminplan stehen. Erzählt unseren Lesern doch gerne, auf welcher Bühne man euch finden wird?

Betontod: Unser neues Album ZEIG DICH! steht in den Startlöchern und wir freuen uns riesig auf die erste richtige Tour seit 2019! Wir spielen erst die großen Städte wie z. B. Köln, Hamburg, München, Berlin, Dresden oder Stuttgart. Wir haben aber auch mit Osnabrück oder Wiesbaden Städte dabei, wo wir zumindest während einer Tour noch nie waren. Die Vorfreude ist echt riesig. Wir mussten lange genug warten! 

VRR: Gibt es vielleicht sogar eine Bühne der Welt, mit welcher ihr besondere Erinnerungen verbindet? So etwas wie das erste Mal?

Betontod: Das hört sich vielleicht komisch an, da jetzt jeder denken würde, dass wir mit etwas Großem um die Ecke kommen aber: wir haben für das Toten Hosen Konzert in Minden im ZUFF in unserer Heimatstadt Rheinberg geprobt. Ein ganz kleiner Laden, in den nur 150 Leute reinpassen. Betontod hat aber vor über 30 Jahren dort ihr erstes Konzert gegeben und da hat die ganze Reise begonnen. Von daher ist die kleine Bühne im ZUFF immer noch etwas Besonderes für uns. Das erste Mal auf der Hauptbühne auf dem WACKEN war aber auch nicht verkehrt.

VRR: Nach insgesamt 11 Studioalben und einem Greatest Hits, sowie zwei Live-Alben, blickt ihr auf eine bewegte Geschichte in eurem Sein zurück. Immer Punkrock, immer rotzig frech und vor allem immer gerade heraus. Dennoch sticht aus eurer Discographie ein Album heraus, welches bei mir persönlich eine Frage aufwirft. Man kann ja fast aus jedem Schlager einen fetzigen Punkrock Song machen, aber …

Betontod: … aber man muss sich auch trauen!

VRR: Soweit ich weiß, wolltet ihr nie covern und dann kommt ausgerechnet von euch das Album VAMOS im Jahre 2018. Schlagercover im großen Stil. Was um alles in der Welt hat euch dazu gebracht? Was waren eure Beweggründe? Sollte es vielleicht ein Versuch am Publikum sein oder ein Hauch von Satire. Oder seid ihr gar auf eure alten Musiker-Tage etwas sanfter im Gemüt geworden?

Betontod: Wir fanden die Idee damals einfach super und wollten auch den Fans etwas bieten – in Form einer Special Edition bzw. Doppel CD. Das sind alles Klassiker, zu denen wir im Tourbus schon ordentlich die Sau heraus gelassen haben inklusive dem ein oder anderen Getränk. Da hatten wir keine Angst oder Sorge, dass es bei den Fans nicht ankommt. Es mag nicht für alle toll gewesen sein, aber wenn ich mir die Spotify-Plays so anschaue, gibt es wohl einige Leute, die diese Songs in der Betontod-Version abfeiern.

VRR: Zeiten ändern sich und Zeiten ändern dich. Das wissen wir doch alle im tiefsten Inneren. Was denkt ihr, hat die Zeit gegen euch gearbeitet oder geht ihr mit der Zeit?

Betontod: Körperlich arbeitet die Zeit wohl gegen uns aber mit dem Problem stehen wir nicht alleine da. Im Ernst, wir haben in den letzten Jahren in Bezug auf diese Band so viel an uns verändert, stehen täglich im Austausch und versuchen natürlich mit der Zeit zu gehen. Wenn man das eigene Ding nach vorne treiben möchte, dann hat man auch keine andere Wahl. Das alles ist ziemlich spannend aber auch mental anstrengend. Am Ende des Tages weiß man aber, wofür man es macht.

Foto: Boris Breuer

VRR: Schauen wir auf das, was kommt und da habt ihr ZEIG DICH! im Repertoire. Ihr scheint nach all den Jahren noch immer nicht müde zu sein. Ihr seid in euren Herzen jung geblieben. Im Jahr 2021 habt ihr schon ein Studioalbum fertig gestellt. PACE PER SEMPRE, im Regenbogencover mit feinster Message. Was ist an dem neuen Album anders? Wie hat sich die Arbeit am Album selbst gestaltet? Wie habt ihr die Zeit im Studio erlebt?

