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Dürfen Grenzen|Los nur noch Coversongs machen? 

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Der Buschfunk funktioniert gut. So erhielt die VRR Redaktion, über einen Informanten, den Tipp, dass die Allgäuer Deutschrockband Grenzen|Los, ein Manager vorgesetzt bekommen hat, der gleich mal festgelegt hat, dass die Band nur noch Songs covern darf. Die Aufregung war groß bei uns und die Fragezeichen über unseren Köpfen nahmen kein Ende. Die Infoweitergabe und Fragen zu diesen Neuigkeiten überschlugen sich dermaßen, dass unser E-Mail-Server zusammenbrach und zeitenweise unser WhatsApp Account gesperrt wurde. Die Band selbst war nicht zu erreichen und auch das Label gab auf unsere Nachfragen keine Infos raus. Also ab ins Auto und mal schnell 2 Stunden Autofahrt in Kauf nehmen und die Band besuchen. Gesagt getan. 

Es musste schnell gehen  

Angekommen beim Proberaum, sind Martin, Marco, Vitz und Jo sichtlich überrascht uns zu sehen. Nach einer kurzen Aufklärung, warum wir bei ihnen aufschlagen, meint Martin: “Aber bitte schnell, wir haben wenig Zeit.” So nehmen wir Platz im Besprechungsraum. Alle Bandmitglieder wirken unglaublich nervös. Martin raucht eine Kippe nach der anderen. Er zündet sich mit dem letzten Zug der Zigarette, die Nächste an. Jo zappelt so mit den Beinen, dass die Farbe seiner Schuhsolen schon auf dem Boden abfärbt. Durchs ständige rumzupfen an seinem Bart, hat Marco nur noch Flusen am Kinn hängen. Und Vitz ist hacke voll und labert mich auf bayrisch voll, dass ich nicht ein Wort verstehe. Was ist denn hier los? 

Der große Auftritt 

Gerade als wir mit unseren Fragen zum Informanten-Tipp loslegen wollten, springt die Tür auf. Ein stattlicher Mann im Anzug betritt den Raum. Als er im Türrahmen steht, wirft der Mann einen so großen Schatten, dass man meinen könnte, die dunkle Seite der Macht steht vor einem. Die Band ist regungslos statt grenzenlos und alle schauen peinlich berührt auf den Boden. Auch uns bleibt ein Kloß im Hals stecken und wir werden bleich vor dem, was jetzt kommt. 

Foto: Christian Kaiser

Diwwan Keuruf 

Der Mann betritt den Raum und Martin stellt ihn uns mit ängstlicher Stimme vor. “Das ist Herr Diwwan Keuruf, er ist unser Manager.” Auch wir stellen uns vor und erklären warum wir da sind. Daraufhin sagt Herr Keuruf: “Das interessiert mich erstaunlich wenig.” Er nimmt mit seinen Händen die T-Rex Vorderläufe Stellung ein und winkt mit selbigen die Band, mit dem Kommentar aus dem Raum, “Nun raus mit euch meine Bienchen, ab in den Proberaum und proben. Fliegt meine Bienchen, fliegt.” Ein großes Unbehagen macht sich bei uns breit und schnürt uns die Luft ab. Auf die Frage, ob wir ein Glas Wasser haben dürfen, heißt es: “Wohl kaum, wenn sie etwas trinken möchten, hätten sie sich etwas mitbringen müssen oder sie kaufen sich etwas von dem, was ich hier habe.” Wir verzichten.  

Was nun folgt, haben wir noch nie erlebt 

Nun setzt sich Herr Diwwan Keuruf zu uns und klärt die Situation auf. “Grenzen|Los werden ab sofort, nur noch Welthits covern.” 

VRR: Dürfen wir Ihnen ein paar Fragen dazu stellen? 

Herr Keuruf: Wenns sein muss. 

VRR: Seit wann sind sie der Manager von Grenzenlos? 

Herr Keuruf: Seit circa 6 Monaten. 

VRR: Und aus welchem Grund? 

Herr Keuruf: Nach der Veröffentlichung der Extended Edition von KEINE EINIGKEIT UM RECHT UND FREIHEIT, ist dem Label aufgefallen, dass die Band dringend Hilfe braucht. Weil mit der Art von Musik und Texten, gewinnt man ja nicht mal einen Blumentopf. Also ist es jetzt mein Ziel, Grenzen|Los zur besten Coverband der Welt zu machen. 

Backstreet Boys 

Nach den ersten beantworteten Fragen, erhören wir aus dem Proberaum ein paar vorsichtige Klänge. Wir schauen uns an und unsere Gesichtszüge entgleiten. Mit weitaufgerissenen Augen schauen wir auf Herr Keuruf. Der meinte: “Ja sie hören richten, gerade probt die Band den Song “Quit Playing Games” von den Backstreet Boys. 

VRR: Ist das ihr Ernst, Herr Keuruf? 

Herr Keuruf: Aber so was von! Genau hier steckt die Zukunft der Band. Sie müssen sich lediglich um den Gesang und das Spielen der Instrumente kümmern. Der Rest ist ja fertig. Das wird großartig! 

VRR: Und wo soll das hinführen? 

Herr Keuruf: Wir werden mit den gecoverten Liedern überall auftreten können. Die Band wird aus jeder Musikrichtung Songs covern. So stehen uns alle Türen, zu allen Konzerten, Festivals und Diskotheken offen. Auch sind jetzt alle Zielgruppen abgedeckt. Von Kinderliedern bis Volksmusik. Es gibt kein “Das geht nicht, da können wir nicht auftreten, denn das ist ja ein Schlagerfestival”. Ja! Gut! (schreit Herr Keuruf) dann covern wir jetzt Roland Kaiser, Karel Gott und Helene Fischer. Die haben ohnehin alle bessere Texte, als Grenzen|Los. Und der Name passt ja perfekt. Grenzen|Los.  

VRR: Vielen Dank Herr Keuruf, für ihre Zeit. Auf Wiedersehen. (hoffentlich nicht) 

Herr Keuruf: Na endlich sind wir fertig. So! Dann geh ich mal zu meinen Bienchen. 

Herr Keuruf zündet sich eine fette Zigarre an und schenkt sich einen Drink ein. Wir verlassen den Besprechungsraum und laufen notgedrungen am Proberaum vorbei. Was wir da sehen wirkt beängstigend. Als die letzten Klänge des gecoverten Backstreet Boys Songs verklungen sind, springt Martin aus der Tür und übergibt sich. Wir ersehen Jo, der weinend über seinem Schlagzeug liegt und sich immer wieder mit den Drumsticks auf den Kopf schlägt. Marco hat schon gar keinen Bart mehr, den hat er sich vor Wut, eigenhändig ausgerissen. Ja und Vitz??? Der hat seinen Bass gegen die Whiskyflasche getauscht und wählt gerade der Telefonnummer der Seelsorge. Wir nehmen die Beine in die Hand und laufen, so schnell und lange, dass wir vergessen haben, dass wir ein Auto dabeihaben. 

Liebe Band Grenzen|Los. Es tut uns so leid. 

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.

Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.

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