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Local Bastards – KRONE DER SCHÖPFUNG – VÖ 14.06.19

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Im Hause der Local Bastards geht es 2019 richtig rund. Nach der Schließung ihres alten Labels MetalSpiesser, vergangenes Jahr, unterzeichneten sie  zu Beginn 2019 bei dem Label Rookies & Kings. Mit frischem Schwung unter den musikalischen Flügeln ließen die Neuigkeiten über ein neues Album 2019 und der Teilnahme an der Rookies & Kings-Tour nicht lang auf sich warten. Gerade ein Jahr ist es her, dass das letzte Album TOD ODER FREIHEIT herausgebracht und mit eigener Tour zelebriert wurde. Das neue Werk enthält bei einer Spielzeit von knapp 50 Minuten 14 Songs, darunter zwei Neuaufnahmen aus dem Album OHNE JEDEN ZWEIFEL und mit „Paranoid“ ein Instrumentalstück. Einen ersten Vorgeschmack erhielten wir bereits mit den Auskopplungen von „Rattenfänger“ und „Priester“. Ob sich der zügige Nachschlag mit Album Nummer vier lohnt oder ob sich die Jungs etwas mehr Zeit hätten nehmen sollen? Auch wir haben gespannt die Lautstärkeregler nach oben gedreht.

Tracklist:

1. Ihr werdet uns nicht los
2. Rattenfänger
3. Von der Wiege bis zur Bahre
4. Alles oder nichts
5. Ein Teil von mir
6. Segen und Fluch
7. Droge der Idioten
8. Krone der Schöpfung
9. Priester
10. Die Lüge deines Lebens
11. Spiegelbild
12. Paranoid
13. Ohne jeden Zweifel (2019)
14. Heile Welt (2019)

Mit Vollgas melden sich die Bastarde zurück

Mit dem Song „Ihr werdet uns nicht los“ melden sich die Bastarde auf dem neuen Album zurück. Mit drückender Geschwindigkeit, einem pikanten Rock´n´Roll-Sound und knackigen Gitarrenriffs penetriert das erste Stück der Platte die Trommelfelle des Hörers. Mit diesem Beginn zeigen sie, wohin die Reise mit dem neuen Album gehen soll. Die Bastarde sind mit voller Energie zurück und wir glauben Ihnen, wenn sie Zeilen wie „Hier sind wir wieder und wir geben Vollgas. Das ist Rock’n’roll, hier sind die Bastards.“ zum Besten geben.

Sie nehmen kein Blatt vor den Mund

Immer gerade heraus, ohne Umschweife, direkt und brutal ins Gesicht. Diese Art und Weise lieben wir an den Bastarden, wenn sie die „verbale Faust“ rausholen. Dass dieser Weg nicht zu Ende ist und auch weiter ihre musikalische Grundlage bildet, beschwören sie in „Von der Wiege bis zur Bahre“. Bei dieser Hymne zu dieser Lebenseinstellung wird mit Chorgesängen  „An alle, die es nicht verstanden haben – Fuck you, fuck, fuck you!“ eine gründliche Ansage an alle Heuchler und Ja-Sager erteilt. Dabei passen die elektronischen Verzerrungen im Refrain gut zu den temperamentvollen Gitarrenklängen.

Die Menschheit am Pranger

Namensgebende Song der Platte hinterfragt die Menschheit im Gesamten und kritisiert diese zugleich. Ist eine Menschheit, die vorgibt die „Krone der Schöpfung zu sein“ wirklich so intelligent, wie sie denkt oder an Dummheit kaum zu übertreffen? Wir zerstören den Planeten und sind eher ein Laster der Erde, als ein Segen. Während ein Teil der Bevölkerung im Lebensmittelüberfluss lebt, verhungern und verdursten täglich Menschen auf einem anderen Teil des Globus. Inhaltlich wortgewandt verstärken die Bastarde die Dramatik des Zwiespalts zwischen Intelligenz und Idiotie mit den anklagenden Klängen von Streichinstrumenten. Für meinen Geschmack hätte das Stück gerade bei diesem Thema noch etwas härter bei dem vorwurfsvollen Refrain sein dürfen.

Rockballade vs. Kuschelrock

Mittlerweile gehört es ja fast zum guten Ton, eine Ballade auf einem Rockalbum aufzunehmen. Doch als „Spiegelbild“ das erste Mal lief, ließ mich ein Reflex nachschauen, ob meine Playlist aus Versehen verrutscht war und ob das tatsächlich noch die Local Bastards sind. Und das liegt nicht daran, dass ich keine Rockballaden mag – im Gegenteil. Dass sie auch langsamere Nummern können, haben sie für mich bereits mit „Keine Sorge“ vom Album OHNE JEDEN ZWEIFEL unter Beweis gestellt. Diese Nummer schrie den Schmerz und die Verzweiflung förmlich heraus. Aber bei „Spiegelbild“ verlieren sie sich in einem Kuschelrock, der gerade beim Refrain weich und ausdruckslos wie Kaugummi ist. Oma hätte Spaß beim Schunkeln. Inhaltlich verarbeitet der Song den Zustand, wenn die dunkle Seite der Seele aus Selbstmitleid, Selbstbetrug, Wut und Mutlosigkeit die Oberhand gewinnt. Textlich gut verarbeitet, hat der Song enormes Potential, das leider vergeben wurde.

Fazit

Mit KRONE DER SCHÖPFUNG werden die Bastarde massentauglich. Der Sound hat sich zu den drei Voralben verändert. Er wurde melodischer und auch harmonischer. Jeder Ton auf der Platte sitzt. Leider büßte er damit auch einen Großteil des typischen Bastarde-Rock ein. Waren die Vocals bei den Vorgängeralben kratzig, rau, fast schon monoton gefaucht, hört man nun eine ganze neue Bandbreite an melodiösen Inszenierungen. Hinzu kommen der vermehrte Einsatz von Chorgesängen, den man in der Fülle bisher nicht kannte sowie der Einsatz von instrumentellen Experimenten wie Orgel, Streichinstrumenten und elektronischen Spielereien. Es ist wahrlich kein schlechtes Album, welches die Vier da produziert haben – wenn es nicht die Bastarde wären. Ich denke, die Fangemeinde wird sich durch diese Veröffentlichung stark vergrößern. Der alteingesessene Local Bastards-Anhänger wird jedoch von der Platte enttäuscht sein. Sie haben experimentiert, aber dadurch einen Teil ihres Wiedererkennungswertes fast verloren.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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