Betontod: Das neue Album ist ja schon seit 2020 fertig. Hört sich komisch an, aber damals hatten wir mit „Das Kapital“ schon den ersten Song veröffentlicht und dann kam leider Corona. Wir fanden das Album aber so gut und wollten es nicht planlos veröffentlichen und ohne die Aussicht auf eine Tour usw. Von daher haben wir das Baby damals ins Regal gestellt, um es jetzt zum passenden Zeitpunkt wieder herauszuholen. In der Zwischenzeit haben wir mit PACE PER SEMPRE ein weiteres Album veröffentlicht bzw. geschrieben. In dieser Zeit sprudelte die Kreativität förmlich in uns. Die Studiozeit hat sich aber ehrlich gesagt bei beiden Alben nicht groß unterschieden, außer dass wir den Produzenten gewechselt haben. Der liebe Fabian Zimmermann hatte aber auch schon zu Vincent Sorg Zeiten mit an den Songs gearbeitet. Daher war es keine große Umstellung für uns.

VRR: Das kommende Album ist wunderbar zeitkritisch, laut aber vor allem punkig rotzig. Ihr singt über das Weltgeschehen, Liebe, Kraft und den Mut zum Aufschrei! Was hat euch am meisten inspiriert. Woher nehmt ihr noch all diese Energie?

Betontod: Wir leben in verrückten Zeiten, täglich kommen neue Dinge hinzu, welche es nicht immer leichter machen, auf diesem Planeten eine gute Zeit zu haben. Du hast demnach zwei Möglichkeiten: entweder du frisst es in dich hinein oder stellst dich dem Ganzen! Als Künstler kann man natürlich all diese Dinge nutzen, um seine Ängste, Sorgen und Wut zu verarbeiten. Aber wir können auch in Form von Songs und Texten Hoffnung verbreiten. Das Ganze kann unheimlich viel Energie freisetzen. Das ist quasi eine Selbsttherapie für uns, aber auch zeitgleich für unsere Fans und Hörer. Wir bekommen wirklich regelmäßig Nachrichten von Fans, denen unsere Texte so viel bedeuten und durch schwierige Phasen ihres Lebens geholfen haben. Das gibt uns Energie ohne Ende und dafür sind wir sehr dankbar!

VRR: Wie wird es weitergehen? Erzählt doch gerne ein wenig und plaudert mit uns aus dem Nähkästchen.

Betontod: Erst einmal freuen wir uns auf das neue Album und hoffen, dass es bei den Fans und Hörern gut ankommen wird. Danach geht es auf Festival-Reise und im August gibt es unser Heimspiel in Rheinberg, was auch eine besondere Angelegenheit für uns. Im Herbst folgt die Tour zur Platte und wie schon erwähnt, die erste richtige Tour seit 2019. Das alles bedarf viel Vorbereitung und 2024 wird es dann wohl wahrscheinlich mit einem zweiten Teil der Tour weitergehen, sofern die Leute uns sehen wollen. Bedeutet, dass wir in diesem und kommenden Jahr ziemlich viel unterwegs und zeitgleich produktiv sein werden. Alles weitere ergibt sich von selbst. Go with the Flow.

Wir von Vollgas Richtung Rock sagen Danke für dieses offene und witzige Gespräch und freuen uns auf ganz viel Neues von den Altrockern des guten Punkrocks Betontod.

Hier noch ein Leckerbissen, die neueste Single-Auskopplung „Neonlicht“:

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Ich bin Tati aus dem grünen Herzen Deutschlands. In einer Musikerfamilie aufgewachsen, war es mir schon immer wichtig, die richtigen Töne zu finden. Ob in Wort oder Schrift, ob im Gesang oder in der Poesie. Jedes Genre und ein jeder Stil war mir willkommen. Und genau das hat mich in meiner Jugend geprägt und bis heute begleitet.

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