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Doppelbock – SO SCHÖN – VÖ 28.05.2021

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„Auf die Knie!“ befehlen Doppelbock in ihrer kommenden Single. Doch geben uns die Kneipen-Rock’n’Roller mit ihrem neuen Album SO SCHÖN überhaupt einen Grund für weiche Knie oder eine huldigende Geste? Am 28.05. erscheint der Silberling unter dem Label Metalville, bei dem auch feste Szene-Größen wie Kärbholz, Herzlos oder Neurotox beheimatet sind. Mit einem Akkordeon statt einer zweiten Gitarre sollen die Kinnladen ihrer Hörer kollektiv auf Bodenhaftung gehen. Ob SO SCHÖN mit schlanken 11 Songs zündet? Wir klären auf!

Klotzen nicht kleckern

„Auf die Knie“ lernen wir am Freitag als vorab veröffentlichte Single kennen, doch Doppelbock-Fans ist der Song sogar schon etwas länger ein Begriff. Der Dauerbrenner bei Konzerten und Festivals hat auf SO SCHÖN einen neuen Anstrich bekommen und fungiert als Opener der Platte.

Mit „Fürst der Welt“ wird es herrlich theatralisch. Düster und zugleich erhaben lassen uns Doppelbock die Sehnsucht unter die Haut kriechen und zeigen uns wie teuflisch und leidbringend Begierde sein kann. Die Kirsche auf das Sahnehäubchen setzt nur das zugehörige Musikvideo auf.

Der titelgebende Song ist das Paradebeispiel für die Gesamtstimmung des Albums. „So schön“ tänzelt kurzweilig und melodieverliebt in die Lauscher und zwingt uns mindestens einen wippenden Fuß auf. Achtung: Die Wahrscheinlichkeit auf Hummelflug im Hintern ist überdurchschnittlich hoch.

„Gott hat versagt“ ist die temporeichste Nummer des Albums. Mit dem Fokus auf die Gitarre rückt das Akkordeon hörbar in den Hintergrund und schafft trotz gleicher Instrumentalisierung ein grimmigeres Klangerlebnis. Spürbar härter und wütender als die bisherigen Stücke bekommt dort das Thema Religion eine Klatsche verpasst, denn die Triebe der Menschheit hält auch kein Gott im Zaum.

Besonders bildstark vertonen Doppelbock das eigene Ableben – und den Verlust geliebter Menschen – im Song „Wald“. Dabei greifen sie auf altertümliche Redewendungen als Beschreibung für den Tod zurück. In Verbindung mit getragenen Akkordeonklängen versprüht das Stück eine ganz eigene Atmosphäre.

Wie Zuckerwatte auf dem Rummel

Doppelbock entlocken mir über die gesamte Spielzeit ein freudiges Grinsen, wie wenn Mutti auf dem Rummel eine Zuckerwatte spendiert. Trotz ernster Themen perlen die Folk-Nummern leichtfüßig und elegant den Gehörgang hinunter. SO SCHÖN schleicht sich ab der ersten Minute aus dem Fokus der Erwartungshaltung. Doppelbock haben an den richtigen Stellschrauben gedreht und klingen weniger rough als bei ihren bekannten Stücken. Die stilistische Kopflosigkeit der vergangenen musikalischen Experimente haben die Jungs vor der Studiotür stehen lassen. Statt Phrasen zu dreschen, schneidern sich Doppelbock ihre Lyrics auf den Leib und schütteln sich einige längst vergessene Wortbilder und altertümliche Vokabeln aus der Schreibfeder. Bei allen, deren Synapsen von ewig gleichen „Wir gegen alle“-Songtexten schon Spinnweben angesetzt haben, sorgen Doppelbock für den Frühjahrsputz. Für Sprach-Fetischisten, wie mich, eine seltene Gelegenheit im deutschsprachigen Rockbereich auf ihre Kosten zu kommen. So schön…

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

"Immer Vollgas und keine Angst vorm Scheitern. Immer Vollgas, immer nach vorne immer weiter..."

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